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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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betrachtete sie den Boden. Es waren Tiere hier gewesen – Wölfe, dachte sie, vielleicht auch ein paar Hunde – und mehrere Menschen. Der Boden glich einer Schablonenzeichnung rostfarbener Schuhabdrücke – allesamt alt, die Ränder nicht einmal mehr klebrig. Doch als ihr Blick den Spuren folgte, fiel ihr plötzlich etwas auf.
    Da war jemand barfuß gewesen.
    In der vierten Klasse hatten sie Robinson Crusoe gelesen. Soweit Alex sich erinnerte, war Crusoe entsetzt, als er auf die Fußspuren von Freitag stieß, weil er glaubte, der Teufel sei auf der Insel. Noch überraschender war für Crusoe dann aber die Erkenntnis, dass ihm nach seiner langen Einsamkeit der Gedanke an andere Menschen eine solche Heidenangst machte.
    Während Alex diese Fußabdrücke betrachtete, dachte sie an Crusoe. Sie hatten keine durchgeknallten Jugendlichen gesehen und nicht einmal Hinweise darauf, dass sie irgendwo in der Nähe der Häuser und Farmen gewesen waren. Offen gestanden wünschte sie sich, dass sie alle tot waren. Sie hoffte, dass diese Kannibalen-Kids mit ihren halb verschmorten Hirnen zu blöd waren, um im Winter überleben zu können.
    Sie stieß die Vordertür auf, zerrte den Toten an den Beinen hinaus und hoffte, dass sie nicht abfielen. Allerdings war es nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte, oder vielleicht war sie mittlerweile abgehärtet. So oder so, sie hatte keine andere Wahl, denn sie würde keinesfalls mit einer Leiche unter einem Dach übernachten. Nach der Verschnaufpause in dem nicht ganz so kalten Laden traf sie die Kälte wie ein Schock. Der Wind hatte zugenommen und jagte ihr den Schnee wie Eisnadeln ins Gesicht. Trotzdem war sie erleichtert, wieder frische Luft zu atmen, die nicht nach dem verwesenden Ned stank. Sie überlegte, ob sie die Arbeitsjacke aus dem Hinterzimmer holen und das Gesicht des Toten damit bedecken sollte, kam dann aber zu dem Schluss, dass sie bestimmt etwas Besseres damit anfangen konnte. Kurz empfand sie das Bedürfnis, sich bei Ned zu entschuldigen, ließ es dann aber doch sein.
    Als Alex zu Tom zurückkam, zitterte er vor Kälte. Halb stützte, halb zerrte sie ihn hinein, legte ihn auf den Boden und durchforstete dann den gesamten Laden. Zu essen gab es nichts, aber Alex entdeckte eine ungeöffnete Wasserflasche, die unter die Donut-Vitrine gerollt war. Neben der Vordertür grub sie eine Packung Mignon-Batterien unter einem umgeworfenen Zeitschriftenständer aus. Wer auch immer das Geschäft geplündert hatte, hatte anscheinend keine Angst vor Erkältungen gehabt und ganze Hände voll Aspirin, Paracetamol und Erkältungsmitteln in kleinen Folienbeuteln zurückgelassen, ebenso Papiertaschentücher und Lutschtabletten in Blechdosen.
    Die Registrierkasse hinter dem Tresen war offen und leer. Dass keine Zigaretten und kein Kautabak mehr da waren, erstaunte Alex nicht, allerdings wunderte es sie, dass der Plastikbehälter mit den Lotterielosen ebenfalls geplündert war – als ob es in der näheren Zukunft irgendwann wieder einen millionenschweren Jackpot zu knacken gäbe.
    Hinter dem Tresen befand sich ein kleines Büro. Die Tür war abgesperrt, aber der Schlüssel hing noch an einem Nagel neben der Kasse. Drinnen stand nur ein schlichter Metallschreibtisch mit einem Drehstuhl auf quietschenden Rollen. Alex fand in dem Schreibtisch ein paar Kugelschreiber, zwei Bleistifte, drei Büroklammern, Gummibänder und in der unteren Schublade eine halb volle Flasche Bourbon.
    Scheibenwischerflüssigkeit und Frostschutzmittel ließ sie stehen, doch den ganzen Rest steckte sie in ihren Rucksack. Bei dem Mehrzwecköl, dem Enteiser und den Nachfüllflaschen mit Motoröl war sie unschlüssig. Das Öl, überlegte sie, könnte ihnen von Nutzen sein … man könnte Lappen damit tränken und in eine Plastiktüte stecken. Also verstaute sie ein paar Dosen Mehrzwecköl in der Tasche ihrer Schaffelljacke. Sie hatte keine Ahnung, was sie damit anfangen wollte, aber es würde ihr schon etwas einfallen.
    Dann riss sie eine Packung Paracetamol auf und ließ Tom die Tabletten zusammen mit dem Rest Wasser schlucken. Obwohl es in dem Laden kalt war, glänzte Schweiß auf Toms Stirn. Sein Haar war feucht, aber als sie die Hand auf seine Stirn legte, fühlte sie sich sehr heiß an. »Du hast Fieber«, stellte sie fest.
    »Wu-Wundinf-fektion.« Er zitterte so stark, dass sie seine Zähne klappern hörte. »Ich k-kann es riechen.«
    Das konnte sie auch, sogar ohne ihren besonderen Sinn. Als sie den Verband abnahm,

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