Ashes to Ashes (German Edition)
einen Augenblick. Sie kniete sich vor dem
Altar nieder um ein Kreuz vor der Brust zu schlagen und um ein leises Gebet zu
sprechen.
Plötzlich zuckte sie zusammen, denn sie nahm ein
Geräusch neben sich wahr und wandte schnell den Blick nach oben.
Der Prinz stand vor ihr, lächelte ihr weich zu
und deutete ein knappes Kopfnicken an.
„Wart Ihr auf der Suche nach mir?“, fragte er
mit ruhiger Stimme und hoffte, dass sie das Zittern seines Körpers nicht
bemerkte.
„Da seid Ihr ja!“ Wie ein kleines Kind sprang
sie mit einem Satz auf und schlug die Hände vor der Brust zusammen, wie sie es
so oft tat, wenn sie ihn sah.
„Wolltet Ihr einen Augenblick alleine sein? Aus den Augenwinkeln sah ich Euch vom
Garten aus in die Kirche gehen!
Ich dachte, wir könnten vielleicht
dort anknüpfen, wo wir vorhin aufgehört haben…“
Und ohne darauf eine Antwort zu
geben, streckte Christen ihr die Hand entgegen. Ihm war im Grunde alles recht,
nur wollte er fort von hier. Fort, bevor sie auf den Gedanken kam, die kleine
abgelegene Kammer zu beschreiten, in welcher sich noch immer Duncan befand.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals,
als sie den Kirchengang abermals durchschritten. Die Schatten der Engelsstatuen
schienen jetzt noch größer als vorher und er fragte sich, ob auch Bernadette
diesen Eindruck hatte, denn plötzlich legte sich ihre zarte Hand viel fester um
seinen Arm.
Dass die junge Frau in jenem
Moment allerdings ihren Träumen nachging und sich bereits als Braut über die
Schwelle schreiten sah, konnte er nicht ahnen. Lediglich das kleine zarte
Lächeln auf ihren Lippen ließ ihn vermuten, dass er mit seiner Annahme falsch
gelegen hatte.
Duncan wartete. Er wartete und die
Minuten schienen sich wie Ewigkeiten zu erstrecken. Es war alles so… fremd und
unwirklich.
Noch immer konnte er das Rasen in
seiner Brust nicht unterdrücken. Was, wenn Bernadette nicht nach dem Prinzen
gerufen, sondern ihn einfach gesucht hätte?! Was, wenn sie die Schritte nicht
wahrgenommen hätten, in ihrer verzweifelten Umklammerung. Sie waren so sehr mit
sich selbst beschäftigt gewesen, dass selbst die Tatsache, dass sie auf
geweihtem Boden standen, in den Hintergrund getreten war.
Langsam fuhr sich Duncan mit den
Fingerspitzen über die Lippen, kostete gedanklich noch einmal das Erlebnis aus.
Er hatte sich geschworen, dies nie
wieder zu tun. Sich nie wieder auf diese Art dem Prinzen zu nähern, wo er ihn
doch bereits abgewiesen hatte.
Aber als Christen ihn vorhin in
der Küche aus diesem unendlichen wunderschönen Blau heraus angefunkelt hatte,
war ihm erneut der Verstand abhanden gekommen.
Er hatte sich so sehr bemüht, ihm
nicht nachzugehen, aber auf unerklärliche Weise hatte sich sein Körper von
seinem Willen gelöst, bis er sich irgendwann hinter Christen in der kleinen
abgekoppelten Kammer wieder fand und die Arme um den Körper des Prinzen schlang.
Mit einem schalen Lächeln fuhr er
sich durch das Haar, strich es zurück und als seine Augen auf die Götzenbilder
an der Wand fielen, die ihn aus ihren Höhlen heraus anstarrten, murmelte er
lediglich ein: „Treib einen Pflock durch mein Herz, Herr, wenn du willst, dass
ich aufhöre, ihn zu lieben!“
Ein Seufzen entwich seinen Lippen.
Er schickte sich an, nun auch endlich die Kirche zu verlassen.
Als er das schwere Holz der
Eingangstür aufzog, blendete ihn das helle Weiß des Tages, bis sich ein großer
Schatten in den Lichtkegel stellte und ihm den Weg versperrte.
Sofort wich der Ritter einen
Schritt zurück.
„Ich dachte mir, dass ich dich
hier finde!“
Die tiefe Stimme schickte eine
Gänsehaut über Duncans Nacken. Sein Auge begann nervös zu zucken, als Gabriel
auf ihn zu schritt.
„Wo das Prinzlein weilt, kann sein
treuer Ritter nicht weit sein!“, grinste er Duncan entgegen und durchschritt die
Schwelle, bis die Tür hinter ihm erneut ins Schloss fiel und trübe Dunkelheit
die beiden Männer umfing.
„…“
„Hatte ich dich nicht gebeten,
dich auszuruhen und im Zimmer auf mich zu warten?“
„Unter einer Bitte verstehe ich
etwas anderes!“
Gabriel schien diese Antwort gar
nicht zu hören, denn fast bewundernd glitten seine Augen über die hohen Wände
und die Kuppel der Kirche.
„Welch passender Ort!“
„Es freut mich ungemeint, zu
hören, dass Euch die Kirche gefällt, doch ich habe wichtigere Dinge zu
erledigen, als sie mit Euch zu bestaunen. Also wenn Ihr mich jetzt
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