Askuja - Machenschaften im Planetenbund
lebten. Das Sofa, auf dem Sonnja lag, war blütenrein und strahlend weiß, denn der Stoff reinigte sich von selbst. Es wirkte völlig fehl am Platz … der Boden war uneben; die steinernen Wände nicht verputzt; die Regale selbst gebaute Exoten, die aussahen, als würden sie zusammenfallen, sobald man etwas darauf stellte, was aber nicht der Fall war. Firin war sehr stolz auf die Regale, die er alleine gebaut hatte. Das Holz der Bäume auf Askuja eignete sich nicht sonderlich zum Möbelbau, da es entweder sehr hart oder so weich war, dass man es als unbrauchbar einstufen musste. Firin hatte es trotzdem geschafft.
Alles in ihrem Heim wirkte zusammengewürfelt, verschiedenen Epochen und Planeten entstammend. Im Grunde stimmte das ja auch. Pari kannte die Geschichte des Gründervaters, der es abgelehnt hatte, sich von anderen Völkern beim Bau von Wohnanlagen helfen zu lassen. Die ersten Siedler hatten Stein für Stein selbst aufgebaut und so die Grundlage gelegt, an der rein äußerlich nicht viel verändert worden war. Jeromir hatte dafür gesorgt, dass ein ganz besonderer Charme entstand. Hope war nicht hübsch anzusehen – die Stadt war ein Beweis dafür, dass man auch mit Handarbeit den benötigten Wohnraum schaffen konnte. Zudem schützten die steinernen Wände vor den oft hohen Außentemperaturen. Die Hightech Gebäude anderer Völker vermochten das vielleicht auch, doch sie würden Askuja ein völlig anderes Bild geben. Pari kannte Städte anderer Planeten von Bildern und die meisten wirkten wenig einladend. Kühl, technisiert, computergesteuert …
Er lenkte seinen Blick auf Firin und Sonnja, die sich schweigend ansahen. Es kam ihm vor, als wären sie völlig ineinander versunken, denn sie nahmen keinerlei Notiz von ihm. Einen Moment später bestätigte sich das. Firin näherte sich Sonnja wie in Zeitlupe, ohne die Augen von ihr abzuwenden. Als ihre Lippen zu einem zarten Kuss verschmolzen, lächelte Pari. Sein Freund schien Glück zu haben. Er hoffte sehr für ihn, dass die Frau, in die er sich Hals über Kopf verliebt hatte, ähnlich empfand und nicht aus Dankbarkeit diese Nähe zuließ.
Firin zog sich zurück und wirkte selig.
„Danke“, flüsterte Sonnja. „Noch nie in meinem Leben ist jemand so nett zu mir gewesen. Ihr habt mir geholfen, obwohl ihr mich nicht kennt. Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gut machen soll …“
„Du musst erst mal wieder auf die Beine kommen, dann sehen wir weiter. Glaubst du, sie suchen nach dir?“
Pari hoffte, dem wäre nicht so und es wunderte ihn, dass sein Freund das zur Sprache brachte.
„Ich weiß es nicht. Es verschwanden immer Arbeiter, so denke ich, dass sie meine Flucht verschmerzen können. Ich bin froh, dass ich da weg bin, selbst wenn ich nicht weiß, was kommen soll. Hauptsache frei.“
„Ist es so schlimm?“, erkundigte sich Pari und wurde endlich von den beiden registriert.
„Ja. Es gilt Sprechverbot. Niemand hat einen Namen, nur die Bezeichnung auf seiner Kleidung, die aussagt, welchen Platz der Arbeitende hat. Halle, Reihe, Bett. Nicht zu reden ist gar nicht das Schlimmste. Die Bestrafungen sind es. Kleine Verfehlungen werden mit dem Elektrostab geahndet und der ist grausam. Ich weiß aber auch von Frauen und Männern, die auf ganz andere Weise bestraft wurden … “ Sie setzte sich etwas auf, um Pari ansehen zu können. „Die Aufseher sind unmenschlich. Sie nehmen sich, was sie wollen – egal was es ist. Und seit Langem habe ich einen Verdacht, was die Verschwundenen angeht. Ich glaube, sie werden als Sklaven gehalten und vielleicht auch anderen Arten zur Verfügung gestellt.“
„Als was?“, fragte Firin. Sonnja wandte sich ihm zu.
„Als Sexspielzeug. Ich glaube, sie werden missbraucht. So wie die, die von den Aufsehern misshandelt wurden und anschließend nur noch ein Schatten ihrer selbst waren. Neben mir schlief eine junge Frau. Sie hatte sich eine zweite Portion Essen erschlichen, weshalb man sie mitnahm. Als sie zurückkam, war sie übersät mit blauen Flecken und trug Fesselspuren an Händen und Füßen. Aber die waren nebensächlich. Ich sah sie in der Dusche sitzen. Diesen Anblick vergesse ich nie. Ich will mir gar nicht vorstellen, was die Frau erleben musste.“
„Das ist wirklich grausam.“ Pari spürte, wie Wut in ihm aufkeimte. Aber wer war er, dass er etwas an dem System würde ändern können?
„Sie haben sich auch Männer vorgenommen. Gestandene, starke Kerle. Ich weiß nicht genau, was sie mit ihnen
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