Ashes to Ashes (German Edition)
rotbraune
Haar des Kindes, lächelte versonnen, doch zugleich traurig und beobachtete, wie
sich die Locken um ihre Finger kräuselten. Dabei begann sie den Singsang von
Neuem - mit wundersam weicher Stimme.
***
/Woll’n nicht vergessen sein…/, wiederholte Sherryl in Gedanken und stützte
seufzend den Kopf auf die Hände. Sie saß vor der kleinen Tür ihres Zimmers und
es kam ihr so vor, als wären seit dem gestrigen Abend Ewigkeiten vergangen.
Immer wieder schwirrten ihr die Bilder vor dem
geistigen Auge und so sehr sie sich auch bemühte, sie hinweg zu blinzeln, so
brannten sie sich doch in ihre Gedanken.
Irgendwann hatte sie deshalb angefangen, in
ihren Erinnerungen an die Kindheit zu wühlen, die sie sonst so sorgsam
aussperrte. Und ihr war das Seemannslied ihrer Mutter eingefallen.
Noch einmal summte sie die zarte Melodie, die
ihr in diesem Augenblick viel zu traurig vorkam, als dass sie sie als kleines
Mädchen hätte lieben können.
Plötzlich erklang ein dumpfes Klopfen an der
Tür. Sie zuckte zusammen, bewegte sich jedoch nicht von ihrem Platz.
„Sherryl?“
/Duncan!/
Sie hatte mit Leila gerechnet, die an diesem Tag
schon mehrere fruchtlose Versuche unternommen hatte, die junge Frau aus ihren
vier Wänden zu bewegen.
Sie schwieg eisern, auch als der junge Ritter
erneut ihren Namen nannte. Ein dumpfes Geräusch bebte durch das Holz der Tür,
vermutlich hatte sich Duncan ebenfalls dagegen gelehnt. Vielleicht hoffte er so,
besser zu ihr durchzudringen.
„Ich will dich nicht sehen“, presste sie nach
einer Weile hervor, kniff dabei die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und
vergrub die Hände in ihrem Haar.
„Sherryl…, es tut mir leid. Ich…“
„Verschwinde! Lass mich endlich in Ruhe!
Verschwinde endlich!“
Und Duncans Schritte erklangen, entfernten sich…
ganz langsam, was Sherryl eine eisige Gänsehaut über den Körper trieb. Was hatte
sie denn erwartet?! Dass er winselnd vor der Tür stehen blieb und um Gnade
flehte?
- Dass er irgendwann doch zugeben würde, wie
viel sie ihm bedeutete?!
Sie wollte verflucht noch mal keine
Entschuldigung! Wie konnte sie sich in ihm nur so getäuscht haben, in seinem
zärtlichen Lächeln, das er ihr stets zugeworfen hatte, wenn sich ihre Blicke
trafen?
„Fahr zur Hölle!“, fluchte sie laut, als
einzelne Tränen über ihre Wangen krochen und in die Tiefe stürzten.
Duncan lief zurück in das Zimmer, das er seit
seiner Ankunft hier bewohnt und sich mit Friedrich geteilt hatte. Sein
Entschluss stand fest. Er konnte nicht länger hier bleiben. Die Dinge waren
kompliziert. Auf dem Bett lagen bereits seine wenigen Habseligkeiten, die er
inzwischen angesammelt hatte. Ein alter Kamm und zwei frische Hemden. Ein
Leinentuch…
/Du rennst weg! Nein, ich tue nur, was ich
bereits vor langer Zeit hätte tun sollen…/
„Du gehst?“ Wie ein kalter Lufthauch ließ
Friedrichs Stimme die Stille im Zimmer erschaudern, als er eintrat. Seine
Stiefel klangen schwer auf den Holzdielen, Duncan konnte sein Kommen unmöglich
überhört haben, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Er stand mit dem
Rücken zu ihm, knotete das Leinentuch an zwei Zipfeln zu einem Bündel zusammen,
damit er etwas Proviant darin verstauen konnte.
Träge kroch das Dunkel beginnender Dämmerung
durch die kleinen Fenster des Zimmers, ließ die Schatten der Vorhänge immer
länger werden.
„Du gehst?“, fragte Friedrich erneut, da er noch
immer keine Antwort erhielt und zuckte innerlich plötzlich zusammen, als Duncan
in seinen Bewegungen innehielt, kurz seufzte und sich anschließend langsam und
geschmeidig seinem Gegenüber zuwandte.
Seine schwarzen Wimpern warfen dunkle Schatten
auf sein Gesicht, schwächten seine blasse Hautfarbe zu einem ebenen Grau ab.
Für einen Moment standen sich die beiden Männer
gegenüber ohne ein weiteres Wort zu sagen. Es hätte so vieles gegeben, was…,
aber sie schwiegen beide.
Vielleicht war es besser so.
Irgendwann nickte Duncan beiläufig und begann
von Neuem, sein Bündel zu schnüren.
„Ich gehe…“, hauchte er beinahe stumm.
Er seufzte innerlich, denn er hatte es laut und
hart sagen wollen. Schließlich war es eine Tatsache, an der nun nichts mehr zu
rütteln war…
Friedrich senkte die Augen. Er bemerkte nicht,
wie sich seine Stirn in Falten legte.
„Duncan, ich…“
„Ich weiß…“
Friedrich blickte überrascht auf, wunderte sich,
ob er sich
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