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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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wehenden Haare verliehen ihm das Aussehen eines entschlossenen Mannes, mit dem man sich lieber nicht anlegte. Das Gemurmel der Umstehenden verstummte, als man ihn kommen sah, und eine Gasse bildete sich, um ihn passieren zu lassen. Am Zelteingang hielt er noch einmal inne und lauschte. Seine übernatürlich scharfen Sinne verrieten ihm, dass die Wachen zwar Respekt vor ihm hatten, aber wegen seiner Herkunft ihm nicht einen Fußbreit über den Weg trauten. Aber das war nebensächlich und er konzentrierte sich auf die Stimmen, die aus dem Zelt drangen. Angewidert und genervt verzog er das Gesicht. Dem Durcheinander konnte er entnehmen, dass die Völker Tiros alles andere als Verbündete waren. Sie stritten um die Positionen im Heer, wer wen führte oder wer wichtiger für die Schlacht sei. Einige teilten auch schon die Länder der Menschen unter sich auf. Rugor hatte sich bisher nichts vorgemacht und ihm war bewusst, dass sie alle nicht aus reiner Nächstenliebe dabei waren. Sie waren größtenteils hier, weil sie Angst hatten, andere wiederum versprachen sich eigene Vorteile aus der Situation und nur ein winziger Teil wollte kämpfen, um Tiro zu schützen. Je mehr Kampflustige sie in den vergangenen Monden geworden waren, desto verwässerter wurden auch die ursprünglichen Absichten. Die Chancen auf einenSieg standen im Moment nicht schlecht und so drehten viele Glücksritter und Leute, die sich persönlich bereichern wollten, ihr Fähnchen in den Wind des vermeintlichen Siegers. Während dem Vampir diese Gedanken durch den Kopf gingen, wuchsen sein Zorn und die unbändige Wut auf diese Frevler, die nie genug bekommen konnten und jede Situation zu ihrem Vorteil nutzten. Es reichte! Mit festem Schritt stürmte er in das Zelt.
    Das Stimmengewirr der Anschuldigungen und Verdächtigungen erstarb, als Baron Rugor mit wutverzerrtem Gesicht im Zelteingang erschien. Seine Züge erinnerten mehr an ein wildes Tier als an ein humanoides Wesen. Die Augen blitzen gefährlich auf und nahmen einen seltsamen Glanz an. Schnell zuckten sie zwischen den Fürsten und Generälen hin und her. Der sachte Wind, der zwischen den Zeltplanen hereinwehte, zerzauste sein Haar. »Genug!«, brüllte der Vampir und entblößte dabei seine scharfen Eckzähne. »Ihr lernt es einfach nicht. Alles, was ich euch mitgeteilt habe, nehmt ihr nicht einmal zur Kenntnis. Den meisten von euch ist es egal, wer in Tiro herrscht, solange sie ein Teil davon sind. Aber es geht um mehr! Es geht um die Existenz von allem! Sollte Anzbacher dieses Heer vernichten, dann wird es nichts mehr geben, um was ihr euch streiten könnt – weil dann nichts mehr da ist. Es wird unwichtig, wer das meiste Gold besitzt, weil ihr es nicht ausgeben könnt, wenn ihr tot seid. Dinge wie Ehre, Tapferkeit, Ruhm, Reichtum, Macht – all das verliert seine Bedeutung, wenn es Tiro nicht mehr gibt! Wenn unsere Welt stirbt, werden wir alle – ausnahmslos – mit ihr sterben. Begreift ihr Idioten das denn nicht? Euer Streben nach den irdischen Gütern und Nebensächlichkeiten wie Macht und Ruhm wird euch alle umbringen. Das Land wird auch mit den Dämonen weiter existieren und in ferner Zukunft werden die Dämonen vielleicht verschwinden, aber Tiro wird immer noch da sein, ohne uns! Versteht ihr es denn nicht? Nicht Tiro braucht uns – wir brauchen Tiro! Und wir sollten verdammt noch mal alles tun, um unsere Heimat, die uns von den Göttern anvertraut wurde, zu schützen – und zwar nicht nur vor Wesen wie Anzbachers Dämonen, sondern auch vor uns selbst, vor grenzenloser Gier und Maßlosigkeit, die uns alle verschlingen wird, wenn wir nicht Einhalt gebieten.
    Ich habe das Glück, eine junge Frau kennen zu dürfen, die in diesem Moment ihr Leben für uns und unsere Sache aufs Spiel setzt. Sie hat alles verloren und einen wahren Grund, die Menschen zu hassen, aber sie tut es nicht. Stattdessen versucht sie eine Lösung zu finden, indem sie ihre persönlichen Gefühle in den Hintergrund stellt und ihre gesamte Kraft aufwendet, damit es für alle Völker noch ein Morgen gibt. Ihr solltet euch in Grund und Boden schämen für das, was ihr hier tut. Euer ehrloses Verhalten gereicht euch und euren Völkern zur Schande und wer das nicht begreift, ist hier falsch und unerwünscht!«
    Rugor sah in die Runde wie ein Raubtier, das nach seinem nächsten Opfer Ausschau hielt. Sein Blick fiel zuerst auf die Zwerge, die ihren Blick betreten gesenkt hielten. Sie spielten an ihren Äxten und Hämmern herum

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