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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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in Princeton hatte Horstmann ihn getötet. Aber Driskill war nicht gestorben. Es schien, als sollte sein Leben bewahrt bleiben, als wäre ihm ein anderes Schicksal bestimmt.
     
    Aber warum? Wie war das möglich? Und wo hielt er sich jetzt auf? Was hatte er getan, nachdem er Bruder Leo im Nebel gefunden hatte, blutüberströmt und blau vor Kälte?
    Ob er wohl Angst verspürt hatte?
    Nein. Horstmann glaubte nicht, daß Driskill ängstlich war. Driskill war ein unbarmherziger, gottloser Mensch, aber er hatte keine Angst. Er hatte keine Angst zu sterben, obwohl seine Seele schwarz von Sünde war. Eigentlich müßte er den Tod doch fürchten, Gottes Strafe für sein sündenvolles Leben, müßte Furcht haben vor dem, was in der ewigen Verdammnis auf ihn lauerte. Aber er hatte keine Angst.
    Es machte alles keinen Sinn.
    Wo war Driskill jetzt? Welcher Spur folgte er? Wer, fragte sich Horstmann, jagt wen? Der Gedanke verwirrte ihn. Aber Gott war schließlich auf seiner Seite.
    Horstmann schob seine Brille zurecht und sagte sich, daß es keinen Grund zur Besorgnis gab. Kein Mann konnte mehr Wachsamkeit und Umsicht besitzen als er. Kein Mensch.
    Er schloß die Augen, legte die Hände auf die Aktentasche auf seinem Schoß. Das Konkordat der Borgia war nun in Sicherheit. Für Horstmann war es ein lebender Gegenstand, wie ein pulsierendes, entkörperlichtes Herz, welches das Blut und die Hingabe der wahren Gläubigen durch die Adern der Kirche pumpte, um sie endlich zu reinigen … Er erinnerte sich an die Nacht in Paris, als Simon ihm und Leo das Konkordat anvertraut und sie auf ihre Mission geschickt hatte, eine Mission, die Leo in einen stillen Einsiedler verwandelt hatte und ihn, Horstmann, in einen rastlosen Wanderer; er erinnerte sich, wie Simon gesagt hatte, daß sie auf jenen Tag warten sollten, da sie wieder zum Kampf für die Rettung der Kirche gerufen würden …
     
    Die Spulen des Kassettenrecorders drehten sich langsam und gleichmäßig, und die Stimmen erfüllten das Zimmer, ein bißchen dünn, weil die Bässe zu schwach waren, aber die Aufnahmequalität spielte keine Rolle.
    Vor ungefähr einer Woche ist er in Alexandria gewesen. Während seines dortigen Aufenthalts hat er sich mit unserem alten Freund Klaus Richter getroffen …
    Sie scherzen. Richter? Unser Richter? Aus den alten Zeiten? Sie haben mir gesagt, daß er derjenige gewesen sei, der Ihnen Angst eingejagt hat.
    So ist es, Heiligkeit. Und er hat mir Angst eingejagt, das kann ich Ihnen versichern.
    Ihre Offenheit ehrt Sie, Giacomo.
    Die Vorhänge waren zugezogen, so daß das graue Licht des Morgens nicht ins Zimmer fiel. Am Horizont, hinter dem von Pinien begrenzten Rasen, hätte man den braunen Smogschleier sehen können, der wie ein riesiger Deckel auf Rom lag. Ein Gärtner schien die Hecken mit einer Art Kettensäge zu stutzen, dem Geräusch nach zu urteilen. Das an- und abschwellende Heulen drang durch die geöffneten Fenster und die dicken Vorhänge. Es hörte sich wie das Summen einer riesigen, bösartigen Wespe an.
    Und er hat sich mit einem weiteren Mann getroffen, der daraufhin Selbstmord verübt hat.
    Wer?
    Etienne LeBecq, Heiligkeit. Ein Kunsthändler.
    Eine lange Pause.
    Uns ist außerdem ein Bericht aus Paris übersandt worden, daß ein Journalist, ein alter Herr namens Heywood …
    Robbie Heywood. Sie können sich doch an ihn erinnern, Giacomo? Trug immer schrecklich grelle Jacken. Er war eine fürchterliche Quasselstrippe, und er konnte jeden unter den Tisch trinken. Gott, ja, ich kann mich gut an ihn erinnern … nun, was ist mit ihm?
    Er ist tot, Heiligkeit. Von einem Unbekannten ermordet. Die Behörden haben natürlich noch keinerlei Hinweise.
    »Antonio! Das ist ja phantastisch! Unglaublich! Wie sind Sie an diese Tonbänder gekommen?«
    In der Bibliothek der Villa Antonio Kardinal Polettis saßen fünf Männer beim Frühstück. Auf dem Tisch standen Tabletts mit Plätzchen und Früchten. Die fünf Männer hatten gewaltige Probleme.
    Poletti war neunundvierzig, ein kleiner, glatzköpfiger Mann mit geradezu erschreckend behaarten Armen und Beinen, wie jeder wußte, der ihn schon mal in seinem Tennisdress gesehen hatte. Einer seiner Brüder war italienischer Diplomat in Zürich; ein anderer Bruder produzierte in London gewisse fragwürdige Filme für einen kleinen, aber bedarfsträchtigen Markt. Unter den Anwesenden war ferner Guglielmo Kardinal Ottaviani, sechzig Jahre alt; er wurde von vielen als derjenige hohe Geistliche mit den

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