Ashes to Ashes (German Edition)
hatte sie überlegt,
wie sie sich bei den königlichen Truppen hätte bedanken können, ohne ihre Fässer
als Pfand abgeben zu müssen.
Und nun war es ihr einfach zugefallen.
Jetzt hatten sie kein Recht mehr, die Vorräte
einzubehalten, wenn sie dies denn überhaupt je geplant hatten…
Duncan deutete mit einem Nicken an, dass er
Christens Befehl verstanden hatte und harrte mit seinen Blicken noch einen
Moment im Gesicht des Prinzen aus, bis es sich ihm von selbst mit einem
verborgenen Lächeln entzog.
„Ist er auch… ein Ritter des Königs?“, wollte
Carol wissen, während sie den Prinzen davon reiten sah.
„Er stammt gewiss aus hoch geborener Familie.
Selten habe ich einen Mann mit solch edlem blassen Teint gesehen. Noch dazu dies
finstere Haar! Ist er der Kommandant dieses Trupps? Er scheint mir jünger zu
sein als du!“
„Das ist er! ... Die Männer, die mit mir reiten,
nehmen den Waldpfad nach Nordwesten! Lasst die Hände an den Waffen!
Hier treibt sich oft verruchtes Gesindel
herum!“, befehligte Duncan mit einer weiten Handbewegung und schwenkte die Zügel
nach links, dorthin, wo sich der Weg in drei Pfade teilte.
„Nicht bei helllichten Tag“, murmelte Carol ihm
heimlich ins Ohr.
/Sie nutzen die Dämmerung! Ich denke, wir werden
sicher sein!/, ging ihr noch durch
den Kopf, doch die Worte behielt sie lieber für sich.
Sie hatte keine Lust, den Rest des Weges zu Fuß
zu gehen und der breite Rücken eines jungen Mannes hatte durchaus seine Vorzüge
in der kalten Luft des erwachenden Frühlings…
Sie kamen gut voran, ohne Zwischenfälle, trieben
die Pacht in den umliegenden Dörfern ein und als sich langsam die Sonne hinter
die Kuppeln der bewaldeten Berge zurück zog, dass sich Dämmerung über die
Landschaft legen konnte, erreichte Duncans Trupp die Stadt.
Carol hatte sich die letzten Stunden sehr ruhig
verhalten, doch beim Anblick der Tore von Wellms, regte sie sich und hopste vom
Pferd, als sie endlich Halt machten.
Gähnend rieb sie sich das Gesäß, während sie dem
Torwächter mit einem Blinzeln zunickte.
„Also ehrlich, Duncan! Den ganzen Tag auf dem
Rücken eines Pferdes zu sitzen… das wäre nichts für mich! Länger als zwei Morgen
und mir würde der Hintern abfaulen!“
„Frauen haben auf Pferden auch nichts zu suchen!
Dein Mann lässt dir sowieso zu viele Freiheiten! Du brauchst dich nicht zu
wundern, wenn deine Kinder verzogen sind, wenn du dich nicht um sie kümmerst und
dich ständig herumtreibst!“, antwortete Humphrey grob.
Dass Duncan anderer Meinung war… oder auch
nicht… zog er gar nicht in Erwägung. Dennoch glaubte er, in dessen Sinne
geantwortet zu haben.
„Ach red du nur! Einer muss sich ja um die
Lieferungen für das Gasthaus kümmern! Und Bill kann sich eben nicht einfach frei
nehmen, wie du weißt! Geh mal nach den Kindern sehen, wenn du später zur
Großmutter gehst“, schnalzte Carol ihrem Onkel mit gerümpfter Nase zu. Dabei
stemmte sie gebieterisch die Hände in die Hüften. Belehrend hob sie den
Zeigefinger.
„Nenn meine Kleinen noch einmal verzogen und du
kannst Gift darauf nehmen, dass deine nächsten Mahlzeiten nicht auf Kosten des
Hauses gehen!“
Noch einmal knurrte sie abwesend und wendete
sich schließlich wieder Duncan zu, der dicht an ihrer Seite schritt und sein
Pferd neben sich am Zügel führte.
Er schwieg.
- So, wie er es auch die letzten Stunden getan
hatte.
Aber es war kein Schweigen, das Carol als
unangenehm empfand.
Es war ihr von Kindertagen her an ihm vertraut
und nun scheute sie sich davor, die Gedanken des jungen Mannes, denen er so
beharrlich nachzugehen schien, zu durchbrechen.
Sie seufzte leise, senkte die Augen.
Das Aufschlagen der Pferdehufe auf dem Asphalt
hüllte sie ein. Entfernt drang das barsche Gelächter einiger Männer des Trupps
an ihre Ohren.
„Duncan?“, wagte sie dann doch zu fragen, als
sich das ‚Gelbe Kleeblatt’ in ihr Sichtfeld schob.
„Wir sind dir und deinen Männern sehr zu Dank
verpflichtet. Ihr habt uns den ganzen Weg bis hierher…“
„Ich war da!“, unterbrach der Ritter, ohne Carol
dabei anzusehen. Doch sie bemerkte, wie sich seine Kiefermuskulatur anspannte.
/Du warst da?/
„… An dem Tag, da ich an den Hof des Königs
gebracht werden sollte, war ich da!
Wir… befanden uns bereits auf dem Weg in die
Stadt; es geschah alles sehr plötzlich. Vater hatte so entschieden, ohne mir
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