Ashes to Ashes (German Edition)
lächelte noch einmal viel
sagend und wendete Duncan schließlich den Rücken zu. Die Tür ächzte und der
Ritter war allein.
Wie erstarrt hafteten seine Augen
noch immer am Kirchenausgang. In ihm brodelte eine hilflose Ohnmacht, die er
sich am liebsten lauthals aus der Seele geschrieen hätte.
Wütend packte er das zerschlissene
Hemd und schleuderte es von sich.
Dann stand er auf und sammelte es
mit zusammen gebissenen Zähnen wieder auf, warf es sich über.
Als er sich erschöpft an die kalte
Steinmauer lehnte, ging sein Atem ruckend. Er spürte Tränen des Zornes in sich
aufkeimen.
In jenem Augenblick war er froh,
dass ihm die Haare über die Augen fielen und dies in ihm zumindest das Gefühl
erweckte, er könne sich verstecken. - Vor sich selbst und vor der Hilflosigkeit,
für die er sich innerlich verfluchte.
***
„Sherryl! Ich bitte dich! So reite
doch nicht so schnell! Ich falle ja beinahe vom Pferd!“, wimmerte Leila
ängstlich hinter der jungen Frau im Sattel und versuchte sich mit aller Kraft an
sie zu klammern.
Dabei hopste sie so schnell auf
und ab, dass sie sich den Bewegungen des Tieres gar nicht anpassen konnte,
selbst wenn sie es verzweifelt versuchte.
Immer wieder wehten ihr Sherryls
rote Haare vor das Gesicht, doch sie traute sich nicht, sie hinfort zu wischen.
„Es ist eine absolute und
niederträchtige Schande! Erst muss ich in jenem verruchten und äußerst
zweifelhaften Etablissement aufwachen und dann werde ich auch noch genötigt,
dieses Almosen hier anzunehmen!“, schnaubte Sherryl verächtlich und übte mit
ihren Schenkeln noch etwas Druck auf die Seiten des Tieres aus.
Dabei war ihr durchaus bewusst,
dass sich der Stoff ihres Kleides unziemlich weit nach oben schob. Doch sie
hatte Allüren der Peinlichkeit schon immer mit einer kecken Handbewegung hinfort
gewischt und so nahm sie sich vor, einfach nicht weiter darauf Acht zu geben.
Leila hätte am liebsten tröstend
die Hand auf das Fell des Pferdes gelegt, denn sie fand es mehr als beleidigend,
es als „Almosen“ zu bezeichnen und sie konnte auch nicht recht verstehen,
weshalb Sherryl nicht vielmehr dankbar dafür war, dass sie nun nicht zu Fuß
gehen mussten.
Wer auch immer ihnen das Pferd zur
Verfügung gestellt hatte, - und sie nahm insgeheim an, dass sie genau wusste,
wer dieser jemand war, verdiente ihren Dank.
„Es ist einfach unsittlich, uns in
ein derart verruchtes Viertel zu schleifen, ohne uns vorher zu fragen! Lieber
hätte ich die Nacht auf dem Boden im Schlamm verbracht als…“
Plötzlich musste Sherryl laut
husten, denn sie hatte sich an ihren eigenen Worten verschluckt.
Wenigstens zügelte sie dadurch
etwas das Tempo, so dass sich Leila endlich wieder traute, die Augen
aufzuschlagen. Sie versuchte schon gar nicht mehr, Sherryls Murren zu
beschwichtigen, denn inzwischen hatte sie gelernt, dass es sowieso keinen Sinn
machte.
Endlich erreichten sie den Wald
und erkannten bald das Haus der Großmutter.
Noch bevor sie abgestiegen waren,
öffnete sich auch schon das Tor und die alte Dame kroch gebückt aus der Hütte,
schnalzte missbilligend mit der Zunge.
„Das nächste Mal, wenn ihr beiden
euch entscheidet, nicht zurück zu kehren, bevor die Nacht anbricht, gebt mir
rechtzeitig bescheid und lasst mich nicht im Ungewissen! Ich habe kein Auge
zugetan, als das Pferd ohne euch zurück geritten kam und habe Jaques ausgesandt,
euch zu suchen!“
„Das blöde Vieh ist hier?“,
verdrehte Sherryl trotzig die Augen ohne wirklich auf Großmutters Tadel
einzugehen.
„Das nächste Mal binde ich es
selbst an. Dann bin ich auf der sicheren Seite“, nuschelte sie weiter, während
sie zur Hütte stapfte und schließlich breitbeinig darin verschwand. Man konnte
förmlich spüren, wie die Luft, erfüllt von Sherryls Wut, knisterte.
Leila hingegen senkte die Augen zu
Boden und wunderte sich, als sie plötzlich eine weiche Berührung auf dem Kopf
spürte.
„Welche Laus ist ihr nur wieder
über die Leber gelaufen? Lass uns auch hinein gehen! Der Winter ist nichts für
meine alten Knochen!“
Leila brachte noch schnell das
Pferd, welches sie noch immer am Zügel hielt, in den Stall und folgte
anschließend der Großmutter in die Stube.
Wie wohlig warm ihr der vertraute
Duft nach Fenchel und Thymian in die Nase stieg.
Sie hatte es nicht zugeben wollen,
aber in Sherryls Gegenwart hatte sie sich nicht wirklich sicher und geborgen
gefühlt.
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