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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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sein, den Wagen zu schieben? Es ist eine Zumutung, aber ich fürchte, es bleibt uns nichts anderes übrig. Die Ärzte würden mich umbringen, würde ich das Ding hier lassen.«
    Die beiden Giganten der Kirche boten ein seltsames Bild, als sie mit dem Wägelchen im Schlepptau in ihren eleganten Morgenmänteln über die Flure des Vatikans zogen, an unschätzbar wertvollen Gemälden und Gobelins, an erstauntem Wachtpersonal und anderen Bediensteten der Frühschicht vorüber.
    Als sie die Tür zu D’Ambrizzis Wohnung hinter sich geschlossen hatten, blieb der Kardinal neben dem schweren, mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Eßtisch stehen, dessen Beine aus geschnitzten, sitzenden, grimmigen Löwen bestanden, auf deren Köpfen die große Tischplatte aus poliertem Edelholz ruhte. Er rückte einen Sessel mit gerader Lehne und Armstützen, wie der Papst ihn bevorzugte, vom Tisch ab, und Calixtus nahm langsam darin Platz.
    Die ersten trüben Sonnenstrahlen fielen ins Zimmer, bildeten bleiche Lachen auf dem Aubusson-Teppich, auf der glänzenden Tischplatte. Die Gemälde – darunter ein Tintoretto – trugen zur barocken Ausstrahlung des Zimmers bei, das dennoch nicht überladen, sondern klar gegliedert wirkte – eine Atmosphäre, die Calixtus trotz aller Bemühungen in den päpstlichen Gemächern nicht zustande gebracht hatte.
    »So, Giacomo, ich höre. Oder vielmehr das, was von mir übrig ist. Und ich bin neugierig. Was macht Ihnen Kummer? Sie lassen sich nur selten Sorgen anmerken, was kirchliche Probleme betrifft.«
    »Ich glaube, das ist nicht ganz gerecht …«
    »Stimmt. Sie lassen sich auch sonst nur selten Sorgen anmerken.
    Aber diesmal kann ich es von Ihrem Gesicht ablesen. Was ist es? Hat es mit den Morden zu tun? Geht es darum?« In Calixtus flammte Hoffnung auf. Er wollte noch erleben, wie dieser Sache ein Ende gemacht wurde. Aber wieviel Zeit blieb ihm noch? Er hatte schreckliche Angst davor, daß der Hirntumor seinen Geist verwirrte, daß er in seinen letzten Tagen nicht mehr in der Lage sein würde, zwischen Träumen, Erinnerungen und der Realität zu unterscheiden.
    »Bevor ich beginne, Heiligkeit …«
    »Bitte, Giacomo, lassen Sie diese Anrede. Wir wissen beide sehr genau, wer wir sind. Zwei alte, von vielen Schlachten gezeichnete Veteranen.« Er streckte den Arm aus und gab D’Ambrizzi einen freundschaftlichen Klaps auf die Hand. »Also los. Erzählen Sie.«
    »Ich möchte mit Ihnen über eine Angelegenheit reden, die dazu dienen kann, Ihre Arbeit auf Erden erfolgreich abzuschließen. Soviel Zeit bleibt Ihnen gewiß. Darum verzeihen Sie mir, wenn Ihnen das, was ich einleitend sagen werde, sinnlos erscheint. Wir werden bald zum Kern der Sache kommen. Aber es ist wichtig, daß Sie erfahren, wie ich zu meiner momentanen Einstellung gelangt bin. Seien Sie nachsichtig, Salvatore. Denken Sie daran: Sie sind il papa. Denken Sie daran, wer Sie sind, und denken Sie an die Macht und den Einfluß, an die Würde und Erhabenheit, die Sie durch Ihr Amt innehaben.«
    Calixtus lehnte sich im Sessel zurück, begann sich zu entspannen und den Schmerz zu vergessen, der sein ständiger Begleiter geworden war. Er kannte D’Ambrizzi schon sehr, sehr lange, und er wußte, was der Kardinal beabsichtigte. Sie würden eine Reise in die Vergangenheit unternehmen, eine Reise zurück in der Geschichte ihrer Kirche, und D’Ambrizzi würde ihn führen und leiten. Calixtus bezweifelte zwar, daß ihm eine erfreuliche Reise bevorstand, aber er wußte, daß sie instruktiv sein würde. Er hatte allerdings nicht die leiseste Ahnung, wohin D’Ambrizzi ihn führen und wozu er ihn anspornen würde.
    »Sie wissen, wie sehr ich die Stadt Avignon liebe«, sagte D’Ambrizzi. »Und über diese Stadt möchte ich reden – allerdings nicht über ihre Schönheit und ihre Reize, die wir beide kennen. Statt dessen möchte ich, daß wir uns in das vierzehnte Jahrhundert zurückversetzen, als der Papst seinen Amtssitz von Rom nach Avignon verlegte. Damals lag unsere Welt in Trümmern, wir waren von sich bekriegenden Familien umgeben. Unmittelbar nach seiner Wahl zum Papst, im Jahre 1303, verließ Benedikt XI. fluchtartig Rom, floh buchstäblich um sein Leben und starb bereits im darauffolgenden Frühjahr in Perugia – keines natürlichen Todes, das kann ich Ihnen versichern. Er wurde vergiftet. Das Corpus delicti war eine Schüssel Feigen, falls man Benedikts Biographen Glauben schenken kann. Ein Menschenleben bedeutete der Kirche damals

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