Ashes to Ashes (German Edition)
Schönheit schau’“,
So sang der Mond in sanftem Lied,
Als er nun aus dem Morgen schied.
Im bleichen Schatten unserer Gedanken.
Knirschend beendete Duncan die letzten Noten,
sackte plötzlich in sich zusammen, verfestigte seinen Griff in der hellen Mähne
seines Pferdes.
„Duncan!“, schrie Friedrich, schloss
augenblicklich zu ihm auf. Erik bemerkte nichts, kehrte sich an nichts.
Er wollte nur endlich diesen verdammten Ritt
hinter sich bekommen. Sein Gesäß schmerzte ihn. Er hatte sich noch nie gerne für
lange Zeit im Sattel gehalten. Manchmal erwischte er sich dabei, wie er Duncan
einen misstrauischen Blick zuwarf, zumeist jedoch erst dann, wenn ihm bewusst
wurde, dass Friedrich ihm dabei zusah.
Weshalb Christen ihn mit auf diesen Ritt
geschickt hatte, wollte ihm nicht ganz in den Sinn kommen.
Da sie sich hinter den eigens gesicherten Pfaden
befanden, bestand nicht wirklich Gefahr, dass sie hier auf Feindestruppen
treffen würden. Aber Christen hatte darauf bestanden. Welche Verschwendung!
Selbst wenn sie das Schloss der Großmutter
erreichen würden - und er hatte ja keine Ahnung, dass es sich bei diesem
„Schloss“ um ein verhutzeltes altes Hüttchen im Wald handelte, wäre MacNoénn mit
Sicherheit nicht in der Lage, die alte Frau zu versorgen. Er konnte von Glück
reden, wenn er die nächsten zwei Tage, die sie mit Sicherheit noch brauchen
würden, um heim zu kommen, überleben würde…
„Duncan!“, schrie Friedrich erneut, nun wurde
Erik doch aufmerksam.
„Ist ihm endlich das Bewusstsein entglitten?
Dann können wir ja umkehren. So kann er sich sowieso nicht um Christens
Großmutter kümmern!“
Friedrich überhörte ihn einfach, wollte den
rechten Arm nach Duncan ausstrecken, als ihm bitter klar wurde, dass es keinen
Arm mehr gab, den er hätte bewegen können.
„Duncan…“ Seine Stimme wurde leiser. Er
versuchte sich etwas zu seinem Freund hinüber zu beugen, sah schließlich, dass
sich dessen gebeugter Rücken ruckartig bewegte, als würde er lachen. Und
vielleicht tat er es auch, nur passten die Tränenspuren, die über sein Gesicht
rollten, nicht ganz dazu.
Wild verkrampfte Duncan die eine Hand am Knauf
seines Sattels, die andere hatte er noch immer in die Pferdemähne gekrallt.
Als der Ritter Friedrich an seiner Seite
bemerkte, schüttelte er kurz den Kopf.
„Schon gut… Schon… gut…“ Er brachte die Worte
nur gebrochen hervor.
„Es ist… alles in Ordnung… alles… ist in
Ordnung!“
Während er so sprach, richtete er sich wieder
etwas auf, war froh, dass ihm seine eigenen Haare ins Gesicht flatterten, seine
müden Augen verdeckten - so fühlte er sich
sicherer, sicherer vor den eigenen quälenden Gedanken, vor den Bildern, die er
immer wieder vor seinem geistigen Auge sah.
Ihm wurde übel bei dem Gedanken, dass es
womöglich ihr letztes Gespräch gewesen war, das sie geführt hatten.
Wer konnte schon sagen, ob er ihn jemals wieder
sehen würde, sich jemals wieder in dem herrlichen Blau seiner Augen verlieren
durfte, welches ihm so geheimnisvoll schien wie der wunderschöne Anbruch einer
sternenklaren Nacht.
„Wir sollten besser eine Rast einlegen“, schlug
Friedrich vor. „Du siehst erschöpft aus!“
„Nein! Wir werden nicht schon wieder rasten! So
erreichen wir unser Ziel nie!“, warf Erik ein.
Er konnte es nicht leiden, wenn Friedrich
ständig über seinen Kopf hinweg entschied. Wer hatte hier verflucht noch mal die
höhere Position?! Er würde sich doch von einem kleinen, unwissenden Soldaten
nichts gefallen lassen! Hatte er etwa vergessen, dass er der Gefährte des
Prinzen war und ihm somit mehr Befehlsgewalt zustand als ihm?!
War es denn so?
„Wir müssen nicht rasten…“ Duncans Stimme war
schwach.
„Erik hat Recht. Wir sollten schneller
vorankommen. Wenn wir herumtrödeln, kommen wir vielleicht zu spät und der
Großmutter ist nicht mehr zu helfen…“
Schweigend ritten sie voran.
- Schweigend würde Duncan die Nebelschleier
ertragen, die seine Augen überschatteten, die immer dichter wurden, je mehr sie
sich der Heimat näherten.
Er zitterte am ganzen Leib, gestand es sich
nicht ein. Es hätte alles nur schlimmer gemacht.
Wie froh war er schließlich, da sie nach guten
viereinhalb Tagen endlich den Wald betraten, der ihm so vertraut vorkam.
„Wo führst du uns hin, Duncan?! Das kann doch
unmöglich richtig sein! Vor wenigen Augenblicken meintest du noch, wir
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