Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)
wusste, es gibt einen Grund, warum Gott das Bett erfunden hat … Entschuldigung, hab nichts gesagt.« Er hob abwehrend die Hand. »Du brauchst nicht noch mal zu verkünden, dass du nicht um meine Begleitung gebeten hast … «
»Na ja, hab ich auch nicht«, meinte Chris.
»Den Spruch kannst du dir … «, fing Jayden an.
»… in den Hintern schieben«, ergänzte Ellie ohne die Spur eines Lächelns, obwohl Mina grinste.
»Genau.« Jayden drehte sich um und stapfte in den Wald. »Bis gleich.«
Chris beobachtete, wie Ellie zuerst größere Zweige zu Anzündholz zerbrach, dann ihr Messer herauszog und sorgfältig die Rinde abschälte. »Das machst du gut.«
»Alex hat es mir beigebracht«, erwiderte sie, ohne den Blick von ihrer Arbeit zu heben. Seit sie losgezogen waren, hatte das kleine Mädchen nur das Nötigste mit ihm gesprochen. Doch er drängte sie nicht. Er war sowieso erstaunt, dass sie und Jayden darauf bestanden hatten, ihn zu begleiten, obwohl er Jaydens Beweggründe noch halbwegs nachvollziehen konnte. Es geht nicht nur um dich. Ich habe Lena schon vor dir gekannt, und ich weiß sowieso nicht, ob ich es jetzt noch mit Hannah aushalten würde. Ellie wiederum hatte sich schlicht geweigert, sich umstimmen zu lassen: Ich habe mich entschieden. Mehr hatte sie nicht dazu gesagt. Hannah war vor Wut fast geplatzt. Aber was hätte sie – oder Chris – einwenden können? »Wie viele Tage sind es noch bis Rule?«, fragte Ellie.
»Wenn wir uns beeilen? Zwei, höchstens drei, vor allem wenn das Wetter hält.«
»Wirst du sie umbringen?«
Er wusste, wen sie meinte. »Falls wir sie zu Gesicht bekommen. Deswegen bin ich ja überhaupt erst losgezogen.«
»Ich weiß nicht, ob du das tun solltest. Lena erschießen, meine ich. Ich finde, sie ist immer noch … anders.«
»Wieso meinst du das?«
»Weil ich ihr zweimal ziemlich nahe gekommen bin und ihr Gesicht gut sehen konnte. Du kennst doch diesen hungrigen Blick, den die Menschenfresser kriegen? Als ob sie am Verhungern sind und du ein leckeres Würstchen bist? Sie war nicht ganz so. Und auch ihre Augen sahen aus … «, sie suchte nach dem richtigen Wort, »als ob es ihr leidtut . Wie damals bei meinem Dad, als er zurück in den Irak ging. Es war sein Job. Er hatte keine Wahl. Ich glaube, Lena geht es auch so. Sie kann nicht anders.«
»Wenn sie nichts dagegen tun kann, spielt das keine Rolle. Es ist ja nicht so, als ob sie krank wäre und wir abwarten können, bis sie wieder gesund ist. Wir wissen nicht, ob das jemals passieren wird. Es wäre nicht richtig, zuzulassen, dass sie davonkommt und anderen Menschen wehtut … sie umbringt.« Selbst wenn sie sich elend dabei fühlte, obwohl das Wunschdenken war. Die Lena, die er gesehen hatte, war wie ein wildes Tier, und auch in seinen Träumen war sie nie etwas anderes.
Aber was ist Peter?
»Was ist, wenn sie es kann?«, fragte Ellie. »Damit aufhören?«
»Das abzuwarten, können wir nicht riskieren, Ellie.«
»Okay.« Die Miene des kleinen Mädchens war wieder verschlossen. Sie griff in eine Tasche ihres Parkas und zog einen kleinen Plastikbehälter heraus, von dem sie den Deckel abschraubte. Der zähflüssige Inhalt roch nach Terpentin.
So viel hatte sie seit Tagen nicht mit ihm gesprochen. Um das Gespräch in Gang zu halten, fragte Chris: »Hat Alex dir das auch beigebracht?«
»Ja. Ich hab in der Nähe einen guten Baum gefunden.« Mit einem Stöckchen klaubte sie einen centgroßen Tropfen Harz heraus. »Aber versuch nicht, dich einzuschleimen. Ich rede nicht mit dir.«
»Okay.« Chris versuchte im Stehen, seine Waden zu entkrampfen. »Wie lange hast du geschlafen?«
»Lang genug.« Über einem Häufchen Rinde und Nadeln kratzte sie am Feuerstein. Funken sprühten. Eine Hand schützend um den Zunder gelegt, pustete Ellie, bis eine gelbe Flamme leckte, dann schob sie das Häufchen unter lose übereinandergeschichtete Zweige. »Ist Peter so was wie dein bester Freund?«
»Ja.« Zu beobachten, wie ein Feuer entstand, hatte immer etwas Hypnotisches. »Der beste, den ich je hatte.«
»Hast du ihn lange gekannt?«
»Nein, aber es fühlt sich so an.«
»Hast du Angst, dass er tot ist?«
Das war eine seltsame Frage. »Wie kommst du darauf?«
Ohne ihn anzusehen, zuckte sie mit der Schulter. »Weil ich glaube, dass du dir nicht sicher bist. Du hast ihn eben im Schlaf danach gefragt.«
»Es war ein Traum.«
»Vielleicht. Aber als du krank warst, da habe ich manchmal bei dir gesessen. Du
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