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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Vergnügungen sind hier schon lange nicht mehr verboten. Eine große Erleichterung. Ein Segen. Robbie. Er war ein aufsässiger, lärmender Mensch, aber damals ein guter Freund in dunklen Tagen. Herr im Himmel.« Er schüttelte den Kopf; der Wind zerzauste seine buschigen Augenbrauen. »Tot. Die alten Zeiten. Die Schatten versammeln sich, werden tiefer.« Er lächelte mich glücklich an.
    »Er ist keines natürlichen Todes gestorben«, sagte ich. »Robbie Heywood wurde vor einer Woche in Paris ermordet.«
    »Aber wer sollte denn so etwas tun?«
    »Ein Mann aus der Vergangenheit. Er ist aus einer Zeit gekommen, die vierzig Jahre zurückliegt. Robbie hat diesem Mann vertraut, doch der Mann hat ihn in eine Falle gelockt und hat ihm keine Chance gegeben. Vor weniger als einem Monat wurde meine Schwester, eine Nonne, Schwester Valentine, von demselben Mann ermordet. Robbie Heywood war der Meinung, daß Sie ein wenig Licht in das Dunkel bringen könnten, das diesen Killer umgibt … wer er ist, woher er gekommen ist, warum er tötet. Wieder tötet.«
    »Darf ich fragen«, sagte er ruhig, »warum er Ihre Schwester ermordet hat?«
    »Weil sie Nachforschungen für ein Buch angestellt hat, das offenbar auch einige Geschehnisse im Paris des Zweiten Weltkriegs behandeln sollte. Torricelli, die Nazis, die Resistance, die sogenannte ›Pius-Verschwörung‹, wie Robbie es bezeichnet hat. Und einen Mann, ein Phantom, namens Simon …«
    »Halt. Bitte.« Er lächelte mich so freundlich an, als wäre er bereits den irdischen Dingen entrückt, der Schuld und der Sünde und dem Mord. »Sie scheinen sehr gut über gewisse Dinge informiert zu sein, die schon sehr lange der Vergangenheit angehören und sehr geheim gewesen sind. Ich weiß wirklich nicht, was ich von Ihnen halten soll, Mister Driskill.«
    »Ich bin hierhergekommen, von weit her, um mir Ihre Geschichte anzuhören. Menschen haben sterben müssen …«
    »O ja, ich weiß«, sagte er leise und gedankenversunken.
    »… angefangen mit Pere LeBecq, der vor vierzig Jahren auf einem Friedhof in Paris ermordet wurde – nein, natürlich bedeutete LeBecqs Ermordung nicht den Anfang. Wer weiß, wann es wirklich angefangen hat. Meine Schwester und ihr alter Freund Heywood sind die jüngsten Opfer auf einer Liste, die lange in die Vergangenheit zurückreichen muß. Ich habe Codenamen entdeckt, die Sie vielleicht identifizieren können, und …« Die Worte, Fragen und Andeutungen waren zu schnell aus mir herausgesprudelt, und Bruder Leo wich einen Schritt zurück. Er konnte das alles nicht auf einmal verkraften. Ich sah es in seinen Augen, die sich verdüstert hatten. Also schwieg ich und wartete.
    Er ließ den Blick über das Meer schweifen, in die Ferne, als suche er dort Ruhe und Vergessen. »Ich habe ziemliche Angst vor Ihnen, Mister Driskill – falls das Ihr richtiger Name ist. Wissen Sie«, er winkte ab, als ich protestieren wollte, und fuhr mit nun fester Stimme fort: »Ich habe gewußt, jemand würde kommen. Ich habe gewußt, daß man mir eine Art Schuldschein vorlegen würde. Weil damals Dinge geschehen sind … Dinge, die nicht vergessen werden können, gleichgültig, wie lange wir alle auch überleben sollten, jeder einzelne von uns, der die ganze Geschichte kennt … oder auch nur Teile davon. Ich fürchte, ich gehöre zu denen, die alles wissen. Und das ist ganz gewiß zuviel, viel zuviel, um am Leben bleiben zu dürfen, falls irgendjemand sich entschließt, die Vergangenheit zuzuschütten, auszulöschen. Ich wußte, irgend jemand würde sich eines Tages die Frage stellen, ob Bruder Leo noch lebt und wo, und daß dieser Jemand es herausfinden würde.« Er kreuzte die Arme vor der Brust, rieb sich das Kinn. »Es hat länger gedauert, als ich erwartet habe. Und nun frage ich mich, sind Sie dieser Mann? Wenn Sie es sind – wer hat Sie geschickt?«
    Er senkte den Blick, beobachtete die Wellen, die mit zunehmender Wildheit gegen den Fuß der Klippen anrannten. Ich rief seinen Namen, aber der Wind und das Donnern der Brandung übertönten jedes Geräusch. Ich streckte den Arm aus und packte ihn an der Schulter. Er wandte sich langsam um.
    »Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte ich. Dieser kleine Mann war einer der Schlüssel zu der ganzen Sache. »Bitte. Sie müssen mir erzählen, was damals passiert ist … die Wahrheit.«
    »Sie möchten meine Geschichte hören. Ich verstehe.« Er sprach leise, als wäre er selbst verwundert über eine geheime Enthüllung, die ich nicht kennen

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