Ashes to Ashes (German Edition)
auch wenn Uta dies stets
absichtlich übersah, so wusste Carol doch, dass es sie innerlich zutiefst
schmerzte. Die Aufmerksamkeit der Ritter würde der alten Frau sicherlich gut
tun…
„Es werden fünf sein!“
Endlich! Uta begann zu reden! – In einem
Singsang, der gespenstisch hallte wie der Wind in einem hohlen Gemäuer.
„Fünf Kinder, Duncan? Bei deinem Gemächt hätten
wir mehr von dir erwartet!“, schnaubte Aelfric, fing sich jedoch einen finsteren
Blick von den anderen ein. Und einen noch finstereren von Duncan.
„Shhht, seid leise“, murmelte Julian in die
Runde.
„Schwarz sind sie und bleich der Gesang. Nimm
dich vor ihnen in Acht! Es werden fünf sein, wenn das Blatt sich wendet!“
Ihre Stimme schwoll an, ebbte ab und begann von
vorne.
Noch immer konnte Duncan ihr Gesicht nicht
erkennen und dennoch kam es ihm so vor, als stiere sie ihm mitten ins Herz.
Es schlug ihm jetzt bis zu den Ohren. Tatam,
tatam… immer schneller, als die Worte der alten Frau in sein Bewusstsein drangen
und er sie plötzlich sitzen sah.
Vor rotem Himmel.
Sturmkrähen.
Lächerlich, dass er jetzt schon wieder an diesen
Traum denken musste…
„Schwarz ist ihr zerfleddertes Gefieder!“
/Lucifer! Lucifer!/
„Hunger dem, der mir verborgen bleibt. Sieh
nicht zurück! Er klopft an deine Tür! Oh… noch ungewiss. Es ist noch… un…gewiss…
in welchem Reigen du am Ende tanzt… Er klopft an deine Tür und dunkel wird sie
sein. Gib auf die Krähen Acht!“
Ruckartig entriss sich Duncan den Händen der
Frau und erhob sich dabei so heftig von seinem Stuhl, dass dieser quietschend
zurück glitt und umfiel.
Blass stierte er auf das Mütterchen nieder.
Wie war es nur möglich?! War alles ein dummer
Zufall? Dahergesagte Worte, die gerade auf ihn zutrafen?! War es möglich, dass
sie von seinen Träumen wusste?! Er hatte doch nie jemandem etwas darüber
erzählt!
„Entschuldigt mich jetzt!“
Uta starrte ihn offen an.
„Oh… du wirst in seinen schwarzen Armen
schwinden. Verzehrend ist des Teufels Glut, wenn Liebe sie entfacht! Du kennst
ihn bereits, nur bist du blind geboren!“
„Schluss jetzt!“, fuhr Duncan das Mütterchen an.
– So barsch, dass er einen Augenblick darüber nachdachte, sich bei ihr zu
entschuldigen. Aber stattdessen machte er auf dem Absatz kehrt und verließ
schweigend das Zimmer.
Carol eilte ihm hinterher.
„Duncan? Duncan! So nimm sie doch nicht ernst!
Ich weiß nicht, was in sie…“
„Es ist egal, Carol! Ich bin alt genug, um zu
wissen, was ich glaube und was nicht!“
/Einer der Männer wird ihr was gesteckt haben…
Ich rede nachts manchmal. Das tue ich doch?! Friedrich hat es…/
„Wenn es dir egal ist, kannst du ja jetzt
aufhören, mich so anzuschreien und lässt mich dir dein Zimmer zeigen!“,
blinzelte sie ihm zu und wechselte das Thema, huschte an ihm vorbei, die Treppe
nach oben.
„Hier hinauf! Genau!... Und da wären wir auch
schon!“, summte Carol leise vor sich hin, während sie die Tür zu einem kleinen
Zimmer aufstieß.
„Euer Aufenthalt hier trifft mich ein wenig
unvorbereitet, wie du weißt, aber wenn ich die Laken schnell frisch beziehe und
eine Kerze anzünde, wird es dir sicherlich gefallen… Die Zimmer hier stehen für
gewöhnlich leer, weil sie besser ausgestattet sind als die anderen und die Gäste
meist die billigeren wä…“
„Duncan?“
Christen war am Treppenabsatz erschienen,
entschuldigte sich mit einem höflichen Kopfnicken, als er bemerkte, dass er
Carol soeben unterbrochen hatte.
„Schon in Ordnung! Ich muss sowieso nach unten
gehen, um frische Laken zu holen. Möchtet Ihr vielleicht das Zimmer nebenan
beziehen? Dann mache ich es gleich mit zurecht. Das dritte hier sollte auch frei
sein. Für die anderen Männer kann ich die kleineren am vorderen Ende des Flurs
anbieten. Sie sind schlicht, doch gemütlich für die Nacht!“
Damit verschwand sie.
Christen lächelte Duncan zu, als er sich ihm
näherte.
„Ihr scheint euch gut zu verstehen!“
„… Sie war eines der Nachbarskinder, als ich
noch im Haus meiner Eltern gelebt habe. Bleich wie die Milch, die ich ihr oft
gebracht habe, aber frech wie ein Spatz. Wir sind gut miteinander ausge…“ Duncan
hielt in seiner Erzählung inne. Fragend erwiderte er Christens versunkene
Blicke.
„Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?“
„Sollte ich es denn sein? Was bringt uns
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