Ashes to Ashes (German Edition)
verstummte.
/Dein wunder Punkt, ja?!/
„Sag es … nicht…“
Bitterkeit und Resignation.
Unglauben?
„Die Wahrheit kann bitter sein, nicht wahr?!“
Friedrich fletschte die Zähne und presste Duncan
mit der Hand gegen die Wand, legte ihm den Unterarm an die Kehle.
Wild keuchend starre er auf sein Gegenüber, doch
Duncan hatte die Augen gesenkt, hielt sie auf einen Punkt zu seinen Füßen
gerichtet als wäre dort mehr als ein Nichts. Das wilde Hämmern in seiner Brust
raubte ihm den Atem.
„Warum… warum hast du das getan, Duncan? Und
sieh mich verflucht noch mal an, wenn ich mit dir rede!“
„Friedrich, jetzt zügle deinen Zorn und hör auf
mit dem Unsinn! Lass ihn in Ruhe!“, mischte sich Sherryl ein, doch ihre Stimme
ging unbeachtet unter und sie konnte auch nichts ausrichten. Hilflos versuchte
sie Friedrich von Duncan wegzubewegen.
Die beiden Männer beachteten sie nicht einmal.
Duncan hob schließlich den Blick. Ganz langsam,
doch irgendwann ruhte ihr gegenseitiges Starren aufeinander.
„Warum… warum musst du mir immer alles
wegnehmen?! Warum musstest du sie mir wegnehmen?!“
Ein verzweifeltes Schluchzen brach aus
Friedrichs Lippen. Wie in Trance fühlte er Duncans Hand an seinem Unterarm,
konnte nichts dagegen setzen, als ihn sein Freund von sich weg schob, wobei er
seine Augen nicht von seinem Gegenüber nahm und sie zu schmalen Schlitzen
zusammenkniff.
„Ich hab sie dir nicht weggenommen!“, war alles,
was er noch sagte, bevor er schließlich mit schlurfendem Schritt durch das
Zimmer lief, sein Hemd vom Boden aufhob und es sich nachlässig überwarf.
Er musste weg von hier, konnte die
unausgesprochenen Worte nicht länger ertragen, die dieses Zimmer schwängerten.
Worte, die Friedrich auf der Zunge lagen und
sich wahrscheinlich nicht mehr lange zurückhalten ließen.
Worte, die verflucht noch mal niemals gesprochen
werden durften, weil er die Wahrheit in ihnen verteufeln würde.
„Wo gehst du jetzt hin, Duncan?!“, schrie ihm
Sherryl hinterher.
„Und was meinst du mit, du hast mich ihm nicht
weggenommen?! Antworte, Mistkerl! War das alles nur ein Spiel für dich? Und nun
kneifst du, weil du Schiss hast, dich deinem eigenen Freund zu stellen? Wieso?!“
Sie rannte ihm bis zum Türrahmen hinterher,
beobachtete verzweifelt, wie der junge Ritter bereits die Stufen hinab zur
Wohnstube stieg. Krampfhaft krallte sie ihre Finger in das Holz des Türrahmens.
Friedrich war plötzlich an ihrer Seite und legte
ihr die Hand auf die bebende Schulter, ganz vorsichtig, dennoch so, als wäre er
der einzige, der sie trösten könnte.
Aufgebracht fuhr sie herum und schlug seine
Berührung hinfort.
„Ich hasse dich!“
Ein Fauchen.
„Ich hasse euch beide! Verschwinde, verschwinde
sofort aus diesem Zimmer! Nein, verschwinde aus meinem Leben! Und deinen Freund
kannst du gleich mitnehmen! Ich will euch beide nicht mehr wieder sehen!“
Friedrich ging, blickte nicht zurück, als
Sherryl die Tür hinter ihm zuschlug.
Unter einem hörbaren Seufzen ließ er sich auf
der obersten Treppenstufe nieder, fuhr sich mit der Hand durch das dichte Haar
und kicherte. Er lachte bis die Tränen jeden Laut erstickten.
~19~
Rückkehr
***
Im Rauschen des Windes mit göttlicher Macht,
Da beugt sich das Segel, ein Albtraum erwacht.
Es schrei’n die Matrosen: „Nun täuet das
Seil!“,
Da brechen die Masten, Fortuna verweil’!
Wenn Engel nun singen zu tausend in Schar,
Und Töne erklingen, wo Leben einst war,
Dann heulen Sirenen und greifen nach Wut,
Und stürzen die Menschlein in ewige Glut.
Im Todestaumel, im letzten Lebensschein,
Mag uns die große See von Sünde waschen rein.
So tief das schwarze Meer, so leer und endlos
weit,
Dort treiben die Matrosen umeinander gereiht.
Im Mondlicht der Mitternacht sie singen jetzt
froh,
Wo einst ihre Flotte dem Schicksal entfloh.
Und weiß wie der Nebel, so glänzet ihr Schein,
So sitzen sie klagend, woll’n nicht vergessen
sein.
Woll’n nicht vergessen sein.
„Mama… sing mir das Lied noch einmal vor!“
„Wie oft willst du es denn noch hören, Sherryl?!“
„Nur noch ein Mal!“ Die zierlichen Händchen des
kleinen Mädchens waren blass und zitterten, als sie sie auf ihr Herz legte und
dabei die Augen schloss.
„Ob die Sirenen auch so böse zu Papa waren? Ob
sie ihn auch ins Meer gestürzt haben?“
Liebevoll strich die Mutter durch das
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