Ashes to Ashes (German Edition)
hoffe ich darauf, dass
ich einen Ausweg finde, aber die Flügel der Freiheit hat man mir bereits im
Mutterleib gestutzt und ohne sie werde ich niemals fähig sein, meinem Schicksal
davon zu fliegen. Es war schon immer so. Gehorche und liebe den Käfig, in den
man dich sperrt, denn er ist aus purem Gold./
Christen versuchte ein leichtes Lächeln, doch es
erschien ihm ebenso leer wie das seines Gegenübers.
Sie wussten beide nichts weiter zu sagen, also
verneigte sich Duncan lediglich kurz, während Christen sich anschickte zu gehen.
Eisern und starr warfen die Flügel der
Engelsstatuen ihre Schatten auf den kalten Stein des Kirchengangs, als Christen
ihn durchschritt.
Ganz langsam.
Weshalb war er hierher gekommen?
/Gott…/
Weshalb?
/Gott…, wenn du mich wirklich liebst, dann mach,
dass es aufhört! Mach, dass dieses Teufelswerk in meinem Herzen ein Ende nimmt!/
Die Stille schien ihm seine Gedanken in höhnisch
lachenden Echos zurückzuwerfen und er wendete den Blick ab von dem prächtig
glänzenden Altar, denn er hielt sich unwürdig für all die Unschuld des Kreuzes.
/Mein Leben zieht an mir vorbei. Wie Sand rinnt
es durch die Ritzen meiner Finger und ich vermag es nicht zu kontrollieren. Sag
mir, weshalb… Weshalb zerreißt es mir das Herz, wenn ich …?!/
Schwer schlugen seine Stiefel auf die grauen
Stufen der Kirche, als er sie hinab schritt zu einer abgelegenen Kammer, in
welcher ein dutzend kleiner Kerzen ihr Licht geisterhaft über die bemalten Wände
legten.
Ihr weiches Licht erzitterte im Luftzug, wenn er
an ihnen vorüber lief und schließlich… kniete er nieder.
/ Sie ist es nicht, die ich… Sie ist es nicht! Weshalb begreifst du das nur
nicht? Und weshalb will mein Verstand es nicht begreifen, wo mein Herz doch
solche Qualen leidet…/
Unterbewusst faltete Christen die Hände. Er
senkte den Kopf, als er das Rascheln eines Gewandes hinter sich vernahm und fuhr
erschrocken herum, fühlte nur noch, wie ihn zwei starke Arme umfassten, so
sanft, unendlich sanft.
Ein Flüstern: „Gott vergib mir, ich kann dich
nicht einfach so gehen lassen…“
Hier in der abgelegenen Kammer klang die Stimme
wärmer und tiefer als sonst, erfüllte den Raum mit säuselnden Echos.
Ihre Lippen trafen sich, pressten sich fest,
doch weich aufeinander. Christen schlang verzweifelt die Arme um sein Gegenüber,
atmete überrascht aus, da er gegen die Wand gepresst wurde.
Doch sie ließen nicht voneinander ab.
/Süßer Gott… Wir werden dafür brennen… Duncan…
wir werden dafür brennen!/
~25~
Winterspaziergang
Sie vergaßen alles um sich herum. Wieder und
wieder fanden sich ihre Lippen zu einem verzweifelten, zugleich fordernden Kuss.
Christen grub die Finger in Duncans dunkles
Haar.
Hier in dem schwach beleuchteten Raum wirkte es
beinahe so schwarz wie sein eigenes.
Hin und wieder sah er das Grün der Augen seines
Gegenübers aufblitzen, beobachtete abwesend, wie sich diese Augen zu schmalen
Schlitzen verengten, bevor sich der Ritter erneut über ihn beugte.
Sie mussten damit aufhören!
- Unbedingt, aber die zarten Berührungen hatten
sie sich schon so lange gewünscht, dass sie es einfach nicht vermochten, sich
jetzt voneinander zu trennen.
„Man… wird uns dafür hängen!“, stieß Christen
unter einem leisen gepressten Stöhnen aus, während Duncan seinen Nacken küsste
und mit der linken Hand die Hüfte des Prinzen umfasste.
„Ich weiß“, war alles, was der Ritter darauf
erwidern konnte. Er hatte kaum genug Atem für diese Worte, doch sie umklammerten
sein Herz mit einer bösen Vorahnung.
„Christen? Christen, seid Ihr hier?“
Ruckartig hielten die beiden Männer in ihren
Bewegungen inne, trennten sich abrupt voneinander.
/Bernadette!/
„Komisch, ich dachte wirklich, dass ich ihn
hierher kommen sah!“
Schritte ließen die heilige Stille der Kirche
mit ihren hohlen Klängen erzittern.
Hastig strich sich Christen seine Tunika glatt,
sah sich in dem kleinen Raum hilflos um. Wonach suchte er? Nach einem weiteren
Ausgang? - Wie lächerlich, wo er doch ganz genau wusste, dass es hier keinen
gab.
Die Schritte kamen näher und Christens Atem ging
heftig.
„Sie wird uns finden!“, hauchte er erstickt. Er
glaubte, die Worte geschrieen zu haben, als sie sich an den Wänden brachen und
zu ihm zurück schlugen.
„Christen? Nanu, ist denn niemand hier?“
Bernadettes Schritte verebbten für
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