Ashes to Ashes (German Edition)
aufgespürt. Er hat uns einigen Widerstand entgegen gesetzt…“ Dabei rieb sich
der Berichterstatter abwesend die blutende gebrochene Nase, wischte sich die
Hand an seiner ohnehin schmutzigen Tunika ab. Er hörte gar nicht auf die Flüche,
die sein Gefangener hinter ihm ausstieß.
Duncan bäumte sich mit aller Kraft gegen die
Griffe der beiden Männer, die ihn fest umklammert hielten. Dass sie seine Hände
in Fesseln gelegt hatten, machte seine Befreiungsversuche nicht gerade leichter.
Sie hatten ihn doch tatsächlich ins Schloss
geschleift und für einen Moment lang war ihm das ungute Gefühl gekommen, dass er
sich tatsächlich auf Geheiß des Prinzen hatte hierher begeben sollen.
Nachdem sie allerdings am Westflügel vorbei
geritten waren und Christen sich nur äußerst selten im Nordflügel, auf den sie
schließlich zusteuerten, aufhielt, hatten seine Befreiungsversuche von Neuem
begonnen.
Noch immer konnte er nicht begreifen, wie es den
Dreien schließlich gelungen war, ihn zu überwältigen. Er hatte ihnen kräftige
Hiebe versetzt, dem einen die Nase gebrochen und beim anderen hatte ein Zahn
geklirrt.
Bis auf ein paar Schrammen war er selbst sehr
glimpflich davon gekommen. Er kam nicht umhin zu glauben, dass sie sich
absichtlich zurück gehalten hatten. Aus welchen unerfindlichen Gründen auch
immer.
„Ich sagte bereits, er würde nicht freiwillig
mit euch kommen! Was also erzählst du mir das?!“, erklang plötzlich ein tiefer
Bass in dem hohen Raum, vibrierte wie tausend Scherben am kalten Stein der
Wände.
Duncan erstarrte, als sich Gabriels schwarze
Silhouette aus dem Dunkel in das lodernde Licht des Kerzenlichts schob.
Fast geisterhaft wirkten seine strengen
Gesichtszüge in dem Schein, fast maskenhaft der ebene Glanz seines blassen
Teints. Und die Nacht hatte sich in seinem Haar verfangen.
Er näherte sich langsam, sicheren Schrittes,
geschmeidig wie eine Raubkatze und ebenso bedrohlich.
Diesen Eindruck konnte auch das Lächeln auf
seinen Lippen nicht vereiteln.
„Ich bin erfreut, dich zu sehen…, MacNoénn“,
funkelte er aus halb geschlossenen Lidern Duncan zu, der vor ihm kniete und
keine Möglichkeit fand, sich zu erheben, da ihn Gabriels Handlanger hartnäckig
zu Boden pressten.
„Ihr seid sicher nicht verwundert, wenn ich von
mir eher das Gegenteil behaupte!“, erwiderte der Ritter trocken, wobei sein
rechter Mundwinkel heimlich zuckte.
„Sei nicht so frech, Bürschchen!“, mischte sich
der Zahnlose ein. Er verpasste Duncan einen kräftigen Tritt in den Rücken, so
dass jener Mühe hatte, den Oberkörper aufrecht zu halten. Dass Gabriel daraufhin
erbost die Zähne zusammenbiss und mit einer herrischen Handbewegung seine
Handlanger aus dem Raum schickte, bekam er dabei nur am Rande mit.
Der Prinz wartete einen Augenblick, bis sich die
massive Tür des Saales schwerfällig schloss und endlich Stille einkehrte,
lediglich durchbrochen von dem stotternden leisen Klirren der eisernen Fesseln,
die man um Duncans Handgelenke gelegt hatte.
„Steh auf, oder willst du ewig da unten hocken?“
Sein Tonfall klang hart und erzürnt. Barsch griff er nach Duncans Schultern und
zog ihn am Zipfel seiner Tunika nach oben.
/Was für ein arroganter Mistkerl Ihr doch
seid!/, fuhr es dem Ritter dabei
durch den Kopf. Er musste sich fest auf die Lippe beißen, damit er seine
Gedanken für sich behielt. Er war wirklich nicht in der Position, sich derlei
Beschimpfungen leisten zu können, so sehr sie auch der Wahrheit entsprachen.
Mühsam kam er schließlich auf die Beine.
Er hasste es, von jemandem so angestarrt zu
werden, als wäre er ein Stück zum Verkauf stehendes Vieh auf dem Jahrmarkt.
Aber er konnte sie genau spüren – die langsam
forschenden Blicke seines Gegenübers, die anscheinend keinen Zoll seines Körpers
ausließen.
Duncan hielt die Augen abgewendet, bis er
protestiv seine Blicke starr in das süffisant lächelnde Gesicht des Prinzen
richtete.
„Und was soll das Ganze nun? Habt Ihr vor, auch
noch den Rest der Nacht stumm vor mir zu stehen und mich zu begaffen, als sähet
Ihr mich zum ersten Mal?“
Die Worte waren ihm einfach so heraus gerutscht.
Die genervte Eintönigkeit seiner Stimme hallte
in dem hohen Raum nach und mischte ihr Echo in den brennenden Schmerz auf seiner
Wange.
Er hätte es besser wissen müssen.
Sicher würde Gabriel gleich zu einem weiteren
Schlag ansetzen. Wenn er Glück hatte,
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