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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Preißmann
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zu treten und ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. Denkbar wären etwa Angebote, die auf Persönlichkeitsbildung und Gesundheitsförderung abzielen mit sowohl musisch-sportlich-kreativen als auch lebenspraktischen und kulturtechnischen Inhalten.
Knackpunkte Wohnen
    Autistische Menschen brauchen unbedingt eine Rückzugsmöglichkeit, wo sie allein sein und abschalten können. Schwierig wird es daher sein, wenn mit den Geschwistern ein Zimmer geteilt werden muss, insbesondere dann, wenn diese einen anderen Tagesrhythmus und völlig andere Interessen haben. Auch Nicole Höhlriegel hatte im familiären Umfeld erhebliche Probleme, die dann auch zu einem frühen Auszug aus dem Elternhaus führten. Einige dieser Schwierigkeiten beruhen sicher auf Missverständnissen und Kommunikationsproblemen zwischen der autistischen Betroffenen und ihren Angehörigen. Hätte man früher von den Besonderheiten der eigenen Tochter bzw. Schwester gewusst, wäre es sicher möglich gewesen, für manche Situationen Lösungen zu finden. Man hätte erkannt, wie wichtig ein ruhiger, geordneter und damit sicherer Rückzugsort gewesen wäre, manhätte sich sicher auf fernsehfreie Zeiten oder eine angenehmere Beleuchtung einigen können.
    Durch die Schwierigkeiten auf den Gebieten der Kommunikation und Interaktion sowie bei lebenspraktischen Fertigkeiten, die oftmals in deutlichem Kontrast zu den intellektuellen Fähigkeiten stehen, werden alltägliche Aktivitäten und die Freizeitgestaltung in erheblichem Maße beeinträchtigt. Viele Betroffene haben Probleme damit, ihren Tag sinnvoll zu strukturieren und die notwendigen Verrichtungen zu erledigen. Hinzu kommt, dass diese Aufgaben zuvor oft von den Eltern übernommen wurden, sodass hierfür vor allem zu Beginn einige Anleitung geleistet werden muss.
    Der Bedarf an Unterstützung ist bei allen Menschen mit Autismus verschieden. Es ist daher nicht möglich, allgemein gültige Maßnahmen herauszufinden, die für alle Betroffenen sinnvoll sind. Vielmehr muss in jedem Einzelfall der individuelle Hilfebedarf ermittelt werden. Weitere Probleme können in folgenden Bereichen auftreten:
Im höheren Lebensalter verändert sich der gewohnte Tagesablauf mit seinen stabilisierenden Ritualen und Routinen zusätzlich. Während sich andere Menschen auf ihren Ruhestand vorbereiten und diesem oft regelrecht entgegenfiebern, wird dies für den autistischen Menschen eine sehr schwierige Phase darstellen, in der er begleitet werden sollte. Ansonsten drohen Langeweile und ein »In-den-Tag-Hineinleben«. Ähnliches kann in Urlaubszeiten oder Phasen der Arbeitslosigkeit geschehen. In diesen Zeiten sind oft intensivere Unterstützung und Begleitung nötig.
Die anfallenden Schwierigkeiten können nicht ohne Weiteres kommuniziert werden, vielen Betroffenen gelingt es nicht, um Hilfe zu bitten für alltägliche Probleme, beispielsweise im Haushalt. Was für ihre früheren Bezugspersonen ganz selbstverständlich als Problem erkennbar war, muss anderen Menschen nun mühsam erklärt werden.
Viele autistische Menschen kennen die unterschiedlichen Wohnformen gar nicht. Sie benötigen Unterstützung dabei, die verschiedenen Möglichkeiten des Zusammenlebens kennen zu lernen und die eigenen Wünsche und Bedürfnisse herauszufinden und realistisch zu beurteilen.
Die meisten Betroffenen haben große Probleme mit anfallenden Veränderungen. Ein Auszug aus dem Elternhaus wird daher in vielen Fällen erhebliche Ängste, Stress und Verunsicherung hervorrufen. In dieser Zeit ist daher intensivere Unterstützung nötig.
Mögliche Wohnformen
    Therapeutische Wohngemeinschaften »haben sich als Alternative zum Leben in der Familie und als Übergang zum selbstständigen Wohnen bei kompetenten autistischen Erwachsenen bewährt. In derartigen Wohngemeinschaften verrichten die Bewohner die notwendigen Organisations- und Haushaltsarbeiten weitgehend selbstständig, es findet aber eine Betreuung durch Fachkräfte statt« (Rollett u. Kastner-Koller 2001, 214). Das Leben in einer Wohngemeinschaft gestaltet sich aber für viele Menschen mit Autismus schwierig, oft auch einfach deswegen, weil diese ihre Rückzugsmöglichkeit brauchen und nach einem anstrengenden Tag abends oft einfach allein sein möchten. Die ständige Anwesenheit anderer Menschen kann ihnen schnell zu viel werden, da viele von

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