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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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die Futterkiste gesetzt hatte, rief jedoch plötzlich Ari zu sich und zeigte ihr etwas. Dort, wo Sai hineingestochen hatte, hatte sich ein kleiner Trichter geformt, die Körner schienen immer noch in Bewegung zu sein und nachzurutschen. Kurz entschlossen stieg Ari in die Kiste und begann zu hüpfen. Erst war ein leises Knacken zu vernehmen und dann gab der Boden vollends nach. Die Assassine stürzte in ein dunkles Loch und landete unsanft. Der Haferstaub nahm ihr die Luft zum Atmen und brannte in ihren Augen. Schließlich blickte sie nach oben und erkannte am Rand des rechteckigen Schachtes die drei Gesichter ihrer Gefährten – und auch eine verrostete kleine Leiter. Sai grinste nach unten, wo Ari auf dem Hosenboden saß, und konnte sich einen bissigen Kommentar in Bezug auf die Steighilfe nicht verkneifen. Daraufhin kletterten die drei die rostigen Sprossen nach unten. Es roch muffig und die Luftfeuchtigkeit war unangenehm hoch. Nach einem Rauschen zu urteilen, schien es in einiger Entfernung einen Wasserlauf zu geben. Aris Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit, als sie auf Nachtsicht umstellten. Sai sah sie an, auch er konnte in der Finsternis sehen. Er lächelte. »Schön, dich wiederzusehen, Assassine. Wartet hier, ich muss noch etwas erledigen.« Mit schnellen Bewegungen erklomm Sai die Leiter und zog den Deckel der Futterkiste zu, damit ihr Fluchtweg nicht sofort jedem offensichtlich wurde.
    Völlige Dunkelheit umgab die Mitglieder der Gruppe. Ari bemerkte, wie der schlanke, schwächlich wirkende Elf einige Gesten mit seiner linken Hand vollführte. Eine kleine Kugel erschien über seinem Kopf, die langsam wuchs und zu leuchten begann, bis alles in ein warmes, bläuliches Licht getaucht war. Der Elf bemerkte sofort, wie er von Sai angefunkelt wurde. »Tut mir leid, aber im Gegensatz zu Vampiren und Enrai haben wir keine besonders gute Nachtsicht.«
    Die Gejagten rannten anfangs ziellos durch die Tunnel, ohne zu wissen, welcher der Richtige war. Sie wollten nur eines: möglichst viel Abstand zwischensich und ihre möglichen Verfolger bringen. Völlig außer Atem lehnten schließlich alle bei einer Kreuzung an der Wand. Sie waren schweißgebadet und zusätzlich nass von dem Wasser, das unablässig von der Decke tropfte. Niemals hätten sie angenommen, dass ein solch großes Labyrinth unter Donnerstein existieren könnte.
    Ari bemerkte, wie sich der zerbrechlich wirkende Elf besonders wachsam umsah. Er schien seine Umgebung geradezu zu studieren. Durch dieses Verhalten animiert, ließ auch Ari ihren Blick schweifen. Die Mauern waren massiv. Alles war im Gewölbestil gebaut und die Gänge liefen nach oben hin spitz zu. Das Mauerwerk selbst schien nicht aus Lehmziegeln zu bestehen, sondern aus behauenem Granit. Der oder die Erbauer hatten durch die eingemeißelten Furchen den Eindruck entstehen lassen, dass es sich hier nicht um massives Gestein handelte, sondern um eine Arbeit, die mit Millionen Steinen erbaut worden war. Ari konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Das einzige Volk, dem so etwas einfallen würde, waren die Zwerge. Diese kurzbeinigen, trinkfesten Rabauken mit ihren langen Bärten hielten sehr viel von ihren Künsten, und wenn man diese beleidigte oder in Frage stellte, konnte es durchaus auch Tote geben.
    Aris Blick blieb an einer etwas größeren Steinplatte hängen. Auf ihr waren merkwürdige Zeichen zu sehen. Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass es gemeißelte Runen waren. Sie kannte die Zeichen und wusste nicht, was sie hier unten verloren hatten. Es war die alte Schrift der Drakter. Allerdings konnte sie nicht viel entziffern, denn das meiste war unter einem Geflecht aus Moos und stinkendem Schleim begraben. Sie zog einen ihrer Dolche und kratzte damit die gesamte Botschaft frei, so gut es ging.
    »Sai, komm bitte her zu mir. Ich glaube, wir haben hier was, mit dem du etwas anfangen kannst.« Sai stand ächzend auf und kam langsam herüber. Auch die beiden Elfen konnten ihre Neugier nicht zügeln und gesellten sich dazu. Fasziniert fuhr Sai mit den Fingerkuppen über die Zeichen seines Volkes. Die Aufregung stand ihm förmlich im ausgemergelten Gesicht geschrieben. Ari betrachtete ihn von der Seite, und als dieser nur dastand und auf die Zeichen starrte, brach die Dunkle das Schweigen. »Was steht da? Kannst du es lesen?«
    Sai drehte den Kopf zu ihr, seine Pupillen waren weit und tief. »Ja, das kann ich. Hier steht die Geschichte von Ranook.« Er seufzte und starrte

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