Ashes to Ashes (German Edition)
du denn hin? Du
kannst uns doch jetzt nicht alleine lassen!“
Doch der junge Mann war bereits aufgesprungen,
hatte die Hand seiner Mutter vorsichtig unter die Decke gebettet und rannte
eilig aus der kleinen Hütte.
Übelkeit kroch seiner Kehle empor, als ihm
frische Nachtluft entgegenströmte, denn er meinte den beißenden Geruch
sterbenden Fleisches in ihr zu riechen.
Er schüttelte den Würgereiz ab, stieg auf sein
Pferd und ritt davon, ohne sich noch einmal nach Selina umzusehen, die ihm
hinterher gerannt war. Es gab keine Zeit für große Diskussionen. Entweder er
handelte schnell oder aber er könnte seiner Mutter nicht mehr helfen.
Weiß Gott allein, weshalb sie an diesem fünften
Kind nun sterben sollte. Sie war doch noch viel zu jung!
***
„Jammerst du, weil du nach dem Fest deiner Sinne
nicht mehr Herr bist, oder hat dich Bernadette abgewiesen, nachdem du dir ihrer
Zuneigung so gewiss warst?“
Christen kniff angewidert die Augen zusammen,
als ihm die bekannte Stimme entgegen säuselte. Er hätte in diesem Moment
wirklich jeden lieber um sich gehabt als seinen Cousin. Er musste nicht einmal
aufblicken um zu wissen, dass er ihm hämisch entgegen grinste.
Langsam richtete sich der Prinz auf. Es war ihm
unangenehm, dass Gabriel ihn in dieser kauernden Position vorgefunden hatte.
Sein Herz bebte noch immer in seiner Brust, doch
er versuchte eisern das Chaos in seinem Inneren zu verbergen, reagierte mit
einem kühlen Augenschlag auf die Frage seines Cousins und wendete sich
schließlich von ihm ab, lief Richtung Schloss zurück.
„Selbst für einen Prinzen ist es unhöflich,
einem ehrenhaften Mann den Rücken zu kehren, ohne ihm einen triftigen Grund
dafür zu nennen, Christen!“
/Deine Anwesenheit ist Grund genug zu gehen.../
„Lass mich einfach in Ruhe!“, knirschte Christen
heiser hervor.
„Es muss etwas sehr schlimmes vorgefallen sein
heute Abend, wenn du mir gegenüber so ehrlich deine Abneigung zeigst, lieber
Cousin. Aber ich... will dich auch nicht lange stören. Zudem wartet noch eine
nette junge Dame auf meine Gesellschaft beim Tanz.“
Ein gläsernes Kichern erfüllte die Nacht.
„So sprich, was hast du zu sagen?“, forderte
Christen in genervtem Tonfall, blieb kurz stehen, um eine Antwort abzuwarten.
Hatte es nicht Zeit bis morgen? Und was trieb Gabriel eigentlich hier draußen?
War er ihm etwa gefolgt? Hatte er ihn vielleicht sogar bis in die Kirche
verfolgt und im Stillen seiner Beichte gelauscht, die dumpf durch die dünnen
Wände des Beichtstuhles gedrungen war?
/Ich sagte, es sei ein Missverständnis... Ich
brauche nichts zu befürchten... nichts.../
Mehrere Male sprach er diese Worte in Gedanken,
als wolle er sich selbst von ihrer Richtigkeit überzeugen. Denn irgendetwas in
seinem tiefsten Inneren trieb ihm eine unbeschreibliche Unruhe in den Magen, die
er sich nicht erklären konnte. Unterbewusst ballte er verkrampft die Hände zu
Fäusten.
„Ich bin müde, Gabriel! Also was ist es, das du
mir zu so später Stunde noch zu sagen hast?“
„Euer treuer Ritter Duncan...“
„Was ist mit ihm?“
„Ich dachte, man hätte ihn in den Umgangsformen
des Hofes ausgebildet...“ Er lächelte gehässig, betonte jedes einzelne Wort für
sich, um sich Christens Aufmerksamkeit gewiss zu sein. Als dieser jedoch
gelangweilt mit den Schultern zuckte, fuhr Gabriel schnell fort. Anscheinend
wusste Christen noch nicht, worauf er hinaus wollte.
„Es scheint dir nichts auszumachen, dass er
jedem Rockzipfel des Hofes hinterher steigt. Doch sollte er es nicht etwas
diskreter tun?“ Ganz vorsichtig und langsam, zog er sich die Lederhandschuhe von
den Fingern, Stück für Stück und kostete dabei die Süße des Augenblickes aus.
„Ich habe ihn soeben mit Isobel Carr gesehen. Wo
er sie wohl hinführt, zu so später Stunde und...“
Christen stand regungslos, doch Gabriel wusste
genau, dass jeder Muskel seines Körpers gespannt war. Er konnte es förmlich
spüren.
„Duncan ist kein Kind mehr. Er kann selbst
entscheiden, was er tut und was nicht!“, antwortete Christen knapp und erstickte
dabei fast an dem Seufzen, dass sich in seine Kehle krallte.
„Ich dachte nur, es würde dich interessieren. An
meinem Hof würde ich derlei Unzucht nicht dulden...!“
„Du duldest sie dennoch, weil du nichts von der
Unzucht an deinem Hof weißt!“, fauchte der Prinz barsch, wendete schnell wieder
die Blicke ab, als er das
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