Ashes to Ashes (German Edition)
herausgefunden hatte,
dass es sich um ein Freudenhaus handelte.
Seitdem mied er diesen Platz in der Stadt, aber
er wusste, dass einige seiner Freunde dort ein- und ausgingen als wäre es ihre
zweite Wohnstätte.
„Also was ist?“
Duncan winkte ab. „Ich kann nicht!“
„Wieso? Oder hast du dir inzwischen ein Weib
angelacht?“, hakte Friedrich nach, betrachtete sein Gegenüber durch leicht
zusammengekniffene Augen, als erwarte er eine Offenbarung. Diese jedoch blieb
aus.
„Nein, ich muss heute Abend noch nach meiner
Mutter sehen. Sie ist vor wenigen Tagen niedergekommen und dabei gab’s ein paar
Schwierigkeiten.“
„Ja, habe am Rande davon gehört. Du warst zwei
Tage nicht am Hof! Wie geht es ihr und dem Kind jetzt?“
„Soweit hat sie sich erholt. Und der Kleine ist
kräftig.“
„Ich kann mir nicht helfen, aber irgendetwas an
deinem Gesichtsausdruck sagt mir, dass du dennoch todunglücklich bist.“
Überrascht schürzte Duncan die Lippen, lächelte
sanft und zugleich abwehrend.
„Der Junge kann ja nicht immer freudestrahlend
durch die Gegend laufen, Friedrich!“, mischte sich die Köchin Maria ein, die den
beiden Männern zwei Humpen Bier auf den Tisch knallte. Maria war rigoros und
ruppig, aber dennoch beliebt unter den jungen Rittern, steckte sie ihnen doch
gerne einen Apfel oder andere Leckereien zu, wenn sie sie besuchten. Duncan sah
sich noch als kleinen Jungen vorsichtig durch den Türspalt blinzeln, stets auf
der Hut vor Meister Veit, der ihnen immer eines mit dem Kochlöffel überziehen
wollte, weil er ihre Anwesenheit hier in der königlichen Küche missbilligte.
Inzwischen aber war dieser zu alt, um sich noch
darüber aufzuregen. Er verließ kaum noch die kleine Kammer, in der das Fleisch
zubereitet wurde, denn seine Beine trugen ihn nur noch mühsam. Und würde er sich
auch jetzt noch darüber beschweren, dass Duncan und seine Freunde hier
auftauchten, jetzt, da sie den Rang eines Ritters innehatten, hätte er damit
rechnen müssen, entlassen zu werden.
„Guten Morgen, Maria“, grüßte Friedrich mit
einem breiten Schmunzeln im rechten Mundwinkel. „Was macht das Rheuma?“
„Ach mein Jung’... ich wünsch’ es keinem! Die
Beine ziehen mir, sobald sich das Wetter ändert und die Händ’... manchmal würd’
ich sie gern austauschen!“ Sie stöhnte leise. Für gewöhnlich lauschte ihr Duncan
gerne. Sie wechselte von Platt- zu Hochdeutsch, immer dann, wenn sie sich daran
erinnerte, wen sie vor sich hatte und sich darum bemühte, deutlich und edel zu
reden. Aber bisweilen vergaß sie es, dann schimmerten ihre bäuerlichen Wurzeln
durch.
Heute jedoch war Duncan in Gedanken ganz
woanders.
Lustlos nippte er an der Schaumkrone des Biers,
stellte den Humpen dann zurück auf den Holztisch.
„Naja...“, fuhr Friedrich irgendwann fort,
nachdem er Duncan eine ganze Weile beobachtet hatte, ohne dass dieser darauf
reagierte.
„Du kannst es dir ja noch überlegen! Babette
fragt mich jedes Mal, ob ich nicht diesen gut aussehenden großen Mann mal wieder
mitbringe, der so ein zuckersüßes Lächeln in den Augen trägt!“
„Damit kann sie ja unmöglich mich meinen“, antwortete Duncan gelangweilt, wedelte kurz mit der Hand.
Plötzlich schlug die Pendeltür von außen auf.
Christen durchschritt die Schwelle, rieb sich
dabei die blassen Hände. Es war kalt geworden in den letzten Tagen. Der Herbst
begann allmählich, sich von seiner ungemütlicheren Seite zu zeigen. Friedrich
und Duncan sahen zu ihm auf. Und Christen bemerkte ihre Blicke. Als seine blauen
Augen Duncan erkannten, schlug er sie nieder, wandte sie von ihm ab.
„Hoheit...“ Friedrich verbeugte sich leicht.
Christen bemerkte es nicht einmal, schritt geräuschvoll durch den Raum - zu
Maria, die inzwischen wieder an einem der großen Kochtöpfe stand und dessen
Inhalt umrührte. Dumpf drangen die Worte des Prinzen durch den Raum. Weil er sie
so sanft aussprach, gingen sie an den rußigen Wänden unter.
/Sanft, wie immer.../
Friedrich heftete seine Augen auf Duncan, der
den Kopf wieder gesenkt hatte und mit großem Interesse die plumpen Verzierungen
seines Bierkruges studierte.
/Da stimmt doch was nicht!/ ,
beschloss er im Stillen.
„Thymian? Oh, er ist knapp, aber ich will sehen,
was wir hinten noch in der Kammer haben“, ertönte plötzlich Marias
durchdringende Stimme. „Wartet bitte einen Moment!“
„Nein, ich komme mit dir!“, antwortete
Weitere Kostenlose Bücher