Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
sich Sandanato meinen Arm über die Schulter und half mir auf. Wir taumelten die hundert Meter bis zum Haus hinüber. Es schienen Stunden vergangen zu sein, als wir dort anlangten. Turners Wachtposten zog mir die Schlittschuhe aus. Er rief im Krankenhaus an, und Sandanato hockte auf dem Fußboden neben dem Sofa, auf dem ich lag, und redete unaufhörlich auf mich ein. Seine Stimme war das letzte, woran ich mich erinnern konnte, als ich am frühen Abend des folgenden Tages im Krankenbett aufwachte.
    Die nächsten Tage waren von körperlichem Schmerz bestimmt und zogen verschwommen an mir vorüber; ich konnte mich nur undeutlich an die Gesichter meiner Besucher erinnern, die ohnehin nur versuchten, mir um jeden Preis die Reise nach Ägypten auszureden. Es erstaunte mich, daß sie allesamt überhaupt nicht verstanden, worum es mir eigentlich ging.
    Der silberhaarige Priester, der so kaltblütig Menschen tötete, der meine Schwester ermordet hatte, während sie betete, war aus dem Nichts gekommen, aus der Kälte und der Dunkelheit, und hatte versucht, auch mich zu töten. Es wäre ihm fast gelungen. Wäre die Klinge nur einen oder zwei Zentimeter tiefer in meinen Körper eingedrungen, hätte dieser Hurensohn Erfolg gehabt. Die Ärzte sagten mir immer wieder, was für ein ungeheures Glück ich gehabt hätte. Aber Glück ist wohl immer relativ.
    Peaches besuchte mich jeden Tag. Auf seinem Gesicht lag immer der Ausdruck tiefer Betroffenheit, als würde jede neue Katastrophe ihm noch mehr zusetzen als die vorhergegangene. Sein Glaube wurde auf die Probe gestellt. Der Mordanschlag auf mich schien ihn davon überzeugt zu haben, daß wir alle in einem Land der Schatten herumirren, ohne Orientierungspunkte, ohne Karte, und daß wir nur einen Freund haben: Gott. Er sagte, er bemühe sich, ständig beschäftigt zu sein, um auf diese Weise nicht allzuviel darüber nachgrübeln zu müssen, was Val und mir zugestoßen war. Er wollte, daß ich zu ihm nach New Pru kam, sobald ich aus dem Krankenhaus entlassen war. Er hatte damit begonnen, die Kellerräume und die Dachkammer des alten Pfarrhauses zu entrümpeln und wühlte sich nun durch all den Plunder, der sich im Laufe von fünfzig oder sechzig Jahren dort angehäuft hatte. Er machte mir den Vorschlag, ihm ein bißchen dabei zu helfen, mit ihm zu reden, ihm Gesellschaft zu leisten. Ich teilte ihm mit, daß ich Wichtigeres zu tun hätte.
    Auch Father Dunn tauchte einige Male auf. Bei seinem letzten Besuch war er unterwegs zum Flugplatz. Er wollte nach Los Angeles, um sich dort mit einem Produzenten zu treffen, der die Absicht hatte, eines seiner Bücher zu verfilmen. »Ich gehe Klammer gewaltig auf die Nerven«, sagte er. »Er ist froh, mich eine Weile los zu sein. Und was Sie betrifft, Driskill … was soll ich sagen?« Er nahm einen Löffel voll von meinem Mittagessen: Tapioca. »Nehmen Sie’s nicht so schwer. Ich weiß, eine blöde Bemerkung, aber es grenzt an ein Wunder, daß Sie noch leben. Betrachten Sie’s als Warnung. Sie sind kein Superdetektiv. Sie sind weder James Bond noch Superman. Ihnen fehlt ausgerechnet das, was Sie am dringendsten brauchen: ein Stuntman als Double für die Actionszenen. Machen Sie Urlaub auf Antigua oder in St. Thomas oder am Hobe Sound. Dort sind Sie ein Reicher unter Reichen, und Sie werden schnell lernen, die süßen Freuden des Nichtstuns zu genießen. Dort werden Sie jedenfalls nicht ermordet … Sie wären ein Dummkopf, sollten Sie Ihre Nachforschungen weiter betreiben, ein Narr, der sinnlos sein Leben wegwirft. Man wird Sie töten, da können Sie ganz sicher sein. Haben Sie das verstanden, Driskill? Irgend etwas Grauenhaftes ist im Gange, viel schrecklicher als die schrecklichste Szene in meinen schrecklichen Büchern. Überlassen Sie den Fall den Behörden. Die tun, was sie können. Das gilt auch für die Kirche, sie muß ihre eigenen Nachforschungen anstellen. Versuchen Sie doch zu begreifen -das ist eine kirchliche Angelegenheit.« In seinen blaßgrauen Augen schien plötzlich ein Feuer zu lodern. »Lassen Sie die Finger von der Sache, Ben. Es nützt niemandem etwas, wenn Sie tot sind. Und Sie können Val nicht wieder zum Leben erwecken.«
    Ich lächelte ihn an. »Ich werde dafür sorgen, daß irgendjemand für all diese Schweinereien bezahlt. So etwas kann man mir nicht ungestraft antun. Nicht meiner Schwester, nicht mir, nicht meiner Familie. So einfach ist das.«
    »Sie werden allmählich ermüdend, Ben. Mein Gott, Sie sind kein Held.

Weitere Kostenlose Bücher