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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Preißmann
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Kindern gehen (Attwood 2008, 85 ff.). Das entspricht der Empfehlung, die auch im Kapitel »Schule« beschrieben wurde.
    Mit Geduld werden dann allmählich auch Fortschritte sichtbar sein: »Wenn ich weit zurückblicke, kann ich mich an Menschen erinnern, die wohl an einer Freundschaft mit mir interessiert waren. Ich kann einen Jungen erkennen, als wäre es gestern. Ich kann mich an sein Gesicht erinnern und an seine Gesichtsausdrücke, während wir miteinander redeten. Wenn er mich heute ansehen würde, wie er es damals getan hat, dann glaube ich, würde er die Freundlichkeit sehen, die die seine war. Ich habe mit diesem Jungen nie groß etwas angefangen, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Ich habe sein Angebot einer Freundschaft nicht mitbekommen. Wenn er mir dieses Angebot heute machen würde, würde ich es mitbekommen. Heute würde sein Gesicht für mich einen Sinn ergeben« (Willey 1999, 61–62).
Kontakte im Jugend- und Erwachsenenalter
    Spätestens im Jugendalter haben auch viele autistische Menschen den Wunsch, eine andere Beziehung führen zu können als eine platonische Freundschaft mit gleichgesinnten Menschen. Sie suchen jemanden, der sie versteht und sie (auch emotional) unterstützt. Insbesondere Betroffene mit höherer Intelligenz werden in der Lage sein zu erkennen, dass sie oftmals ein ganz erstaunliches und außergewöhnliches Wissen auf unterschiedlichen Gebieten besitzen, es jedoch nicht schaffen, eine freundschaftliche Beziehung zu führen. Sie fühlen sich oft einsam und traurig und sind dann besonders anfällig für eine depressive Entwicklung. Zukünftig werden sie zumeist versuchen, Situationen zu vermeiden, die ihnen in der Vergangenheit Schwierigkeiten bereitet haben. Dazu gehören in der Regel auch Kontaktversuche zu Gleichaltrigen, die ihnen in schlechter Erinnerung geblieben sind.
    TIPP
    Soziales Miteinander lernen
    Bei Nichtautisten machen Untersuchungen zufolge »soziale Themen« etwa 65 % der Kommunikation aus (Hsu 2008, 26). Diese Form der Kommunikation fällt den Betroffenen besonders schwer, lässt sich aber üben:
Wie funktioniert Small Talk? Woran erkenne ich, ob mein Gesprächsthema mein Gegenüber (noch) interessiert? Welche normalerweise unausgesprochenen Gesprächsregeln gibt es? Das Wissen und die Fähigkeit zu dialogischen Gesprächen kann man einüben.
Die Teilnahme an einem Gruppen-Sozialtraining kann sich als effektiv erweisen, um so in einer geschützten und übersichtlichen Umgebung den Umgang mit anderen Menschen zu üben und sicherer zu werden im Kontakt (u. a. Häußler et al. 2008).
In manchen Fällen kann es hilfreich sein, sich soziales Wissen aus Büchern oder Zeitschriften anzueignen. Viele autistische Menschen lesen gern und können auf diese Weise Informationen gut aufnehmen. Warum also nicht über Gedanken, Gefühle und soziale Beziehungen anderer Menschen lesen. Auch von den Autobiografien anderer Menschen mit Asperger-Syndrom, die vergleichbare Erfahrungen und Gefühle aufweisen, können Betroffene profitieren.
Beobachten Sie andere Menschen in Ihrer Umgebung. Anhand deren Verhalten, Auftreten und Gesprächsführung kann man Anregungen für das eigene Leben erhalten. Üben Sie die persönlich als wichtig empfundenen Kenntnisse für das soziale Miteinander bewusst ein.
    Durch diesen Teufelskreis haben viele von ihnen keinerlei Gelegenheit, andere Menschen kennen zu lernen, die ihre Freunde werden könnten. Oft leiden sie sehr unter ihrer Einsamkeit.
    Bei vielen Betroffenen bestehen auch im Jugend- und Erwachsenenalter große Probleme mit dem adäquaten Ausdrücken von Gefühlen, wie Nicole Höhlriegel am Beispiel des Todes ihrer Oma beschreibt. Das kann leicht zu Missverständnissen und Schuldgefühlen führen. Daher ist es auch im fortgeschrittenen Alter hilfreich, möglichst viel über das Erleben und die Gefühlswelt anderer Menschen zu erfahren. Simone Pinke erklärt aber auch sehr schön, dass auch autistische Menschen durch häufiges Üben mehr Sicherheit im sozialen Kontakt erlangen können, insbesondere dann, wenn sie dabei durch wohlwollende Menschen unterstützt werden. Auch die Betroffenen können also einige soziale Fertigkeiten erlernen, die das Miteinander für sie einfacher und ihr Leben schöner machen.
    Manchen Betroffenen gelingt es im Laufe der Zeit recht gut, soziale Kontakte zu

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