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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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Polstern der Staub aufstieg.
    Es war der Abend von Dodos Ball. Vom Vergnügen ausgeschlossen, saßen Addie und Bea eingeschnappt im Spielzimmer. Die Vorbereitungen hatten sie in den vergangenen Wochen in allen Einzelheiten miterlebt: Berry Brothers lieferte kistenweise Champagner, aus London kam Stangeneis, Tischwäsche von Harrods. Und sie hatten ihren Nutzen aus dem Überfluss gezogen, wenn die Köchin mit neuen Rezepten experimentierte und Köstlichkeiten ausprobierte, die selbst dem verwöhntesten Londoner Gaumen munden sollten. Heute Abend jedoch fand man ihr Betteln um Leckereien weit weniger reizend als sonst und hatte alle Kinder aus der Küche verbannt. Die Köchin war gewöhnlich ihre Freundin und Verbündete, doch heute hatte sie sie mit einem scharfen ‹Lady Ashford wäre es nicht recht, dass Sie alle hier unten sind› hinausgeschickt.
    Im Park wimmelte es von Dienern, die Lampions aufhängten. Josh, der Pferdeknecht, den sie am liebsten mochten, hatte mit dem plötzlichen Zustrom fremder Pferde für die morgige Jagd mehr als genug zu tun. Nicht einmal das Gartenhaus blieb verschont. Es war fest in der Hand eines Streichquartetts, das wie ein letzter Außenposten des Empire für jene Versprengten die Stellung hielt, die trotz der Kälte den Garten besuchen wollten.
    Es hätte alles froh und heiter sein sollen, wie in einem schönen Märchen. Aber das war es nicht. Die ganze Woche hindurch hatte sich Tante Vera immer wieder mit der Köchin und Badger besprochen, während Onkel Charles seine eigenen Besprechungen geführt hatte, angespannte Gespräche hinter verschlossenen Türen mit anderen Kabinettsmitgliedern. Davon durften sie oben in den Kinderzimmern eigentlich nichts wissen, aber Addie hatte die an- und abfahrenden Automobile beobachtet. Sie kamen aus London, eine weite Fahrt für ein Treffen von wenigen Stunden, und die Männer, die ihnen entstiegen, trugen die Hüte tief in die besorgten Gesichter gedrückt. Einige von ihnen kannte sie aus der Zeitung; andere waren ihr völlig unbekannt. Dass es wichtige Leute sein mussten, merkte sie nur an der Art, wie Onkel Charles sie begrüßte, und an ihren sorgenvollen Mienen.
    Erst letzte Woche hatte sie Onkel Charles und Tante Vera streiten hören, eine absolute Seltenheit.
Verdammt noch mal, es ist nur ein Ball
, hatte Onkel Charles gerufen, und das allein war schon ein Schock. Onkel Charles fluchte niemals im Beisein von Tante Vera.
Ein gottverdammter Ball, wenn …
    Himmel
, hatte Tante Vera ziemlich genau im gleichen Ton gesagt wie damals, als sie Addie bei den kanadischen Verwandten abladen wollte,
du tust ja gerade so, als wäre ein englischer Herzog ermordet worden. Auf dem Kontinent wimmelt es von kleinen Fürstchen, da wird ein einzelner kaum vermisst werden.
    Aber diesen wird man vermissen
, sagte Onkel Charles düster, worauf Tante Vera ungeduldig mit der Zunge schnalzte und entgegnete, Fürsten hin oder her, heiratsfähige Töchter müssten nun einmal unter die Haube gebracht werden. Da könne man auf das lästige Imponiergehabe ausländischer Mächte keine Rücksicht nehmen.
    Tante Vera schleppte Dodo zur Schneiderin, doch die ausländischen Mächte hielten an ihrem Imponiergehabe fest. Auf Onkel Charles’ Schreibtisch häuften sich die Telegramme, und oben im Spielzimmer schmollte Bea weiter.
    «Es ist einfach gemein», sagte Bea wieder. «Der ganze Trubel, und wir müssen hier oben hocken.»
    «Wir kommen auch noch an die Reihe», sagte Addie, obwohl sie wusste, dass das nicht ganz richtig war.
    Bea würde an die Reihe kommen. Addie war nur die arme kleine bemitleidenswerte Verwandte und ziemlich sicher, dass Tante Vera nicht ihretwegen die Familientiara aufsetzen würde. Chiffon und Diamanten waren nun einmal für Bea, nicht für Addie. Tante Vera hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, wie sie zu Addies Anwesenheit in Ashford stand.
    Sie war jetzt seit acht Jahren in Ashford, länger als ihr halbes Leben. Es fiel ihr schwer, sich zu erinnern, wie fremd ihr alles hier in der ersten Zeit gewesen war, die Dimensionen, die unausgesprochenen Annahmen und Erwartungen, die Regeln. Bea war ihre Landkarte. Sie hatte Addie unter ihre Fittiche genommen wie ihr Lieblingstier und sie angeleitet. Wenn Addie sich hier gut eingelebt hatte, so hatte sie das, zum großen Teil, Bea zu verdanken.
    Sie verbrachten die meiste Zeit im Spielzimmer, einem großen, sonnigen Raum ganz oben im Haus. Die Tapete hatte ein verblichenes Blumenmuster mit Kletterrosen.

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