Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
Vom Netzwerk:
alles wieder. Aber das kümmerte ihn nicht. Ihm war schwindlig, und jetzt kehrte auch der brüllende Hunger zurück. Wie etwas, das unter seiner zum Zerreißen gespannten Haut darum kämpfte, geboren zu werden.
    »Irgendwann kommt jeder an seine Grenze.« Finn schraubte die Flasche zu. »Sogar Jesus ist am Ende eingeknickt. Aber nicht wegen dem, was andere ihm antaten. Sein Druck rührte von Zweifeln her, er kam aus ihm selbst, aber er hatte immer die Freiheit der Wahl. Wir nennen es einfach Schicksal, wenn es zu spät ist, sich anders zu entscheiden. Doch mir ist klar geworden, dass ich dafür sorgen muss, dass du deine Entscheidungen selbst triffst und ich sie dir nicht aufzwingen darf. In der Hitze des Gefechts will der Mensch nur überleben.«
    Peter hatte keine Ahnung, wovon der Alte da faselte. Erst im Nachhinein ging ihm durch den Kopf, dass das Wasser mit irgendetwas versetzt gewesen sein könnte. Er bringt mich auf die sanfte Tour um , dachte er und musste dabei fast kichern. Das Wasser hatte eine beinahe berauschende Wirkung. Allerdings wurde der Hunger jetzt stärker, er bohrte sich wie ein Messer durch seine Eingeweide, und Peter unterdrückte ein Stöhnen, als sich sein Magen verkrampfte.
    Von draußen war das Klappern eines Schlüssels in einem Schloss zu hören, dann kam ein Schwall kalter Luft herein, als die Gefängnistür geöffnet wurde. »Ah«, sagte Finn und sah auf die Uhr. Die Hände auf die Knie gestützt, erhob er sich. »Gerade rechtzeitig.«
    Drei Wachmänner führten Davey mit Stockschlingen herein, die an seinem breiten Lederhalsband befestigt waren. Der Veränderte trug exakt dieselbe Uniform wie alle anderen in Finns Lager.
    Peters Herz begann wild zu pochen. Also war es tatsächlich bloß ein Trick gewesen. Finn hatte ihm vermutlich nur deshalb Wasser gegeben, damit er genug Kraft für einen letzten Kampf hatte.
    Wehr dich. An die Wand gestützt, schob sich Peter mühsam hoch, während die Wachen Davey zum Mittelgang bugsierten. Der Veränderte fixierte Peter mit glitzernden Augen, seine Nasenflügel blähten sich wie bei einem Jagdhund, der den Fuchs wittert. Peter rutschte ein Stück die Wand entlang und hangelte sich dann an den Stangen weiter in eine Ecke. Hier eingekeilt und mit den Stangen als Halt konnte er treten. Besser, als wenn Davey ihn mitten in der Zelle erwischte. Tritt ihm ins Gesicht, wenn du kannst . Seine Hände schlossen sich um das kalte Eisen. Egal was passiert, gib einfach nicht auf.
    »So ist es gut«, sagte Finn zu den Wachen, als sie die Zelle erreichten. »Bleibt da stehen.« Finn griff wieder nach seinem Tornister, und als er ihn öffnete, fuhr Daveys Kopf abrupt herum. Und tatsächlich, der veränderte Bursche stellte sich neugierig auf Zehenspitzen wie ein Kind, das an Halloween seine Lieblingssüßigkeiten aus der Schale zu fischen versucht.
    »Tut mir leid, Davey, das ist nicht für dich«, sagte Finn. Glucksend streckte er die Hand nach Davey aus und zauste ihm das Haar. Der Veränderte zeigte keinerlei Reaktion.
    Mein Gott, durchzuckte es Peter, er hat ihn wie einen Schoßhund abgerichtet.
    »Da haben wir es ja«, sagte Finn und zog ein mit weißem Papier umwickeltes Päckchen heraus. Wachspapier? Peter war sich nicht sicher. Er beobachtete, wie Finn in die Hocke ging, das Päckchen auf den Boden legte und langsam das Papier zurückschlug. Dampfwolken stiegen auf und verbreiteten das kräftige Aroma von frisch gegrilltem Fleisch und scharf angebratenem Fett.
    Ehe er sich’s versah, kam ihm ein Seufzer über die Lippen. Unter seiner Zunge sammelte sich Speichel, und das hungrige Tier in ihm versuchte, seine Kehle hochzukriechen.
    »Ja, riecht gut, nicht? Ich liebe ein gutes Steak. Ich hoffe, du magst es auch medium. Es ist übrigens ganz frisch. Erst heute Morgen geschlachtet.« Mit seinem Messer hob Finn das Muskelfleisch ein bisschen an, sodass Peter die kreuzförmigen Abdrücke des Grillrosts sehen konnte –
    Und die verblasste rote Tinte eines eintätowierten Herzens.
    Zuerst begriff er es nicht. Sein Blick heftete sich auf die Tätowierung, und sein Verstand ging an das Problem heran wie an eine schwierige Geometrieaufgabe. Hier war das Fleisch und … ein Tattoo; ein Steak und …
    »Nein!«, stieß er hervor und wich entsetzt zu den Gitterstäben zurück. Er wusste nicht, was schlimmer war: Diese unerbittlichen, mächtigen Klauen seines Hungers, die einfach nicht von ihm ablassen wollten – denn dieses Fleisch duftete so intensiv, und er war

Weitere Kostenlose Bücher