Ashes to Ashes (German Edition)
vorgekommen, Duncan zu sagen, er solle Cavendish aufsuchen. Es tat ihm auch in
der Seele weh, dass er die Sache mit den Männern erwähnt hatte, aber anders wäre
Duncan sicher nicht dazu zu bewegen gewesen, sich freiwillig in die Hände des
Feldschers zu begeben.
Er machte sich keine Illusionen. Auch der Arzt
würde Duncan nicht viel helfen können, selbst wenn er ab und zu die Wunde
spülte. Den Schmerzen nach zu urteilen, musste sich die Entzündung schon weit
ausgebreitet haben.
Duncan war hart im Nehmen.
Selten hatte Friedrich seinen Freund so
erschöpft und… ausgezehrt gesehen. Dass er den Schnaps blind in sich hinein
kippte, tat seinem Leid auch keinen Abbruch.
Er richtete die Augen gen Himmel, schloss sie
kurz.
„Was ich jetzt tun werde, ist zu deinem besten…
Selbst wenn du es mir mein Leben lang zum Vorwurf machen wirst…“
Gequält setzte er sich in Bewegung, grüßte den
Wachtposten vor der Unterkunft des Prinzen, nannte sein Anliegen. Nach wenigen
Augenblicken rief man ihn herein.
Christen war allein, wie er erleichtert
feststellte, als er vor ihn trat. Seine Hoheit wirkte etwas überrascht ihn zu
sehen, forderte ihn dann aber mit weicher Stimme zum Sprechen auf.
Ja, wie sollte er am besten anfangen? - Wo
beginnen, wenn es doch keinen wirklichen Anfang gab? Er hatte sich doch alles
zurecht gelegt, doch in diesem Augenblick war ihm alles entschwunden.
„Schickt ihn nach hause!“
Na prima! Besser hätte er gar nicht mit seiner
Bitte hervorplatzen können, rügte er sich im Stillen, zauderte kurz, bis ihm
klar wurde, dass Christen unmöglich verstanden haben konnte, was er eigentlich
sagen wollte.
„Ich spreche von Duncan, Hoheit… Er ist
verletzt! Bitte schickt ihn nach Hause, wo man sich auf die Behandlung von
Wunden versteht!“
Die Leere in den entsetzen Augen des Prinzen gab
ihm zu verstehen, dass jener tatsächlich nichts von einer Verwundung gewusst
hatte.
„Er wollte es niemandem sagen… Euch nichts sagen, weil er fürchtete, Euch dann nicht mehr auf’s Schlachtfeld
begleiten zu können.“
„Mir ist eine Wunde nicht aufgefallen!“ Die
Antwort klang kühl, dennoch verbarg sich ein leichtes Zittern in Christens
Stimme und er stürzte den Inhalt seines Weinglases hinunter als wäre er
unglaublich durstig.
„Wie hat er sie sich zugezogen? Als ich vor
sechs Tagen mit ihm sprach, hatte er sie noch nicht! Wenn er sich auf die
Prügeleien hier im Lager einlässt und verletzt wird, ist es seine eigene Schuld!
Weshalb sollte ich einen Soldaten heimschicken, kurz bevor wir erneut
losziehen?“
Die Nachricht hatte ihn wie ein Schlag
getroffen, auch wenn er sich strikt weigerte, sich diese Tatsache einzugestehen.
Etwas an Duncan war ihm tatsächlich seltsam vorgekommen… war es die Müdigkeit in
seinem Gesicht, der fiebrige Glanz in seinen Augen oder der kleine Blutfleck,
den er vor zwei Tagen vermeinte, auf dessen Hemd zu erkennen? Doch aus der
Entfernung hatte er angenommen, dass er es sich nur einbildete und das Blut
hätte von überall her stammen können. Dass Friedrich, von dem er wusste, dass er
eng mit Duncan befreundet war, jetzt mit dieser Bitte bei ihm vorsprach, legte
sein Herz in unsprengbare Fesseln.
Er durfte sich als Prinz nichts anmerken lassen.
Schließlich war Duncan nur ein Mann unter vielen. Und Männer starben eben, wenn
sie in den Krieg zogen. Jedes Kind wusste, dass Verluste unausweichlich waren.
„Ich glaube nicht, dass er Euch noch auf das
Feld folgen können wird…“, fuhr Friedrich vorsichtig fort, erwiderte Christens
Blicke.
„Er fiebert hoch. Die Wunde hat sich entzündet
und er versucht die Schmerzen mit Alkohol auszuschalten. Wenn er so weiter
macht, säuft er sich zu Tode, bevor ihn überhaupt ein Heiler zu Gesicht bekommen
kann!“
Der Prinz überlegte eine Weile.
„Geht mit Eurem Anliegen zu General Lassoux. Er
ist derjenige, der entscheiden muss.“
„Dann wird er sterben! Prinz, Ihr wisst, dass er
ihn nicht gehen lassen wird! Und er würde es sowieso nicht freiwillig tun, wenn
es nicht Euer Befehl wäre…“
„Weshalb denkst du, ich hätte solche Gewalt über
sein Handeln?“
/Ich denke, das wisst Ihr selbst am besten…/
„Er vertraut Euch!“
„Verlangt das nicht von mir! Ich…“ Plötzlich
verfiel Christen in ein Schweigen, deutete Friedrich mit einer Handbewegung zu
gehen und der Ritter gehorchte, ohne jedoch zu vergessen, dem Prinzen noch einen
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