Ashes to Ashes (German Edition)
untergingen.
Sie waren zu viert, nein… Christen sah sich noch
einmal genauer um und gab es schließlich auf, zu zählen. Es wimmelte nur so von
Schatten und stetig wurden es mehr, als hätten sie den Angriff lange vorher
geplant.
Worauf warteten sie?
Weshalb griffen sie nicht an, sondern standen
da, sie umringend wie ein steinerner Wall?
Christen konnte Duncans erregte Atemzüge an
seinem Rücken spüren, das heftige Auf und Ab seines Brustkorbes, aber es gab ihm
eine Art von Sicherheit, seinen Freund an seiner Seite zu wissen.
Seltsam, wie feucht plötzlich seine Haut war,
wie klamm sein Haar und seine Kleidung und wie… verschleiert seine Sicht.
/Der Nebel!/ ,
schrie ihm ein tödlicher Gedanke durch den Kopf.
„Sie nutzen den Nebel! Greift an! Greift an,
solange ihr noch etwas seht!“, befahl Christen sofort und zog selbst das Schwert
aus der Scheide.
„Duncan!“
„An deiner Seite, mein Prinz!“, kam die Antwort
prompt und mischte sich in den gellenden Laut einer gurgelnden Kehle, irgendwo
in der Entfernung.
Gleich fünf Angreifer steuerten auf sie zu.
Geschmeidig wirkten ihre Bewegungen und flink die Hiebe, die sie versuchten, mit
ihren kleinen Messern zu setzen.
Christen parierte mit der Klinge seines
Schwertes. Gefährlich knirschte der Stahl eines Dolches über den hier und da
schartigen Schaft der Waffe, als er sich unter einem weiteren Angriff
hinwegduckte, der ihn beinahe von oben getroffen hätte.
Wie groß verflucht noch mal, waren diese Kerle?!
Inzwischen war der Nebel dichter, wob sich in
schweren Schwaden durch die Baumreihen und Christen verlor seine Männer aus den
Augen, die ihrerseits in Kämpfe verstrickt waren.
Nur weil Duncans lautes Keuchen an seine Ohren
drang, wusste er, dass der Ritter noch ganz in seiner Nähe sein musste. Er sah
sich in seiner Vermutung bestätigt, als jener plötzlich aus der weißen Wand
dicht neben ihm auftauchte, um einen Dolchstoß abzuwehren, der den Prinzen sonst
deckungslos getroffen hätte.
„Danke!“, hauchte er Duncan knapp zu, während
sich die Angreifer plötzlich in den Nebel zurückzogen und erneut gespenstische
Stille einkehrte.
„Immer zu Diensten!“ Der Ritter schluckte,
wischte sich das Blut aus dem Gesicht, welches aus der Kehle eines Angreifers
auf ihn gespritzt war.
„Weshalb ziehen sie sich zurück?!“
„Ich bin nicht sicher, ob sie das tun…
Wahrscheinlich formieren sie sich neu…“
„Wie können es nur so viele sein, wo sie doch
nicht einmal wussten, dass hier heute jemand hindurch reist…“
„Wo sind die Männer? Erik? Julian?!“, krächzte
Duncan heimlich in das Schweigen.
Seine Stimme klang belegt und es verwirrte ihn,
keine Elle weit blicken zu können.
Was sollten sie jetzt tun?
Wie das Wild in der Falle auf einen weiteren
Angriff warten?
Oder heimlich in irgendeine Richtung davon
spazieren und zu Gott beten, dass sie dort nicht auf eine Mauer von Feinden
trafen?!
Ein keuchendes Husten ließ die beiden Männer
zusammen zucken. Ruckartig wendeten sie den Blick nach rechts, wo sie die
schwache Silhouette einer Person erkannten.
„Humphrey! O Gott sei Dank! Wir können jeden
Mann gebrauchen!“, knirschte Duncan zwischen den Zähnen hervor, doch
verschluckte er die letzten Worte, als weitere Männer aus den Schwaden krochen
und sich umringend auf ihn und den Prinzen zubewegten.
„Humphrey, hinter dir!“, lag ihm noch auf der
Zunge, doch da dämmerte ihm plötzlich einiges und er ballte die Hände zu
Fäusten, nuschelte ein „Elender Verräter!“ in den Wald.
Christen verhielt sich außergewöhnlich still und
schien wenig überrascht.
Hatte er es bereits vermutet, dass Carols Onkel
mit den Dieben unter einer Decke steckte?
/Mit meiner Naivität bringe ich uns irgendwann
noch einmal ins Grab/ , schalt sich
der Ritter innerlich und richtete die Aufmerksamkeit augenblicklich wieder auf
den Wall von Männern.
Sie traten näher, formierten einen eisernen
Kreis um sie herum.
Wer waren sie? Vermutlich finstere, ungepflegte
Gestalten, doch das ließ sich nur vermuten, denn sie hielten die Gesichter
hinter einer Maske verborgen.
„Habt ihr nicht schon längst, was ihr wollt?!“,
fauchte Duncan mit zusammengebissenen Zähnen, während er noch ein Stück näher an
Christens Körper rückte, um ihn mit dem seinen vollständig abzuschirmen.
Wenigstens in eine Richtung…
„Glaubt nicht, dass ihr so einfach davon kommt!
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