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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Blinzelnd spähte sie auf den asphaltierten Parkplatz und die drei Zapfsäulen hinunter. Neben einer der Säulen stand ein Toyota, den der Fahrer wohl zurückgelassen hatte, als der Strom für die Zapfsäule ausgefallen und der Wagen nicht mehr angesprungen war. Die Fahrertür stand offen, und unerklärlicherweise waren auch die Seitenfenster auf der Fahrer- und Beifahrerseite heruntergelassen. Hereingewehte Schneeflocken lagen auf den Vordersitzen und dem Armaturenbrett. Ein anderes Fahrzeug, ein Dodge Caravan, hatte offenbar gerade die Spur gewechselt, weil der Fahrer in die Tankstelle abbiegen wollte, seine beiden offenen Vordertüren standen ab wie riesige Ohren. Von ihrem Aussichtspunkt aus konnte Alex erkennen, dass auch die hinteren Schiebetüren geöffnet waren. Sie erkannte einen leeren Kinderautositz, und aus dem Fußraum ragte das weiche, zottelige Bein eines Stofftiers heraus. Bei dem Anblick gab es ihr einen Stich in die Brust, und sie musste wieder an Ellie denken.
    »Was siehst du?«
    »Keine Leichen.« Sie schaute zu Tom hinunter, der mit dem Rücken an dem Holzstapel lehnte. Er sah heute Morgen schlechter aus, fiebrig und krank, und was da von seiner Stirn perlte, waren wohl kaum geschmolzene Schneeflocken. Harlans Zweiundzwanziger hatte ihre verheerende Wirkung unter Beweis gestellt. Zwar hatte die Kugel keine Knochen zerschmettert, sie war aber auch nicht ausgetreten und steckte immer noch tief in Toms rechtem Oberschenkel. Erschrocken stellte Alex fest, dass das Stück Flanellstoff, mit dem sie die Wunde verbunden hatte, dunkel verfärbt war. »Du blutest wieder.«
    »Ja.« Toms Gesicht sah blass und blutleer aus, seine Augen hingegen glänzten unnatürlich. Er fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe. »Können wir rein?«
    »Ich glaube schon.« Ihr Blick wanderte vom Van zum Gebäude, einer trostlosen Mischung aus Tankstelle, Minimarkt und Anglerladen mit einem rostigen Blechdach und einem Schneehaufen darauf. Durch die dunklen verspiegelten Fenster konnte man nicht hineinschauen. Allerdings war die Vordertür fest verschlossen, und die Fenster waren unversehrt, möglicherweise wohnte also jemand dort. Der Schnee auf dem Parkplatz sah unberührt aus, mit Ausnahme von Tierspuren, die vermutlich von Hirschen stammten. Alex sog vorsichtig prüfend die Luft ein, roch aber nur Motoröl und Benzin.
    Bei einem raschen Blick auf ihr linkes Handgelenk verriet ihr Micky Maus, dass es fünf vor vier war. »Es wird bald dunkel und es scheint leer zu sein«, meinte sie. »Ich sehe mich mal dahinter ein bisschen um.«
    »Okay, aber halte die Glock griffbereit. Vielleicht sind wir nicht die Einzigen, die ein Plätzchen für die Nacht suchen.«
    Da hatte er recht. Sie wühlte unter ihrer Jacke nach der Pistole und zog sie aus dem Halfter, dann richtete sie sich auf. Schon von dieser geringen Anstrengung wurde ihr so schwindlig, dass sie an dem Holzstapel Halt suchen musste.
    »Alles in Ordnung?« Tom klang besorgt.
    »Alles bestens«, log sie. Ihre Hände zitterten, ihr war übel und sie fühlte sich unsäglich schwach. Ihr Magen war eine leere kalte Grube. Theoretisch konnte man eine Woche oder so überleben, wenn man nichts außer Wasser zu sich nahm, doch obwohl sie etwas zu essen gefunden hatten, war sich Alex nicht sicher, wie lange sie noch durchhalten konnte. Seit sie Ellie verloren hatten, waren sie auf sieben Häuser gestoßen, aber alle waren bereits komplett leer geräumt worden – einschließlich der Leichen. Erst beim allerletzten Haus hatten sie Glück gehabt, und auch das nur, weil sie querfeldein gegangen waren und Tom weit hinten im Wald reflektierendes Glas gesehen hatte. Das Glas entpuppte sich als das einzig verbliebene Fenster einer baufälligen Jagdhütte. Zwischen den verzogenen Brettern der uralten Tür waren breite Spalte entstanden, und durch die zerbrochenen Fenster war Schnee hereingeweht. In punkto Möbel gab es nur eine zerschlissene und von Mäusen zerfressene Couch und zwei aus dem Leim gegangene Stühle. Immerhin hatte Alex in einem der Zimmer einen schäbigen Rucksack gefunden.
    Das große Los zogen sie jedoch in der Küche: eine Schnur, ein Kerzenstummel, eine verbeulte Aluminiumpfanne, eine Dose Brennpaste, eine Packung Bleichmittel (fast leer), drei leere Wasserflaschen, vier Büchsen Sardinen, eine angebrochene Plastikdose Nussmischung, ein paar Brühwürfel mit Huhngeschmack und vier Päckchen Trockenfleisch, die den Mäusen irgendwie entgangen waren.
    Das war vor zwei

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