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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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mich.
    »Ellie!« Sie war so verwirrt, dass sie zuerst glaubte, der Menschenfresser riefe sie. Nein, von links. Ihr Blick ging ruckartig zum Festland.
    Dort zeichnete sich eine Gestalt deutlich vor dem blauen Himmel ab. Mit einem Gewehr.
    »Ellie!«, rief Chris. »Nicht bewegen!«

20
    M it einem leisen, aber vernehmlichen Plopp bohrte sich die Nadel in das linke Auge des Jägers. Alex hatte so viel Schwung, dass sie nicht bremsen konnte. Sie stürzten gemeinsam, der Jäger kippte um, während Alex die Spritze umklammert hielt und sie tief hineintrieb. Sie spürte, wie die Kanüle den dünnen Knochen hinter dem Augapfel ankratzte und dann durchstieß. Wenn nicht das Pfeifen in ihrem linken Ohr gewesen wäre, hätte sie das Pffft gehört, mit dem das Betäubungsmittel unter Druck ins Hirn des Jägers strömte.
    Schlagartig erstarrte der Mann. Sein verbliebenes, altersgetrübtes Auge trat hervor. Sein Mund klaffte auf.
    Nicht schreien, nicht schreien! Alex ließ die Spritze los und presste beide Hände auf die Lippen des Alten. Seine Backen blähten sich. Unter ihren Händen drangen nur gedämpfte Laute hervor. Das unversehrte Auge des Jägers starrte sie ungläubig und wütend an. Ob er allerdings überhaupt etwas sah, wusste sie nicht, sie hoffte, dass das nur noch Reflexe waren. Sein Körper begann zu beben, seine Hände zitterten, die Spritze mit dem fröhlich roten Pfeilende wackelte hin und her, die Stiefel des Alten trommelten im Schnee.
    Zu ihrer Linken spürte Alex die Nähe des Wolfshunds und warf ihm einen Blick zu. Er stellte die Ohren auf, der Schwanz war fast horizontal, und er fletschte die Zähne. Aus seinem Geruch las sie nur Bedrohung. Wenn er es auf sie abgesehen hätte, würde sie schon bluten. He, du großer Junge, was bist du denn für ein Spinner.
    Das hektische Keuchen des Jägers unter ihren Händen hatte aufgehört. Anklagend schaute das einsame glasige Auge zu ihr hoch. Einen Moment später hörte sie ein Klicken aus dem Funkgerät des Toten.
    Nichts wie weg hier. Sie schleppte sich zurück zur Fichte, zog ihren Parka an und holte die Stiefel aus dem Schnee. Der Wolfshund folgte ihr auf dem Fuße, seine Unruhe war wie ein rotes Prickeln in ihrer Nase. Er machte zwei lautlose tänzelnde Schritte, eine klare Botschaft: Gehen wir.
    »Ganz deiner Meinung.« Aber wohin? Nach ein paar Metern würde sie auf dem jungfräulichen Schnee unübersehbare Spuren hinterlassen, und die anderen hatten Waffen. Ihr Blick fiel auf den toten Jäger – und seine Springfield. Es war kein Schuss mehr darin, aber sie roch weitere Munition in der linken vorderen Tasche der Tarnjacke. Ja, aber wenn du das Gewehr nimmst, wissen sie, dass du bewaffnet bist. Womöglich forderten sie Verstärkung an, und dann war sie aufgeschmissen. Aufgeschmissen wäre sie aber wohl so oder so, wenn sie nicht diesen veränderten Jungen ausschaltete. Nur, vielleicht brauchten sie den ja gar nicht. Dieses Pusch-pusch-los-los würde sie irgendwann zermürben. Wenn das Monster wieder sprang oder, noch schlimmer, sich der rote Sturm hinter ihre Augen schob  …
    Ach, verdammt. Sie griff nach dem Gewehr. Kampflos gebe ich mich nicht geschlagen.
    Doch vielleicht kam es gar nicht so weit. Wenn sie sich verstecken könnte  … Aber wie? Wie versteckt man sich vor den Veränderten? Seit dem ersten Schuss des Jägers auf das Baumhaus waren etwa fünf Minuten vergangen. Der Geruch nach Chemotherapie kam immer näher, er stürmte nicht direkt auf sie zu, aber bewegte sich doch auf dem kürzesten Weg dorthin, wo der letzte Schuss gefallen war. Wenn das Funkgerät weiter so klickte, würden sie die Leiche noch schneller finden.
    Was ihr jedoch noch mehr Sorgen machte – jetzt, wo sie darauf achtete – war das stetig zunehmende Pochen des Pusch-pusch-los-los. Vielleicht war es ja genau das, was der rote Sturm wollte. Wenn sie die Kontrolle über sich verlor, dann war sie wohl für andere leichter zu kontrollieren – oder zumindest leichter zu finden. Ihr Verstand riet ihr eindringlich zur Flucht. Aber ihr Reptiliengehirn, all ihre Instinkte meinten, sich zu verstecken sei besser. Manchmal stellten sich Kaninchen gar nicht so dumm an. Mach dich klein, rühr dich nicht, zieh keine Aufmerksamkeit auf dich.
    Zieh keine Aufmerksamkeit auf dich. Sie warf dem Wolfshund, der sie beobachtete, einen Blick zu. Darth hat dich nicht gesehen. Vielleicht hat er dich nicht bemerkt. Oder konnte er nicht? Zu spät, um das herauszufinden. Der metallische Gestank des

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