Ashes to Ashes (German Edition)
gebeugt einem der Ritter
gegenüber saß und versunken dessen Hand begutachtete.
„Ich werde bald Vater und finde mein Glück in
einem kleinen Fischerdorf an der Küste. Wo sonst! Julian muss noch drei Sommer
warten, ehe ihn eine Botschaft erreicht, die sein Leben verändern wird und Erik
soll sich künftig entscheiden, welchem Mädchen er Aufwartungen macht, weil er
sonst arge Probleme mit einem Verwandten bekommt, haha! Jetzt bin ich gespannt,
was Aelfric erwartet!“, gurgelte Robin halb verborgen hinter seinem Bierkrug
hervor und verschluckte sich, als Erik ihm den Ellenbogen in die Seite rammte.
„Hör auf, alles auszuposaunen! Meine Zukunft
geht die anderen einen feuchten Dreck an! Es ist doch sowieso alles Humbug oder
denkst du, ich gäbe etwas auf die Worte einer verwirrten alten Vettel?!“,
wetterte der Rotschopf überheblich.
Das letzte Wort blieb ihm dann beinahe im Hals
stecken.
Ein Klirren durchzuckte den Raum, als drei Krüge
zu Boden stürzten und sich das Mütterchen plötzlich vom Stuhl erhob.
– Unmenschlich schnell und ihre eigenen
Bewegungen so leise anmutend, dass niemand es bemerkt hätte, wären die Gläser
nicht zu Bruch gegangen.
Mit ihren kalten knochigen Fingern griff sie
nach Eriks Hand, stierte ihm dabei fest ins Gesicht, so dass der junge Mann es
nicht vermochte, seine Augen von ihr abzuwenden, auch wenn ihn ein Schaudern
durchströmte, das ihm eine Gänsehaut über den Rücken schickte.
„So weitet sich der Blick!“, begann sie
krächzend.
Übel stank ihr Atem. „Heute Rivalen, irgendwann
Freund und dennoch unvertraut. Verbunden, verwoben und entzweit!“
Erik hatte die Augen weit aufgerissen, konnte
seinen eigenen Herzschlag wie das Pochen einer Trommel in den Ohren hören. Alles
um ihn herum war still.
Nur Carol pfiff durch ihre Lippen, nachdem sich
bei ihr die Anspannung des ersten Moments gelegt hatte.
„Uta…, deine Auftritte werden immer
dramatischer! Du verschreckst uns ja noch die Kundschaft!“
Fröhlich schüttelte sie den Kopf und presste
Duncan auf den Stuhl nieder, auf dem gerade noch Aelfric gesessen hatte.
„Hier haben wir noch jemanden, der gerne beraten
wäre“, grinste sie der Schwiegermutter zu. Diese wendete ruckartig, abgehackt
den Blick in Richtung des Ritters, ließ ihre kleinen Äuglein über seine
Erscheinung wandern, während sie sich humpelnd an ihren Platz zurück begab und
sich gleich darauf den zerschlissenen dunklen Rock glatt strich. Sie schloss die
Augen, atmete kurz durch.
„Ich glaube nicht an derlei Dinge!“, warf Duncan
zögerlich ein. Er wollte aufstehen, aber Carols beharrliche Hand presste ihn
wieder nach unten.
„Ach Papperlapapp! Als kleiner Junge hat dich
die Handleserei meiner Urgroßmutter doch auch immer gefesselt! Oder ist es dir
peinlich, weil die Männer da sind? Wenn du sowieso nicht an solche Dinge
glaubst, dann muss es dir auch nicht unangenehm sein! Sieh es als Belustigung
an!“
Die anderen Ritter stimmten lautstark zu.
„Gib ihr schon die Hand!“
Die winzigen Augen des Mütterchens glupschten
ihn wartend an und als er ihr endlich vorsichtig die Hand entgegen streckte, war
es ihr vom Rheuma erstarrter Finger, der ihm ein mulmiges Gefühl in die Glieder
trieb.
Still bettete sie seine Hand in ihre Linke, zog
mit der anderen die Linien nach, wobei sich ihre Lippen bewegten, als würde sie
auf einem Stück Wurzel kauen.
Duncan konnte die Augen seines Gegenübers nicht
mehr erkennen, da sich ihr graues zottiges Haar wie ein Vorhang vor das Gesicht
gesenkt hatte.
Er wartete und mit jeder Minute, die dahin
kroch, ohne dass die Frau auch nur einen kleinen Laut von sich gab, senkte sich
eisernes Schweigen über die anwesenden Männer.
Bis irgendwann… nur noch der schwer röchelnde
Atem des Mütterchens die Stille durchschnitt.
„Da siehst du, Carol! Meine Zukunft scheint
absolut langweilig zu sein, dass es nichts dazu zu sagen gibt!“, lächelte
Duncan, weil ihm das Warten allmählich zu lange wurde und er sich gedanklich
bereits den Raum verlassen sah.
Was sollte der Unsinn überhaupt?!
„Sei still! Sie konzentriert sich! Es kann nicht
mehr…“, versuchte Carol ihn zu beschwichtigen und sprach möglichst leise, um die
andächtige Stimmung nicht zunichte zu machen.
Selten hatte sie so gespannte Männergesichter
gesehen.
Die meisten begegneten ihrer „verrückten
Schwiegermutter“, wie sie sie oft nannten, mit Hohn und
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