Ashes to Ashes (German Edition)
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~5~
Habt Dank
„Mutter?“
Schwungvoll stieß Duncan die knorrige Holztür
auf, betrat stürmisch die kleine Hütte, in der nur das dumpfe Licht zweier
Kerzen brannte. Selina huschte flink an ihm vorbei, eilte zu dem Bett, in dem
ihre Mutter lag.
„Mama, ich hab’ Duncan geholt“, flüsterte das
Mädchen leise als befürchtete sie ihre Worte könnten den Zustand ihrer Mutter
noch verschlimmern.
„Duncan...?“ Schwach klangen die Worte der Frau,
zitternd ihre sonst so weiche Stimme, als sie ihre schweren Augenlider aufschlug
um ihren einzigen Sohn direkt anzusehen.
„Mein Junge, bist du es wirklich?“ Sie streckte
ihre freie Hand nach ihm aus und Duncan zögerte nicht lange, bis er sie ergriff,
runzelte besorgt die Stirn, da er spürte, wie eiskalt und feucht sie war.
Behutsam strich er der müden Frau über die
bleiche Stirn. Arbeit und Sorgen hatten ihre einst so lieblichen Gesichtszüge
zerfurcht und schwarze Schatten unter ihre Augen gezeichnet.
„Ja, ich bin es, Mutter.“
Er versuchte so sanft wie möglich zu klingen, um
sie zu beruhigen und schließlich lächelte sie leicht, doch Duncan konnte
erkennen, wie schwer es ihr fiel. Hoffnungsvoll blickte Selina auf ihren großen
Bruder, dann zurück zu ihrer Mutter und ließ den Blick schließlich durch den
engen Raum streifen.
Ihre kleinen Geschwister, die in einer Ecke am
Boden hockten und mit steinernen Murmeln spielten, nahm sie nur am Rande wahr.
Sie war so froh, dass sie von alledem noch nichts verstanden. Weinende und
quieksende Kinder hätte sie wirklich nicht noch an ihrer Seite gebrauchen
können. Sie selbst hatte bereits genug geweint und letztendlich hatte es die
Lage ihrer Mutter nicht gebessert.
„Es... es will nicht raus, Duncan!“, keuchte
seine Mutter unter tiefen Atemstößen, verzerrte ihr Gesicht, als eine Welle von
fieberndem Schmerz sie durchströmte. Sie wusste nicht, wie lange sie diese
Qualen noch aushalten konnte.
Duncans Blicke wanderten zu ihrem runden Bauch,
der sich unter der Bettdecke vorwölbte, doch er traute sich nicht, eine Hand
darauf zu legen, wusste nicht, ob er damit vielleicht alles nur noch schlimmer
machen würde. Dabei wollte er wissen, ob das kleine Kind überhaupt noch lebte,
das sie in ihrem Leib trug, oder ob es sie bereits innerlich vergiftete.
„Es... es liegt falsch... ahhhh!“ Erneut krümmte
sie sich unter Schmerzen und Selina heulte auf, schlug sich vor Angst die
kleinen Hände vor die feuchten Augen, um das Leid ihrer Mutter nicht mit ansehen
zu müssen.
„Hilf ihr Duncan, hilf ihr! So tu doch etwas!
Sie stirbt, wenn du nichts tust!“, wimmerte sie dumpf.
Er überlegte doch schon die ganze Zeit, was zu
tun war!
Selina hatte bereits vor einer halben Ewigkeit
nach der Hebamme des Dorfes geschickt, doch sie war unterwegs und es war nicht
sicher, ob sie überhaupt an diesem Abend zurückkehren würde, um nach ihrer
Mutter zu sehen. Vielleicht hatte der Bote, den sie ausgeschickt hatten, sie
nicht einmal finden können und sie wusste noch gar nichts von den Qualen der
Frau. „Wo ist Vater?“, wollte Duncan wissen, doch Selina schüttelte nur den
Kopf. Sie wusste es nicht.
Vielleicht war es auch besser so, denn sie ahnte
nicht, dass der Herr des Hauses sich womöglich gerade in einem der Freudenhäuser
aufhielt, sich dem Rausch seiner Lust hingab, nichts ahnend von der Angst, die
in diesem Haus herrschte, weil das Kind nicht zur Welt kommen wollte.
Und selbst wenn er davon gewusst hätte... Es war
schon immer so gewesen.
„Ahhhhh...“ Erneut keuchte seine Mutter auf,
hechelte nach Luft, verzog das Gesicht zu einer schmerzvollen Grimasse. Duncan
spürte wie der Druck ihrer Hand an der seinen nachließ, wie sie mit jeder Wehe
schwächer wurde.
Das Kind würde sie zerreißen, wenn er nichts
unternahm! Aber was konnte er schon tun? Er war noch nie bei einer Geburt dabei
gewesen. Die Männer schickte man stets aus den Zimmern, wenn ihre Frauen
niederkamen und obgleich er oft darum gebeten hatte, mit dabei sein zu dürfen,
so war ihm dieser Wunsch doch immer verwehrt geblieben.
Er kam sich so hilflos vor, nahm das Jammern
seiner kleinen Schwester nur noch am Rande wahr, auch, dass nun ebenso Jolina
begonnen hatte unzufrieden zu heulen.
„Selina... kümmere dich um deine beiden
Schwestern! Und gib auf Mutter Acht! Ich werde Hilfe holen! Wartet hier. Es wird
alles gut!“
„Aber Duncan... wo... wo willst
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