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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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passieren. Alles wird bleiben, wie es war.»
    «Du willst also das Kind eines anderen als das deines Mannes ausgeben», stellte Frederick fest.
    Bea lachte hysterisch. «Es wäre nicht das erste fürstliche Kuckucksei. Dem Hahnrei ein Kuckucksei. Das passt doch wunderbar, findest du nicht auch?» Addie hörte ein Geräusch, das wie unterdrücktes Schluchzen klang. «Wenn er nur nicht … Gott verdamm ihn. Das alles hätte nicht sein müssen. Verdammt. Verdammt. Verdammt. Es ist seine eigene Schuld. Wenn er die Finger von ihr gelassen hätte …»
    Addie fuhr erschrocken zusammen, als die grün bespannte Tür geöffnet wurde. Hodges eilte durch die Vorhalle direkt zur Haustür. Sie wusste, dass er sie da vor dem Salon stehen sah, aber er schaute an ihr vorbei, wie sich das für einen guten Butler gehörte, und Hodges war ein sehr guter Butler.
    «Lord Rivesdale», sagte er, als er die Tür öffnete.
    Marcus stürmte ins Haus, schon in Abendkleidung, und rief jemandem hinter sich zu: «Ich hole nur rasch das Grammophon … oh, hallo, Addie.»
    Er redete immer mit ihr, als ob er sie für leicht schwachsinnig hielt, und diesmal gab sie ihm ja auch allen Anlass dazu, wie sie da ohne ersichtlichen Grund direkt vor der Tür zum Salon herumstand.
    Bunny war hinter ihm an der Tür stehen geblieben und begutachtete die Ringe über ihren behandschuhten Fingern. Sie hatte sich noch keinen dieser modischen Kurzhaarschnitte machen lassen, sondern trug ihre Haare zu einem kleinen Nackenknoten zusammengesteckt und vorn onduliert, sodass ihre Ohrgehänge prächtig zur Geltung kamen.
    «Ist das Grammophon im Wohnzimmer?», warf Marcus hin und wollte sich an ihr vorbeidrängen.
    Addie sprang ihm instinktiv in den Weg, um ihn zurückzuhalten. «Äh, ja. Ich meine, nein.» Sie räusperte sich nervös. «Ich glaube, Bea hat das Grammophon im …»
    «Das wär’s dann also?» Fredericks Stimme war laut und kalt. «Ich werde als Deckhengst benutzt, und nun kann ich gehen?»
    Bunny hob den Kopf von ihren Ringen. Sie witterte Blut. Marcus starrte mit gerunzelter Stirn die Tür an und fragte: «Wer ist da drin?»
    «Niemand. Es ist …»
    «War das von Anfang an dein Plan?», fuhr Frederick in ätzendem Ton fort. «Für eine zweite Besetzung zu sorgen, falls der Ehemann es nicht hinbekommt?»
    Beas Ton war ebenso ätzend, ihre Worte verhängnisvoll deutlich. «Hast du dir eingebildet, ich hätte es wegen deines Charmes getan?»
    Addies Blick traf den von Marcus. Sein gut geschnittenes Gesicht drückte Ungläubigkeit aus, Ungläubigkeit, Schock und beginnenden Zorn. Bunny, die immer noch an der Haustür stand, zitterte vor Aufregung und Neugier.
    «Es ist nicht», begann Addie verzweifelt. «Es ist nicht so, wie …»
    Und Frederick sagte laut und gemein: «Laut genug geschrien hast du jedenfalls.»
    Marcus’ Nasenflügel blähten sich. «Gut», sagte er, sonst nichts, doch bei seinem Ton durchzuckte Addie eisiger Schrecken.
    Sie wollte ihn aufhalten, doch er stieß sie weg und riss die Tür zum Salon auf.

New York, 1999
    R om», wiederholte Jon.
    «Rom», bestätigte Clemmie. «Synonym für Feigheit.»
    Selbst nach so vielen Jahren tat die Erinnerung an die Zurückweisung noch weh.
    «Das ist nicht fair», sagte Jon.
    Nicht fair? «Ist dein Brief etwa in der Post verlorengegangen? Hat mein Anrufbeantworter deine Nachricht einfach verschluckt? Kann ich mir nicht vorstellen.» Clemmie nahm einen stärkenden Schluck Scotch. Der Alkohol brannte in ihrer Kehle. Sie sagte ein wenig heiser: «Du hast es nicht mal fertiggebracht, mir eine kleine Trostrede zu halten, so nach dem Motto ‹du bist wirklich hinreißend, aber …› Ich würde das Feigheit nennen, du nicht?»
    «Du glaubst also wirklich, dass es so gelaufen ist?» Das Sofa ächzte, als Jon sich vorbeugte und nach der Scotchflasche griff. «Du glaubst wirklich, dass das alles war?»
    Clemmie beugte den Kopf über ihr Glas, um ihn nicht sehen zu lassen, wie gekränkt sie war. «Ich weiß, wie es gelaufen ist. Ich war ja schließlich dabei.»
    Ein billiges Studentenzimmer in Rom; der Geruch nach schalem Wein und Knoblauch aus dem Restaurant darunter; das Quietschen von Sprungfedern, das Rascheln ihres Kleides; der Schwindel, der Rausch; die Musik und das Lachen in der warmen Sommerdunkelheit.
    Sie hatte kurz vor ihrem Abschluss gestanden und verbrachte mit Hilfe eines Stipendiums den Sommer in Rom. Theoretisch, um Recherchen für ihre Abschlussarbeit zu betreiben, aber eigentlich

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