Ashes to Ashes (German Edition)
betreten können“, bemerkte Humphrey, der am Wegesrand darauf wartete, dass der
Prinz zu ihm aufschloss. Er gestikulierte stark mit den Armen, womit er die
Routen in die Luft zeichnete.
Dies war er also. Der berüchtigte Wald von Rhen!
Duncan richtete seine Aufmerksamkeit auf die
hohen Tannen, welche wie eine Mauer dicht an dicht plötzlich vor ihnen aufragten
und selbst im Anfangsbereich kaum mehr das Licht der Sonne durch ihr Gezweig
scheinen ließen.
Ein leichter Wind raschelte in ihren Wipfeln,
bewegte sie zäh wie eine wogende Schattenfront.
Ein kurzes Pfeifen entwich Duncans Lippen.
„Holladi…, na wenn das nicht einladend
aussieht…“
„Kriegst du kalte Füße?“, grinste Erik boshaft
von der Seite und betrachtete seinerseits flüchtig den Wald. „Sieht doch ganz
heimelig aus!“
„Dann kannst du ja später dein Lager darin
aufschlagen und dich an den Herrlichkeiten der Natur erfreuen! Ich schick’ dir
bei Gelegenheit auch mal nen Brief und erzähl’ dir, was ich unter
heimelig verstehe!“
„Welch geistreicher Einfall!“
„Und welch Gewinn für meinen Horizont, mit dir
geplaudert zu haben“, ergänzte Duncan ein letztes Mal, bevor er mit gehobener
Augenbraue die Zügel zur Seite schwenkte, so dass sein Hengst dem Rotschopf das
Hinterteil präsentierte.
„Mal herhören, Männer! Wir teilen uns, wie heute
Morgen besprochen, in zwei Gruppen! John, du führst deine Männer über den
Hauptpfad! Seid vorsichtig und wachsam und gebt ihnen ruhig die paar Münzen, die
ihr mit euch tragt, wenn sie in der Überzahl sind und sie diese verlangen! Geht
kein Risiko ein, wenn es nicht sein muss!“, befahl Christen mit fester Stimme
und strenger Miene, wendete sich schließlich seinem eigenen Trupp zu, nachdem
Ritter John ihm mit einem Kopfnicken geantwortet hatte und sich seine kleine
Schar bereits formierte.
„Der Rest kommt mit uns! Legt die Hände an die
Schwerter und bewegt euch so leise wie möglich. Wenn wir zügig vorankommen,
haben wir den Wald noch vor der Abenddämmerung wieder verlassen.“
Er schnalzte mit der Zunge und setzte sein
eigenes Pferd an die Spitze des Trupps, ritt mit Humphrey voran. Seine Männer
folgten.
Stille hüllte sie ein.
Ungewöhnlich leise war der Rhen.
Kein Vogelzwitschern, kein rauschender Bach, ja
nicht einmal der Wind vermochte sein Heulen bis hierher zu schicken.
Die einzigen Laute kamen vom Knistern der
Wagenräder auf dem unebenen Boden und den Hufen ihrer Pferde, die bereits hin
und wieder aufgeregt schnaubten, als würden sie hinter jedem der Baumstämme ein
Unheil erwarten.
„Wir haben jetzt etwa die Hälfte der Strecke
hinter uns“, flüsterte Humphrey dem Prinzen zu und kniff dabei die Augen zu
schmalen Schlitzen zusammen.
Da! Ein Kauz schrie auf und eines der Pferde
scheute.
Und auch, wenn Christen es sich selbst nicht
eingestehen wollte, so mischte sich doch ein zunehmendes Unbehagen in seine
Nervosität.
„Verflucht, was ist das?!“, rief einer der
Männer und stierte zu Boden.
Ein schmaler Nebelstreifen kroch mit seinen
gierigen Armen über den Waldboden, war so dicht, dass die Reiter die Hufe ihrer
Pferde nicht mehr erkennen konnten.
Er war ganz plötzlich aufgetaucht. - Heimlich,
wie ein weißer Schatten im ohnehin schummrigen Tageslicht.
Humphrey rümpfte nur kurz die Nase und trieb
sein eigenes Tier weiter voran.
„Es ziehen hier immer wieder Nebelbänke auf! Wir
sollten uns davon nicht aufhalten lassen! Schickt euch!“, trieb er die Truppen
an, als ein Schrei durch den Wald gellte.
Humphreys Pferd bäumte sich unter einem heftigen
Schnauben auf, warf seinen Reiter ab, der mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden
landete.
Die Stute stürmte davon. Plötzlich war alles nur
noch Chaos.
„Sie haben uns entdeckt!“, schrie Erik
erschrocken, doch aus vollem Hals!
„Wieso verflucht haben sie uns entdeckt?! An die
Waffen, Männer!“
Das Geäst raschelte und Zweige knackten, als
vier dunkle Schatten zum Vorschein kamen. Ihre Silhouetten waren schlank, doch
muskulös, die Körper groß und geschmeidig.
Duncan sprang wie alle anderen vom Pferd. Hier
im Dickicht des Waldes waren die Tiere eher von Nachteil. Er hastete an
Christens Seite, bis sie Rücken an Rücken standen.
„Im Namen des Königs, zieht euch zurück,
Halunken, wenn euch euer Leben lieb ist!“, schrie Julian laut, aber man hatte
das Gefühl, dass seine Worte einfach im Wald
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