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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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Verantwortung auf seinen Schultern trug, und es gab Tage, da wurde sie ihm zu viel. So wie heute. Tief in Gedanken versunken drehte er sich um und ging in ein großes rotes Zelt, das seine Leibgarde für ihn errichtet hatte. Ein runder Holztisch stand in der Mitte und einige Stühle verstreut darum herum. Ein kleiner Beistelltisch, auf dem Karaffen mit Wasser, Wein und Bier standen, stach ins Auge. Er war das einzige Möbel, das nicht den Anschein von Feldlager erweckte, und mit Schnitzereien verziert, die Blütenkelche und Bäume darstellten, ganz als ob sich ein Stück Wald entschlossen hätte, ein Tisch werden zu wollen.
    General Gromlin lümmelte in einem der Stühle, sah tief in einen Krug Bier und versuchte, die Blasen im Schaum zu zählen. Er trug wie immer seine Rüstung und war wie für einen Zwerg üblich ungewaschen. Sie mochten das nasse Element nicht, warum, konnte niemand sagen, entweder lag es an der Tatsache, dass sie größtenteils unter der Erde lebten, oder einfach daran, dass sie nicht schwimmen konnten. Rugor lächelte in sich hinein. Die größte Schlacht in der Geschichte Tiros stand bevor und dieser Zwerg saß einfach nur da und ließ entspannt den Tag an sich vorüberziehen! Eriel und Wolfgar kamen durch den gegenüberliegenden Eingang herein. Sie unterhielten sich über die Unterbringung der Truppen und dass möglichst die nicht nebeneinander lagern oder marschieren sollten, die sich von Natur aus nicht mochten. Als sie Rugor und Gromlin sahen, hoben sie die Hand zum Gruß und suchten sich einen der freien Stühle. Baron Rugor sah seine Kampfgefährten an und schmunzelte. Das konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ausgezehrtwirkte. In den letzten Tagen hatte er fast kein Blut zu sich genommen und so erschienen seine Gesichtszüge hart und hager. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, hatten einen seltsamen Glanz und irrten rastlos umher, als ob sie auf der Jagd wären.
    Eriel bemerkte diesen Umstand und wusste ihn auch richtig zu deuten. Leise, damit Rugor es nicht mitbekommen sollte, flüsterte er Wolfgar etwas ins Ohr und dieser nickte, zog sein Messer und reichte es Eriel. Dieser schnitt sich tief in seine Handfläche und ließ sein Blut in einen Kelch laufen. Nachdem dieser sich zu einem Drittel gefüllt hatte, verschloss er die Wunde mittels eines Heilzaubers. Wolfgar tat es ihm gleich und sogar der rüde General Gromlin schloss sich an, obwohl Zwerge sehr eigen waren, was ihr Blut und ihren Besitz anging. Es war eine große Geste von ihm!
    Als Rugor bemerkte, was vorging, starrte er nur noch auf den Lebenssaft und schien seine Umgebung zu vergessen. Er leckte sich unbewusst über die Lippen, was ihn wie einen hungrigen Wolf wirken ließ. Etwas Animalisches wurde in ihm größer und mächtiger, und er zeigte seine Eckzähne. Nachdem der Magier auch die letzte der Wunden verschlossen hatte, fragte er Rugor, wie lange es genau her war, dass er zuletzt Blut getrunken hatte. Dieser zuckte kaum merklich mit den Schultern und konnte den Blick immer noch nicht von dem Kelch abwenden. Eriel schob ihn über den Tisch und die Freunde wandten sich höflich ab.
    Mit einer unglaublichen Schnelligkeit schnappte der Vampir nach dem Gefäß und stürzte den für ihn lebensnotwenigen Inhalt hinunter. Das dauerte seine Zeit. Als Rugor den Kelch absetzte, lag ein zartrosa Schimmer auf seinen Wangen und er wirkte wie immer nach einem derartigen Mahl ein wenig aufgedunsen. Mit geschlossenen Augen stand er da und lauschte in sich. Als er sie wieder öffnete, waren die Gier und die Rastlosigkeit daraus verschwunden. Das Raubtier war ein weiteres Mal gebannt und eingesperrt worden, bis die nächste Jagd anstand und es wieder versuchte, sich zu befreien. Der Baron war etwas verlegen und wusste die Rücksicht seiner Freunde zu schätzen. Als er den Kelch auf den Tisch stellte, wandten sie sich ihm wieder zu. Eriel nickte wissend, Wolfgar tat es ihm wie ein Echo nach, der zwergische General hingegen lachte offen und leerte den wer weiß wie vielten Krug, bevor er das Wort ergriff. Seine Stimme klang leicht säuselnd und der Satzbau fiel ihm etwas schwer, was entweder am Alkohol oder am Blutverlust lag. Die Anwesenden waren sich aber stumm darüber einig, dass es sich eher um die Wirkung des Bieres handeln musste. »Das war doch … selbstverständlich, aber … der stellvertretende Groß-, Großmeister sollte sich dennoch … sehr geehrt fühlen, das Blut eines … eines Zwerges trinken zu dürfen.

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