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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Tagen gewesen, und jetzt waren sie bei einer Dose Sardinen, vier Brühwürfeln und drei Päckchen Trockenfleisch angelangt. In dem leeren Nussbehälter bewahrte sie das Bleichmittel auf und nahm jeweils einen Tropfen davon, um Trinkwasser zu sterilisieren, wenn sie neues brauchten. Die Hungerrationen für sie beide hatte sie mit einer Handvoll Fischchen aufgepeppt, die sie mit Toms Unterhemd als Netz gefangen hatte. Das war gestern gewesen. Ansonsten aß Tom nicht viel, trank vor allem Hühnerbrühe und Wasser, und sein ohnehin schon schmales Gesicht wirkte ausgezehrt. An Waffen besaßen sie nur mehr die von Alex: das Stiefelmesser und die Glock. Die Patronen wollten sie jedoch nicht für die Jagd auf Wild vergeuden. Es wäre vielleicht etwas anderes gewesen, wenn sie an einem Platz geblieben wären, eine gemütliche Hütte oder ein Zelt gehabt, Fallen aufgestellt und vor allem Köder gehabt hätten. Aber Tom ging es zusehends schlechter, und sie kamen nur sehr langsam voran, viel langsamer als Alex damals mit Ellie, denn jetzt, auf ihrem Marsch nach Südwesten, bei dem sie sich anhand von Erinnerungen und mittels Koppelnavigation orientierten, konnte sich Tom nur humpelnd fortbewegen.
    Tom hoffte, dass Brett auf ihn gehört hatte und nach Westen gefahren war. Wenn ja, dann mussten er und sein Anhang an Rule vorbeikommen. Sofern Harlans Informationen zutrafen, würde man sie dort möglicherweise aufnehmen. Und wenn Tom und Alex es ebenfalls dorthin schafften, würden sie vielleicht Ellie wiedersehen.
    Vielleicht. Das Einzige, was Alex im Moment interessierte, war, Hilfe für Tom zu finden.
    Hoffentlich reichte die Zeit.
    Vorsichtig schlich sie sich von hinten an den Laden heran. Sie stieß auf einen aufgebockten verrosteten Lastwagen. Neben einem Holzständer sah sie einen offenen Müllcontainer, in dem sich zusammengeklappte Kartons türmten. Davor standen drei rostige, zu einer kleinen Pyramide angeordnete Farbdosen und ein schneebedeckter Stapel aus vier Reifen, der an vergessene Chips eines Flohspiels erinnerte.
    Es gab eine Hintertür mit einer unverschlossenen Fliegengittertür, die durch den hereingewehten Schnee offen gehalten wurde. Sie gab ein durchdringendes, protestierendes Quietschen von sich, das Alex zusammenzucken ließ. Als sie den Türknopf zu drehen versuchte, leistete er keinen Widerstand. Mit der Stiefelspitze schob sie sachte die Tür auf. Angespannt wartete sie auf den Knall einer Flinte, aber nichts geschah.
    Sie betrat den kleinen hinteren Flur. Eine Werkzeugwand mit Haken war an der Wand befestigt, und daran hing immer noch eine Jacke, hellblau mit dunkelblauen Stretchbündchen und einem mit schwarzem Faden gestickten Schriftzug »Ned« über der linken Brusttasche. Ein Paar Stiefel stand darunter.
    Die nächste Tür führte in einen kurzen, schmalen Flur. Linker Hand befand sich ein stinkendes WC, die Toilette war nach dem Stromausfall weiter benutzt worden, bis die faulige, stinkende Masse übergelaufen war. Als sie den Flur weiterging, sah Alex die Vordertür und die Ecke einer Donut-Vitrine.
    Da schlug ihr der Geruch entgegen, stärker als der Fäkaliengestank aus der Toilette: Fäulnisgase wie in einer Kanalisation und so brutal, dass sich ihr Magen hob. Sie wusste, was sie vorfinden würde.
    Der Laden war ein einziges Chaos: leer geräumte Regale, aufgeplatzte Getränkekartons, ein zertretener Donut, der von der ansonsten leeren Donut-Vitrine heruntergefallen war. Jemand hatte einen Karton Eier vor den stromlosen Kühltruhen fallen lassen. Schalenstücke und ausgelaufene Dotter hatten sich mit einem Milchsee vermischt und waren zu einer rotzfarbenen Kruste vertrocknet. In den Kühltruhen herrschte gähnende Leere. Rechts von der Vordertür befanden sich Regale mit Keilriemen, Flaschen mit Öl, Frostschutzmittel und Scheibenwischerflüssigkeit, die relativ unberührt aussahen.
    Das konnte man von der Leiche allerdings nicht sagen.
    Der Tote lag in einer Lache getrockneten Bluts im vorderen Teil des Ladens. Der größte Teil seines Gesichts war nicht mehr vorhanden. Da die Lippen und das meiste Zahnfleisch fehlten, ragten seine Zähne – nikotinverfärbt und teilweise kariös – wie Zeltstangen aus seinem Mund. Das Rückenteil seines Hemds und seine Jeans waren völlig zerfetzt, Muskeln und Haut so sauber von den Knochen abgelöst wie bei einem Brathuhn.
    Vor drei Wochen, einem Monat, sechs Wochen … hätte sich Alex wahrscheinlich übergeben. Oder wäre schreiend weggerannt. Jetzt

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