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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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majestätisch wie eine Königin, mit medusenhaftem Haar und schwarzen Spiegelaugen.
    »Was soll das?«, fragte er sie. »Warum bin ich hier? Das ist nicht mein Albtraum, das ist nicht einmal meine eigene Erinnerung. Sie gehört Peter und Simon  … «
    »Ich muss noch mal runter.« Peter zog sich die Rettungsweste aus. Darunter trug er einen klitschnassen weißen Tarnanzug und ein komisches Ding um seinen Hals, breit und schwarz  … ein Halsband? »Penny ist noch im Boot, sie ist noch  … « Er riss sich die wasserdichte Taschenlampe vom Gürtel und sprang ins Wasser.
    »Begleite ihn«, sagte Jess. »Es ist dunkel dort unten und kalt. Er wird sich trotz der Lampe verirren.«
    »Nein.« Chris schauderte. Seine Arme waren von Gänsehaut überzogen. »Und lass mich in Ruhe. Das ist sein Albtraum, nicht meiner.«
    »Und Simons.«
    »Sollen sie ihn doch behalten. Ich hab genug eigene Probleme. Bitte, Jess.« Er schloss die Augen, hörte aber immer noch das Kreischen der Möwen über sich, und wie das Wasser gegen das Gummi schwappte. »Ich habe Ellie die Wahrheit über Alex erzählt. Ich bin auf dem Weg nach Rule. Und wenn ich mich nicht irre, folgt Lena mir. Hannah und Isaac sind also sicher, zumindest vor ihr. Was willst du denn noch von mir? Wann reicht es endlich?«
    »Die Wahrheit kommt durch Blut und Wasser.«, sagte Jess. »Wenn dir Peter wirklich wichtig ist, dann ist das die einzige Möglichkeit, Chris.«
    »Was soll das heißen, Jess?« Er hielt die Augen fest geschlossen, denn er ertrug seinen Anblick in diesen schwarzen Spiegeln nicht: seltsam spinnenartig, zugleich er selbst und doch etwas Fremdes. Wie ist das passiert? Warum? »Lebt Peter? Geht es darum?«
    »Möchtest du, dass er lebt?«
    »O ja.«
    »Dann folge ihm in die Dunkelheit, Chris.« Er spürte ihre Hände auf seinem Rücken. »Aber vergiss nicht, die Luft anzuhalten.«
    »Es ist ein Traum, Jess.« Als er die Augen öffnete, starrte er auf seinen Wasser-Zwilling hinunter. »In Träumen kann man nicht sterben.«
    »Es ist Peters Albtraum«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass du es ausprobieren willst.« Sie gab ihm einen Schubs.
    Das Wasser war so kalt, dass es brannte. Chris sank hinunter, das Wasser zog ihn wie mit Ketten in die Tiefe. Unten sah er das Zucken von Peters Taschenlampe und einen sinkenden, ausgebrannten Bootsrumpf. Vom Achterdeck war nicht mehr viel übrig, vom Ruderhaus nur noch Bruchstücke; das durch das Feuer entstandene Loch klaffte wie eine Wunde. Er hatte keine Wahl. Man hatte ihn in die Pflicht genommen. Der zunehmende Druck schnürte ihm die Lungen zusammen. In dem tintenschwarzen Wasser traute sich Chris nicht, den Blick von Peter und dem Boot abzuwenden. Als er zu ihm aufschloss, richtete Peter die Taschenlampe ein Stück nach oben. Wie durch ein Wunder war das Achterdeck über dem Maschinenraum intakt geblieben. Mithilfe einer Metallleiter schlängelte sich Peter durch eine viereckige Luke.
    Chris folgte ihm. Im Wrack war das aufgewühlte Wasser sogar noch dunkler, die Strudel erinnerten ihn an Rauchschwaden. Als er unter der Decke auftauchte, in einer engen Blase aus Luft und Schreien, wurde ihm klar, dass es sich dabei um Blut handelte.
    »Ganz ruhig, du musst dich beruhigen!«, rief Peter. Beide Mädchen klammerten sich an einem Rohr fest. Chris erkannte auf Anhieb, welche von ihnen Penny war; das kreischende Mädchen hatte Peters Kinn und seine Augen. Auch die andere, die viel älter wirkte, hatte panische Angst. Aus ihrer klaffenden Kopfwunde pulste Blut. »Schwimm mir einfach hinterher, Penny«, sagte Peter. »Wir kommen alle hier raus, versprochen.«
    »Ich kann nicht!« Pennys Lippen verkrampften sich vor Entsetzen. »So lange kann ich nicht die Luft anhalten. Ich werde ertrinken, ich werde sterben!«
    »Penny.« Peter versuchte, die Hand seiner Schwester vom Rohr zu lösen. »Komm, lass los  … «
    »Ich kann nicht!« Strampelnd verlor sie den Halt. »Ich will nicht sterben, ich will nicht  … «
    »Hilf mir.« Das andere Mädchen war weiß wie Marmor, ihr Blut im Licht von Peters Taschenlampe fast schwarz. Wasser schwappte ihr gegen das Kinn. »Ich kann nicht schwimmen, ich  … «
    »Wir können nicht beide gleichzeitig hochbringen.« In Peters schreckgeweiteten Augen standen Tränen. »Penny können wir nur zu zweit hochziehen, wir müssen  … «
    » N-n ein.« Dem anderen Mädchen rutschte eine Hand ab, und sie fuchtelte wild mit dem Arm. Der Lufteinschluss war auf gerade mal fünfzehn

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