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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Lächeln.
    »Großer Gott«, murmelte Vezza. » Was ist mit den Dingern?«
    »Wenn D’Ambrizzi Papst wäre, müßten wir sie nach der Messe draußen vor den Kirchen wie die Hostien an die Menschen verteilen. Und es gäbe Unmengen weiblicher Priester, homosexuelle Priester …«
    »Naja, ich habe im Laufe der Jahre sehr viele schwule Priester kennengelernt.« Vezza zog ein zweifelndes Gesicht. »Aber glauben Sie wirklich, daß D’Ambrizzi so etwas gewissermaßen absegnen würde? Sicher, sicher, Giacomo hat einige Dinge gesagt, die auch in mir gewisse Zweifel geweckt –«
    Vezza wurde von Antonelli unterbrochen, mit dem gebührenden Respekt dem Älteren gegenüber; dennoch ließen Tonfall und Gebaren Antonellis keinen Zweifel daran, daß er sich für denjenigen hielt, der in dieser Sache das letzte Wort hatte: »Kardinal Poletti hat sich in seiner verständlichen Erregung ein wenig zu Übertreibungen hinreißen lassen, wenn ich mal so sagen darf. Er hat nur klarzustellen versucht, daß D’Ambrizzi gewisse Neigungen besitzt, die zu derartigen Auswüchsen führen könnten, wie Kardinal Poletti sie zu schildern versucht hat. Ich habe Sie doch richtig interpretiert, nicht wahr, Tonio?«
    »Absolut, mein Freund, absolut. Sie haben meine Einstellung, was diese Probleme angeht, mit bewundernswerter geistiger Schärfe begriffen.«
    »Vielleicht«, sagte Antonelli, »könnten wir eine Analyse des Problems vornehmen, wenn wir das auf dem Tonband Gehörte sowie Tonios Ausführungen zugrunde legen. Was würden Sie alle dazu sagen, wenn wir Indelicato als gemeinsamen Kandidaten unterstützten – ohne der Entscheidung vorgreifen zu wollen, natürlich?«
    Garibaldi sagte: »Er könnte genau der richtige Mann für eine schwere Aufgabe sein. Er schrickt nicht davor zurück, drastische Mittel zu ergreifen, er hat keine Angst, sich Feinde zu machen. Ich könnte Ihnen Geschichten über diesen Mann erzählen …«
    »Die wir alle erzählen könnten«, sagte Vezza schläfrig. »Er hat nicht besonders viel Sinn für Humor …«
    »Woher wollen Sie das wissen?« warf Poletti ein und starrte den in Zigarettenrauch gehüllten alten Mann zornig an.
    »… aber er nimmt seine Arbeit sehr ernst, das steht fest. Ich könnte mit ihm leben. Immer noch besser als die Horden von Kriminellen und Schwachköpfen, die ich in meiner langen Laufbahn den Kardinalspurpur habe tragen sehen.«
    »Und Sie, Ottaviani?« fragte Antonelli. »Wie stehen Sie dazu?«
    »Wie wär’s mit einem Afrikaner?« sagte Ottaviani verschmitzt. »Oder einem von den Japanern, vielleicht? Oder einem Amerikaner, wo wir gerade dabei sind?«
    »Heilige Mutter Gottes!« sagte Poletti. »Nun bleiben Sie doch wenigstens einmal ernst.«
    »Ich wollte nur mal sehen, ob Vezza noch erkennt, wenn ein Kardinal einen kleinen Scherz zu machen versucht«, sagte Ottaviani und bedachte den Greis mit einem raschen Lächeln.
    »Was?« krächzte Vezza.
    »Alles in allem«, sagte Ottaviani, »halte ich Manfredi Kardinal Indelicato für eine kaltblütige Maschine, die nur oberflächlich betrachtet menschliche Züge aufweist. Er hat etwas an sich …«
    »Nur nicht so schüchtern«, sagte Antonelli. »Was halten Sie wirklich von ihm?«
    »Ich würde ihm nie den Rücken zukehren. Er wäre der geborene Großinquisitor gewesen … kurz und gut, er ist der ideale Mann für den Thron des heiligen Petrus.«
    Polettis Kopf ruckte herum; er starrte Ottaviani an. »Soll das heißen, Sie würden seine Kandidatur unterstützen?«
    »Ich? Habe ich das gesagt? Nein, ich glaube nicht. Ich würde seine Ermordung unterstützen, nicht seine Erhebung. Nein, ich neige viel eher zu D’Ambrizzi. Er ist ein durch und durch korrupter und weltlicher Mann, ein Gefangener seines eigenen Pragmatismus, der zweifellos ein vielgeliebter Volkspapst werden würde … so was wie ein Filmstar. Ein Gedanke, von dem jeder wahre Zyniker, wie ich einer bin, geradezu hingerissen sein muß.«
    Das Treffen der Fünfergruppe ging dem Ende zu. Schließlich waren Ottaviani und Garibaldi von ihren Fahrern abgeholt worden, und Antonelli hatte den anderen zum Abschied aus seinem Lamborghini Miura zugewinkt – eine glänzende, in klerikalem Schwarz lackierte Rennmaschine. Vezza humpelte mit Hilfe seines Gehstocks über die leicht geneigte Veranda und hörte Poletti zu, der über dieses und jenes redete. Vezza hatte die Empfangsstärke seines Hörgeräts während des Treffens fast die ganze Zeit über niedrig eingestellt, weil er schon vorher

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