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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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spärlichen Schnee am Ufer hin und her wandern, um eine Stelle zu finden, wo er nicht gleich ins Wasser fallen würde. Das Licht glitt über einen matschigen Schneeflecken hinweg, doch erst kurz danach fiel Luke auf, was er dort gesehen hatte. Verblüfft richtete er den Lichtkegel erneut auf die Stelle und bemerkte zwei Dinge: erstens lag ringsum über allem eine dünne Schneedecke – außer auf einem Felsbrocken; und zweitens: drei Pfotenabdrücke. Wahrscheinlich hatte ein Tier im Schnee gewühlt. Zuerst dachte Luke: Wolf. Wenn auch ein Riesenvieh. Der Abdruck war größer als seine Hand und ziemlich frisch. Also noch nicht lange her.
    Plötzlich fand er den Wachposten mit der Knarre doch ziemlich beruhigend. Jetzt aber schnell. Einem hungrigen Wolf wollte er jetzt wirklich nicht vor die Schnauze laufen. Er hatte schon genug Probleme. Mit klopfendem Herzen wandte er sich nach rechts, ließ den Strahl der Taschenlampe über den gewundenen Bachlauf gleiten – und erstarrte, als zwei grüne Punkte aufleuchteten und daneben das silberne Oval eines Gesichts.
    Die grünen Augen gehörten einem riesenhaften grau-weißen Wolf.
    Aber das Gesicht war das eines Mädchens.

42
    L uke war so entsetzt, dass ihm ein Schrei in die Kehle stieg, den er erst im letzten Moment unterdrückte. Der Drang, sich umzudrehen und wegzurennen, war fast übermächtig, der Strahl seiner Taschenlampe zitterte.
    Der Wolf rührte sich nicht, wohl aber das Mädchen. Sie legte den Finger warnend an die Lippen und krümmte dann die Hand wie Morpheus in Matrix , als er Neo mit einer Geste signalisiert: Komm her.
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er: Du machst wohl Witze . Das war hier ja fast wie bei Rotkäppchen . Er sollte zu einer fremden Jugendlichen gehen, die genau im richtigen Alter war, eine Chucky zu sein? Bloß nicht. Dann aber überlegte er, dass sich dieses Mädchen a) versteckte und b) mit einem Tier unterwegs war und dass außer Finns seltsamen Chuckies alle anderen, von denen er wusste, nicht lange fackelten, ehe sie einen verspeisten.
    »Hey, Junge, was ist  … « Die Stimme des Wachpostens ging in einem Räuspern unter, dann hustete er irgendwas tief aus seiner Lunge. Er spie aus, krächzte: »Verdammte Fluppen«, und rief dann lauter: »Wo bleibst du denn?«
    »Äh  … « Luke hatte es erst mal die Sprache verschlagen. Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Hier ist eine Menge Eis«, antwortete er dann. »Brauche noch ein bisschen.«
    Die Wache brummelte irgendwas, und Luke fürchtete schon, der Kerl würde doch noch zu ihm heruntersteigen. Aber dann zeigte ihm eine Flamme, dass er sich die nächste Kippe anzündete. Er drehte sich wieder um, und da war das Mädchen höchstens noch eine Armlänge von ihm entfernt. Ihr Wolf – eher ein wirklich riesiger Husky oder so was – stand in Habachtstellung neben ihr.
    »Wer bist du?«, flüsterte er.
    »Wie viele Wachen?«, murmelte sie. Jetzt, wo sie nah bei ihm stand, schätzte er sie auf siebzehn oder achtzehn. Sie trug eine coole Tarnjacke mit Fransen, die eng zugezogene Kapuze betonte die hohen Wangenknochen, die schmale Nase und das entschlossene Kinn. Auf ihrer Stirn war gerade noch der spitze Haaransatz zu sehen, die Haarfarbe konnte er allerdings nicht erkennen. Ihre Augen waren von einem intensiven Smaragdgrün und leuchteten wie die des Wolfs. Die Kleidung und ihre rauen Hände ließen darauf schließen, dass sie schon lange allein im Wald unterwegs war – ganz zu schweigen von der Springfield und den um die Schenkel geschnallten Messern. Sie sah wie ein wildes Wolfsmädchen aus.
    »Vier. Einer hier, drei hinten bei den Zelten.« Nach einer kurzen Pause: »Kommst du aus Rule?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Waffen?«
    »Uzis. Und alle haben Revolver.«
    Sie zog die Brauen zusammen. »Kannst du mit einem Gewehr umgehen?« Als er nickte, sagte sie: »Lock die Wache runter.«
    Es lag ihm auf der Zunge zu fragen, was sie vorhatte, doch dann merkte er selbst, wie dumm das war. Nickend richtete er sich auf und rief: »Hey, ich brauch Hilfe hier unten. Ich  … ich  … «
    »Was zum Teufel ist los?«, fragte der Posten gelangweilt. »Is was passiert?« Es schien ihn nicht sonderlich zu interessieren.
    Luke gelang es, ein bisschen jämmerlich zu klingen. »Ich bin reingefallen.« Er platschte mit der Hand in dem eisigen Wasser. »Dabei hab ich meinen Stiefel verloren. Ich kann ihn nicht finden und  … «
    »Ach Gott.« Ein ärgerlicher Seufzer, dann schwere Tritte.

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