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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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ich, dass der Rat mir zuhört. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich einfach abknallen«, log er.
    »Das werden sie nicht«, sagte Ellie und zog ein Stück Trockenfisch aus dem Beutel.
    »Ach?« Jayden hob die Augenbrauen. »Und das weißt du so genau, weil  … ?«
    »Weil sie«, Ellie nagte an dem Fisch, der die Farbe von vergilbter Wäsche hatte, »zuerst durch mich durchschießen müssten.«
    Chris und Jayden sahen sich an. »Wie bitte?«, fragte Chris.
    »Ich hab dir das Leben gerettet, Chris. Seitdem bin ich für dich verantwortlich.«
    »Ist es nicht andersherum?«, fragte Jayden. »Dass er dir was schuldet?«
    »Ja, aber er hat mich schon aus dem See gerettet.«
    »Also sind wir quitt«, meinte Chris. »Ich werde nicht zulassen, dass du etwas Dummes tust, Ellie.«
    »Zu spät, ich bin ja schon mitgekommen.« Sie sah die beiden an. »Also mal im Ernst, Jungs. Glaubt ihr denn, die würden ein süßes kleines Mädchen und ihren kleinen Hund abknallen?«
    »Ich  … «, setzte Chris an, bevor er den Mund wieder zuklappte. Er und Jayden tauschten einen langen Blick, dann prusteten sie los.
    »Seht ihr?« Ellie sah sehr zufrieden mit sich aus. Sie hielt Chris den Beutel hin. »Ein bisschen Fisch?«

33
    M it Jeds Karten und der Skizze, auf der Weller mal die Straßen und Gebäude von Rule, die Zone, die Spähposten und die Zufahrtswege eingezeichnet hatte, hätte Tom leicht gefunden, wonach er suchte. Doch wie beim See zeigten ihm auch hier bereits die Krähen den Weg, die über dem Wald südwestlich von Rule träge ihre Kreise in die Luft malten. Inzwischen war es März und die Tagestemperaturen lagen meist über dem Gefrierpunkt, also war auch der leichte Verwesungsgeruch hilfreich. Ebenso wie sein Pferd, das schon mehrere Hundert Meter vorher scheute und sich partout nicht mehr vom Fleck rühren wollte. Auch gut. Zu Fuß waren seine Chancen besser, unbemerkt in den Ort zu gelangen. Also lud er seine Ausrüstung ab, halfterte das Pferd ab und gab ihm einen Klaps, um es fortzuschicken.
    Wenn man es nicht besser wusste, dachte Tom, hätte man beinahe glauben können, dass man in irgendeine Horrorgeschichte geraten war, in der das Dorf die lokalen Götter mit gelegentlichen Opfern milde stimmen wollte. Doch er wusste es besser. Die Geschichte von Rule war in die überall verstreuten, sich bräunlich verfärbenden Knochen eingeschrieben, mit Zähnen und Messern eingekerbt; auch die Überreste von Kleidung und weggeworfene Rucksäcke gaben Zeugnis ebenso wie eine reifbedeckte, zottelige Perücke, von der außer dem zerrissenen Netz und ein paar Strähnen allzu roten Haars nicht mehr viel übrig war.
    Was Tom aber fast noch mehr beunruhigte, war die eingestürzte Pyramide aus verrottenden Menschenschädeln am Ende eines grotesken Prozessionswegs. Hier häuften sich Fragmente von Tierskeletten auf dem schmelzenden Schnee unter immer noch sacht in den Ästen wiegenden Brustkörben. Der Schädelform und dem Gebiss nach stammten die Überreste wohl von Wölfen. Die ganze Szenerie wirkte, als hätten hier Rituale stattgefunden, und erinnerte ihn an Blair Witch Project . Er fragte sich, ob dieser Platz vom Wolfsstamm beansprucht worden war, jenen Chuckies, bei denen Cindi Alex gesehen hatte. Falls ja, dann stand er jetzt vielleicht an derselben Stelle wie einst Alex. Tom wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Omen war.
    Jedenfalls sind schon eine ganze Weile keine Chuckies mehr hier gewesen. Tom beobachtete, wie die Krähen auf dem Durcheinander aus menschlichen Schädeln und Unterkiefern herumhüpften. Nur noch selten hing ein ledriger Hautfetzen oder ein verdorrter Muskelstrang an einem Knochen. Aber die Pyramide war nicht einfach so zerfallen, die Schädel waren, zum Teil aus beträchtlicher Höhe, in den Schnee hinuntergestoßen worden. Einer lag weit rechts, seiner Position nach hatte ihn jemand wie einen Tennisball schwungvoll dorthin geschlagen. Daneben knäulten sich blutbefleckte, zerfetzte Kleidungsstücke, ein Parka und ein Flanellhemd. Vielleicht bei einem Kampf zerrissen, doch die Trennkanten waren nicht so ausgefranst, wie es bei einem Riss zu erwarten gewesen wäre. Also vermutlich eher ein überlanges, scharfes Messer.
    Aber wo war die Flut von Chuckies, die angeblich über Rule hereinbrechen sollte? In den letzten vier Tagen hatte Tom lediglich ein paar vereinzelte gesehen, und die in großer Entfernung – allerdings zweimal am helllichten Nachmittag, ein weiterer Grund zur Sorge.
    Tom

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