Ashes to Ashes (German Edition)
seine eigene Welt, in der er sich frei
bewegen konnte. Doch deren Tore reichten nicht bis in die Gasthäuser der Stadt…
Der vereiste Schnee ächzte schwer unter Duncans
Schritten, während er die Gassen des Dorfes entlang lief, als sich plötzlich ein
unregelmäßiges Knarren in die Laute seiner eigenen einsamen Fußstapfen mischte.
Er horchte auf, während er seinen Schritt etwas beschleunigte, ganz dezent, um
nicht den Anschein zu erwecken, er müsse vor irgendwem davonlaufen. Innerlich
war er augenblicklich angespannt, denn es war äußerst ungewöhnlich, zu dieser
Stunde in diesem verlassenen Gässchen eine Menschenseele anzutreffen.
Die Schritte kamen näher. Duncan tastete nach
seinem Schwert, musste mit einem leisen Fluchen feststellen, dass er es mitsamt
seiner Rüstung abgelegt hatte, bevor er sich auf den Weg zum Gasthaus begeben
hatte. Wie gut, dass er stets einen Dolch mit sich führte, verborgen in seinem
rechten Stiefel.
Flink huschte er nach rechts, wo sich die Gasse
in eine Kreuzung gabelte. Vielleicht war es wirklich nur ein harmloser
nächtlicher Wanderer, der hinter ihm herlief und er würde einfach weiter
schreiten, ohne auch nur Notiz von Duncans plötzlichem Verschwinden zu nehmen.
Aber die Schritte verebbten.
Die Nacht schwieg.
Duncan presste sich fest gegen die Hauswand,
atmete heftig, doch leise, während er angestrengt versuchte, auf ein Geräusch,
auf das Rascheln einer Robe oder das Knarren einer Sohle zu lauschen.
/Zu dieser Stunde habe ich wahrlich keine Lust
darauf, Katz’ und Maus zu spielen! Zumal wenn es ganz danach aussieht, als wäre ich die Beute… Weshalb drehen wir
den Spieß an dieser Stelle nicht einfach einmal herum?/
Mit einem ruckartigen Satz schnellte er aus
seinem finsteren Versteck hervor, zog dabei seinen Dolch aus dem Stiefel,
während sich jeder Muskel in seinem Körper anspannte.
Er schleuderte die Waffe seinem Gegenüber
entgegen, einer vermummten Gestalt, die das Gesicht in einer Kutte verborgen
hielt.
Was Duncan allerdings irritierte, war die
Tatsache, dass der Fremde nicht vor ihm zurück schreckte. - Nein, stattdessen
trat er lediglich einen Schritt beiseite, um einem etwaigen Hieb seines
Angreifers auszuweichen.
„Was ist… Wer seid Ihr?“, verlangte Duncan zu
wissen, beobachtete mit misstrauisch zusammengekniffenen Lidern, wie der Fremde
die Kapuze zurückwarf. Das kantige Gesicht kam ihm bekannt vor, aber so richtig
einzuordnen vermochte er es in jenem Augenblick nicht.
„Was wollt Ihr von mir?“
Ein Knarren hinter seinem Rücken ließ den jungen
Ritter leicht zusammenzucken, doch er beherrschte sich, warf lediglich einen
knappen Blick zurück, in die grinsenden Gesichter zweier anderer Männer.
Dem einen fehlten die Schneidezähne, dem anderen
alle Haare.
„Im Namen des Prinzen komm mit uns Bursche und
hör auf mit diesen Kindereien!“, lispelte ihm der Zahnlose zu.
„Im Namen des Prinzen also…“, wiederholte Duncan
spöttelnd, drehte sich schließlich so zur Seite, dass er alle drei Männer gut im
Auge hatte.
„Der Prinz schlummert bereits in seinem weichen
Federbett und hat sicher besseres zu tun, als einen kleinen Ritter wie mich zu
so nächtlicher Stunde für eine Audienz zu sich zu bitten!“
„Wir haben den Befehl, dich zu ihm zu führen. Zu
welchem Zweck, ist uns nicht bekannt“, bemerkte der Glatzköpfige trocken und
zuckte dabei nicht einmal mit der Wimper.
„Ich denke, der Prinz hat genug Boten, um Kerle
wie euch nicht anheuern zu müssen! Und jetzt verschwindet endlich und geht mir
aus dem Weg!“, fauchte Duncan mit fester Stimme, während er jedoch vergeblich
auf eine Reaktion wartete.
„Ich bin sicher, um was auch immer es sich
handelt… es hat Zeit bis morgen! Ihr müsstet mich schon an Händen und Füßen von
hier wegschleppen, wenn ich mit euch kommen soll…!“
Er machte eine viel sagende Pause, während er
den Dolch in seiner Hand hüpfen ließ.
„Denkt nicht, dass ich es euch leicht mache!“
Der Zahnlose grinste feurig und der Glatzköpfige
verdrehte genervt die Augen, ruckte gebieterisch mit dem Kopf in Duncans
Richtung.
„Dann eben auf gewaltsame Art!“
Es klopfte zweimal heftig an der Tür, bevor
diese mit einem Schwung aufgestoßen wurde und drei finstere Gestalten in ihrem
Rahmen erschienen, die einen vierten Mann an Armen und Beinen mit sich
schleiften.
„Sire…, wir haben Euren Befehl ausgeführt und
ihn
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