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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Preißmann
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ihnen in der Gesellschaft nicht gut entspannen und daher das Zusammensein nicht immer genießen können. Auch können die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse immer wieder zu Schwierigkeiten der Bewohner untereinander führen. Andererseits kann bei passenden Mitbewohnern durchaus in einer Wohngemeinschaft eine sehr befriedigende Situation, ein sicheres und stabiles Leben für den betroffenen Menschen geschaffen werden, wenn das Verhältnis aus Flexibilität, Struktur, Kontakt- und Rückzugsmöglichkeiten seinen individuellen Bedürfnissen angepasst werden kann und bestehende Probleme im Zusammenleben rechtzeitig miteinander und ggf. mit einer Vertrauensperson besprochen werden.
Ambulant betreutes Wohnen
    Das ambulant betreute Wohnen stellt eine Möglichkeit für insgesamt recht selbstständige autistische Menschen dar, die einen nur geringen Hilfebedarf haben. Eine solche Maßnahme bedarf dringend der regelmäßigen Hilfsangebote durch geeignete Betreuer; völlig sich selbst überlassen werden nur die wenigsten Betroffenen leben können, die nicht das Glück haben, von einem Ehe- bzw. Lebenspartner unterstützt zu werden: »Auch wenn sie allein (…) gut zurechtkommen, darf man sie nicht ganz sich selbst überlassen (…). Regelmäßige Beratungsgespräche mit einer mit den Problemen von Autisten erfahrenen Fachkraft haben sich als Eingliederungshilfe in die Erwachsenenwelt bewährt. Man muss immer damit rechnen, dass Fragen oder unerwartete Probleme auftreten, wenn sich dem oder der Betroffenen neue Aufgaben im Beruf oder im täglichen Leben stellen« (Rollett u. Kastner-Koller 2001, 214).
    Die Betroffenen werden im Rahmen des ambulant betreuten Wohnens stundenweise, meist ein- bis zweimal wöchentlich, pädagogisch betreut und begleitet. Problematisch dabei ist jedoch, dass der hierfür üblicherweise vorgesehene Personalschlüssel bei autistischen Menschen oftmals nicht ausreicht, da sie vor allem zu Beginn der Maßnahme mehr Unterstützung brauchen. In einem Projekt der Lebenshilfe Nürnberg wurde daher fürdrei junge Männer mit Asperger-Syndrom ein zweijähriges Wohntraining angeboten. In dieser Zeit erhielten sie umfangreiche Anleitung auf allen Gebieten, die für ein weitgehend selbstständiges Wohnen relevant sind (Klauß 2008, 37 ff.). Zum Abschluss des Projekts konnte festgestellt werden, dass die drei Betroffenen durch diese Maßnahme erheblich an Selbstständigkeit und Unabhängigkeit bei der Bewältigung alltäglicher Anforderungen hinzugewonnen hatten und dabei ihre Persönlichkeiten in allen für das Wohnen relevanten Kompetenzbereichen in erheblichem Maße weiterentwickeln konnten. Während sie anfangs in vielen Bereichen auf die aktive Mithilfe der Betreuer angewiesen waren oder sogar darauf, dass manche Aufgaben für sie übernommen wurden, reichte es am Ende in den meisten Bereichen aus, sie stattdessen lediglich zu beraten und zu begleiten. Die drei jungen Männer zeigten also, dass auch Menschen mit Autismus lernen und sich nachhaltig weiter verbessern können, wenn geeignete Rahmenbedingungen dafür bestehen.
Geeignete Wohnprojekte
    Sinnvoll könnten in vielen Fällen auch »Zwischenformen« sein, also Wohnmöglichkeiten halbgeschützter, halboffener Art ohne völlige Selbstständigkeit, aber auch ohne völlige Kontrolle, vielleicht »so ein Rondell mit kleinen Wohnungen, wo alle einzeln leben in ihren Wohnungen und sich in der Mitte in einem Kommunikationszentrum treffen könnten« (Kaminski 2006, 10). Eine solche Wohnform entspräche den Wünschen und Bedürfnissen vieler Menschen mit Asperger-Syndrom (Preißmann 2007). Zahlreiche Betroffene wünschen sich zwar eine eigene Wohnung, aber auch die Möglichkeit zur Teilnahme am Gemeinschaftsleben in einem entsprechenden Wohnprojekt, verbunden mit der Unterstützung durch feste Ansprechpartner für auftretende Schwierigkeiten des Alltags. Auch einige Überlegungen der entsprechenden Fachverbände gehen daher in diese Richtung.
    In den letzten Jahren sind in vielen Städten Wohnprojekte entstanden, die ein Zusammenleben der unterschiedlichsten Menschen, alt und jung, mit oder ohne Behinderung anstreben. Hierbei handelt es sich um jeweils kleine Appartements mit mehreren Gemeinschaftsräumen und oftmals auch dem Angebot von angeleiteten Freizeitaktivitäten. Bastel- und

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