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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Fäusten.
    Er wies den Hügel hinauf, zum dichten Baumbestand, und stieß Sal an der Schulter, flüsterte etwas. Sie gingen los. Kaum hatten sie zwanzig Meter im mondbeschienenen Schnee zurückgelegt, hörten sie wieder die Geräusche, das metallische Klicken, diesmal lauter und deutlicher. Dann donnerte irgend etwas gegen die Vordertür der Hütte, Rufe in deutscher Sprache. Geschrei.
    Das Krachen von Gewehrfeuer, das Rattern automatischer Waffen, und völlig außer Atem warfen der Holländer und Sal sich in die Deckung der Bäume.
    Alles, aber auch alles ging schief.
    Sal di Mona durchzuckte zum tausendsten Mal der Gedanke, daß er nicht aus dem richtigen Holz für diese verdammte Kriegsscheiße geschnitzt war.
    Er hörte eine Explosion, dann noch eine, Rufe und Schreie der Überraschung und des Schmerzes.
    Die untersetzte Gestalt Simons erschien hinter der Hütte; er strauchelte im Schnee. Dann drehte er sich zur Hütte um; sein Arm beschrieb einen weiten Bogen; etwas flog durch die Luft, polterte auf das Dach, rollte über die vordere Kante und verschwand. Dann folgte das Geräusch einer Explosion; wieder erklangen Schreie, noch mehr Schreie, und Simon kämpfte sich den Hügel hinauf.
    Er rang nach Atem, als er Little Sal und den Holländer erreichte. »Sie sind alle tot oder liegen im Sterben«, keuchte er. »Auch ein paar Deutsche.« Er ließ sich von Sal die Handgranaten geben, entsicherte sie und warf sie den Hügel hinunter zur Hütte. »Los, los, wir müssen weg hier.« Die Granaten explodierten; der hintere Teil der Hütte flog in die Luft.
    Niemand folgte ihnen, aber sie konnten die deutschen Soldaten noch lange rufen und schreien hören.
    Im ersten Tageslicht hatten sie die Straße erreicht, an der sie nervös auf den ramponierten alten Lastwagen warteten, der sie dort abholen sollte. Sie waren gerade rechtzeitig gekommen.
    Vier ihrer Gefährten waren tot. Sie drei lebten noch, aber alles war aus und vorbei.
    Er hatte den Explosionsgeruch in der Nase, konnte die Bilder nicht aus dem Kopf verdrängen.
    Als sie am folgenden Tag wieder in Paris waren, erfuhren sie, daß die hochgestellte Persönlichkeit, die sie hatten töten wollen, gar nicht im Zug gewesen war.
    Als er im päpstlichen Schlaf gemach erwachte, war er schweißgebadet und zitterte wie vor Kälte, und er konnte noch immer die explodierenden Handgranaten riechen, konnte noch immer das Mondlicht auf den runden Brillengläsern des deutschen Soldaten sehen und Simon, wie er sich den Hügel hinaufkämpfte, zu ihm und dem Holländer, nachdem er die Granate über das Dach der Hütte hinweg geschleudert hatte …
    »Giacomo? Sind Sie das? Was machen Sie hier? Wie lange sind Sie schon hier?«
    Eine graue Morgendämmerung zog über der Vatikanstadt auf, drohend und düster wie der Vorbote eines Unwetters, aber Calixtus wußte, daß dies nur ein Überbleibsel des Traumes war, der Erinnerungen. Denn der Morgen nach der Nacht in den Bergen war ebenfalls düster und stürmisch gewesen; mit regenglatten, fast vereisten Straßen. Aber der heutige Morgen war nur einer von vielen anderen vier Jahrzehnte später, ein weiterer Morgen auf dem nur noch kurzen Weg von Papst Calixtus.
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte D’Ambrizzi. »Ich brauche jede Nacht nur noch drei oder vier Stunden Schlaf. Manchmal weniger. Ich bin vor ungefähr einer Stunde zu Ihnen hereingekommen. Ich habe über sehr vieles nachgedacht, Heiligkeit. Wir müssen darüber reden.« Er saß, gekleidet in einen gestreiften, seidenen Morgenrock und Pantoffeln, in einem Armsessel neben dem Fenster und hatte die Füße auf das unterste Regal des Rollwägelchens gestellt, auf dem sich die Medikamente und medizinischen Apparaturen befanden, die der Papst im gegenwärtigen Stadium seiner Erkrankung benötigte. »Wie fühlen Sie sich?«
    Calixtus setzte sich auf, schwang die Beine über die Bettkante und blieb schwer atmend sitzen. Seine Schlafanzugjacke war so durchgeschwitzt, daß sie ihm am Rücken klebte. D’Ambrizzi sah, wie er gegen den Schmerz ankämpfte.
    »Wie ich mich fühle? Wie ich mich fühle?« Calixtus kicherte, hustete. Er wußte, daß D’Ambrizzis Frage sich auf den Zusammenbruch bezog, den Schwächeanfall oder was immer es gewesen war, den Calixtus vor einigen Tagen in seinem Büro erlitten hatte. »Erleichtert, weil es keine Herzattacke gewesen ist – obwohl ich nicht weiß, warum ich mich noch ans Leben klammere, als gäbe es irgendeine sinnvolle Zukunft … Wahrscheinlich war

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