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Ashes to Ashes (German Edition)

Ashes to Ashes (German Edition)

Titel: Ashes to Ashes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentine Morgen
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abendlichen Horizont fügte.
    Nichts als Stille umgab ihn.  Stille.
    Und ihr unbändiges Schweigen schrie wie ein
ungehörtes Echo in seinen Ohren.
    Er blickte an sich hinab, so wie er es viele
Male zuvor getan hatte. Und wie viele Male zuvor, klaffte eine schwarze Leere
unter seinen Füßen.
    Erneut richtete er den Blick in den Himmel,
beobachtete das geräuschlose Flattern der letzten Sturmkrähen, die über ihn
hinweg zogen.
    Und plötzlich schrie er.
    Er verstand seine eigenen Worte nicht.
    Lauter, immer lauter.
    Lucifer, Lucifer, Lucif ...
    Ein Windstoß raubte ihm den Atem. Er sackte zu
Boden, spürte eine warme Flüssigkeit an seinen Händen.
    Sie war nicht farblos, doch ein Nebelschleier
hatte sich über seine Augen gelegt. Vielleicht war sie schwarz. Vielleicht
nicht.
    Ein Lächeln.
    Und als er erneut auf seine Hände blickte, war
es Christen, den er auf den Armen hielt.
    Die Haut so blass... wie Elfenbein.
    Sanft berührte der Prinz seine Wange.
    Es wird alles gut!
    Es wird alles gut, vertrau mir!
    Es war nur ein lautloses Flüstern, das an seine
Ohren drang.
    Und Christen starb.
     
    „Hunghhh!“ Duncan stöhnte laut, erwachte
schweißgebadet und setzte sich ruckartig auf, um den Kopf auf einem seiner
angewinkelten Knie niederzulegen.
    „Schon wieder dieser verfluchte Traum!“
    Benommen blinzelte er kurz, fuhr sich mit der
Hand durch das feuchte Haar.
    Dann schlug er die dünne Wolldecke zurück,
schlüpfte aus dem Bett, wenn man sein Lager überhaupt als das bezeichnen konnte.
Nur abwesend streiften seine Blicke die schlafenden Gesichter seiner Kameraden,
die mit ihm die Nachtstätte teilten. Er fragte sich, ob sie nicht auch hin und
wieder von Albträumen gequält wurden, oder ob ihnen die Erschöpfung des Tages
einfach keine Gelegenheit dazu gab.
    Geräuschlos schob er die Zeltplane ein Stück
zurück, schlüpfte hindurch um in das Vorzelt zu gelangen, in welchem noch
vereinzelte Kerzenstummel brannten.
    Er war nicht alleine. Ein Wachtposten nickte ihm
missmutig zu.
    „Schlecht geschlafen?“, murmelte ihm dieser
entgegen und gab sich mit dem unterschwelligen Nicken zufrieden, welches Duncan
ihm zuwarf.
    Wie lange war es nun schon her, dass sie diesen
sinnlosen Marsch ins Niemandsland begonnen hatten?
    Zwei Monate? – Drei vielleicht. Und weiß Gott,
welch teuflische Eingebung den Feind geritten hatte, dass sie sich ausgerechnet
in den Wintermonaten über die Grenzen Lanions wagten.
    Seit vier Tagen saßen sie nun fest, hatten ihr
Lager hier aufgeschlagen, einigermaßen geschützt zwischen zwei unebenen
Gebirgszügen. Die feindlichen Truppen hockten im Osten. Sie hatten sich über die
letzten Wochen zurück drängen lassen bis zum Fuße des Mundran, der eine tiefe
Schneise ins umgebende Land zog.
    Bis zum Mundran und doch nicht weiter. Jetzt
lauerten sie, vermutlich jeder Zeit bereit für einen neuen Angriff.
     
    Duncan gähnte herzhaft, wobei er sich wieder
durch das Haar strich. Die einzelnen dunkelbraunen Strähnen kamen ihm ungewohnt
lang vor, fielen ihm immer wieder in die Stirn.
    Als er sich schließlich schwerfällig auf einem
quer gestellten Holzstumpf niederließ, der ihnen vorübergehend als Sitzbank
diente, zog er sich den Kragen seines Hemdes fester um den Hals, um die Kälte
auszusperren, die trotz der brennenden Kohleschalen durch die Ritzen des Zeltes
drang und sich langsam durch seine Kleider fraß.
    Ihn fröstelte bei dem Gedanken an die
bevorstehenden Tage nur noch mehr. Bis jetzt hatte sich der Winter von seiner
sanftmütigen Seite gezeigt. In Lanion war es nicht ungewöhnlich, dass sich der
Schneefall bisweilen bis Mitte Januar hinauszögerte, aber irgendwann würde er
kommen. Unangekündigt, rasch und... erbarmungslos.
    Wieder seufzte er still. Er kramte nach einem
vergilbten Zettel, den er unablässig an seiner Haut unter der Kleidung trug.
     
    Vorsichtig entfaltete er ihn, flog mit den Augen
über die ersten Worte, deren Konturen durch Feuchtigkeit bereits leicht verzogen
waren.
    Abwesend kramte er nach einem Federkiel, den er
ebenso bei sich trug. Es war eine seiner Angewohnheiten, über die sich seine
Kameraden gerne lustig machten.
    Einige, weil sie keinen Sinn darin sahen, Briefe
oder ähnliches zu verfassen, da sie ohnehin bald heim kehren würden - zumindest
hofften sie das, und andere, weil sie nicht schreiben konnten.
    „Und wieder ist eine Woche vergangen...“, begann
er in deutlichen Buchstaben auf das Papier

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