Ashes to Ashes (German Edition)
gelöst und hechtete mit drei kraftvollen Sprüngen auf die beiden Männer
zu.
„Habt Ihr mir einen Schrecken eingejagt! Ist
denn wirklich alles in Ordnung? Da hätte Euch diese Rettungsaktion beinahe
selbst das Leben gekostet“, hauchte sie mit noch immer zittriger Stimme und
legte sich die Hand an den Busen.
„Ihr seht blass aus! Vielleicht wäre es
angebracht, Euch ein wenig auszuruhen! Möchtet Ihr, dass wir Euch zurück zum
Schloss begleiten?“
„Nein“, antwortete Duncan schnell - beinahe zu
abrupt, so dass er sich kurz verlegen räusperte und noch anfügte: „Ich möchte
wirklich keine Umstände bereiten! Entschuldigt, ich wollte Eueren
Winterspaziergang nicht unterbrechen! Wenn Ihr mich entschuldigen möchtet. Ich
denke, ich werde bei der Ausbildung der Knappen gebraucht!“
Duncan versuchte sich tief zu verneigen, beließ
es dann jedoch bei einem leichten Diener und verabschiedete sich.
Es kam ihm so vor, als lasteten die Augen hinter
seinem Rücken so schwer auf seinen Schultern, dass er nur sehr mühselig
vorankam. Er versuchte tief durchzuatmen und seine neue Freiheit zu genießen,
aber das ungute Gefühl in seinem Magen wollte er einfach nicht loswerden. Es
verfolgte ihn wie ein Schatten und je näher er dem Schlosshof kam, desto
schlimmer wurde es.
„Nun ja, dies ist wohl eine Art der
Ritterlichkeit, die ich zwar äußerst anziehend finde, jedoch nicht
nachvollziehen kann. Sagt, Prinz… würdet Ihr Euch denn auch für ein Tier so hoch
hinauf begeben und Euer eigenes Wohl aufs Spiel setzen?“, fragte Bernadette in
die Stille, die sich zwischen ihnen eingestellt hatte seit Duncan davon
geschritten war.
Auch jetzt reagierte der Prinz nur sehr
zögerlich, denn noch immer haftete er mit seinen Blicken an dem längst
verschwundenen Ritter.
Irritiert blinzelte er ihr entgegen, aber sie
erwartete wohl keine Antwort, denn sogleich fuhr sie fort: „Es war sehr edel von
Euch, diesem Mann Eueren Umhang zu reichen! Es lässt mein Herz höher schlagen,
wenn ich Euren Großmut in solch kleinen Gesten erkenne!“
Während sie sprach, wurde ihre Stimme immer
leiser und weicher. Eine leichte Röte legte sich auf ihre Wangen. Sie lächelte
ihrem künftigen Gemahl schüchtern zu.
„Nun, wir sind unterbrochen worden“, knüpfte
Christen mit einem anderen Thema an, welches ihm selbst zwar auch nicht viel
angenehmer war, ihn aber davor bewahrte, irgendwie auf Bernadettes Worte
reagieren zu müssen.
Er meinte eine heimliche Enttäuschung über das
Gesicht der jungen Frau huschen zu sehen, doch plötzlich wandelte sich dieses in
ein fröhliches Lächeln und sie hakte sich bei Christen unter.
„Ja, Ihr habt recht! Ihr wolltet mir gerade
sagen, wann die Hochzeitsvorbereitungen beginnen! Ich bin so froh, dass es nun
nicht mehr so lange dauern wird! Und ich danke Gott, dass er mir meinen
künftigen Gemahl nicht im Krieg gestohlen hat!“
Plötzlich löste sie sich von Christens Arm und
huschte noch einmal zurück zu der Ulme, spähte erneut hinauf zu den Ästen.
„Ich wüsste doch zu gerne, wie es das Kätzchen
geschafft hat, wieder alleine hinunter zu steigen. Vielleicht sitzt es ja noch
oben und war von uns nur so erschreckt, dass es aufgehört hat zu schreien“,
erklärte sie dem Prinzen kurz, als ihre Augen eine Bewegung an einem der
Schlossfenster erspähten. Die hölzernen Läden standen weit offen und ließen
einen Vorhang im Wind spielen.
„Oh!“, lachte sie überrascht und wedelte
plötzlich heftig mit dem Arm.
„Gabriel!“, rief sie mit glasklarer Stimme nach
oben.
„Gabriel!“ - Und noch einmal, bis ihr Bruder ihr
endlich den Blick zuwendete, nachdem er lange Zeit einfach nur in die Leere des
Schlosshofes gestarrt hatte.
Sie lächelte ihm zu, wunderte sich ob seiner
starren Miene.
Gabriel kräuselte lediglich die Augenbrauen und
verschwand dann plötzlich vom Fenster, woraufhin Bernadette gleichgültig mit den
Schultern zuckte. Wer wusste schon, welchen Gedanken ihr Bruder wieder nachging,
dass er sie nicht wahrgenommen hatte.
Sie machte sich nichts daraus, denn sie kannte
ihn und wusste, wie er ihr heute strahlend lächelnd entgegenkommen und am
nächsten Tag wieder die kalte Schulter zeigen konnte.
Insgeheim hoffte sie, dass Christen in dieser
Hinsicht etwas pflegeleichter war.
„Mir ist eingefallen, dass mich mein Vater sehen
wollte, Bernadette! Würdet Ihr mich deshalb für einen Moment
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