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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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hatte versagt und mich aus dem Staub gemacht, und es gab keine Möglichkeit, dies jemals wieder rückgängig zu machen. Ich, ich hatte Horstmann zu Bruder Leo geführt und zu Bruder Padraic, und die beiden hatten für meine Unvorsichtigkeit mit dem Leben bezahlt. Ich war für ihre Ermordung genauso verantwortlich wie für den Tod LeBecqs, doch irgendwie war ich selbst bis jetzt immer wieder von den Folgen meiner Torheiten verschont geblieben. Ich hatte einen Schutzengel, während alle anderen sterben mußten.
    Die Erlebnisse im Kloster St. Sixtus hatten eine beschämende Veränderung bei mir herbeigeführt, hatten mir das Gefühl vermittelt, wie ein verängstigtes Tier zu handeln, das blindlings durch ein blutbesudeltes Labyrinth flüchtet; ich war mir nicht mehr sicher, welche Rolle ich spielte: Jäger oder Opfer. Das spielte auch keine Rolle, denn beide würden am Ende sterben. Es gab immer einen weiteren Jäger. Meine Stimmung war wieder und wieder umgeschlagen; mal hatte ich mich wie auf der Jagd nach Horstmann gefühlt, mal wie seine Beute. Jedenfalls hatte ich meine Pistole verloren. LeBecqs Pistole – ob sie mir nun von Nutzen hätte sein können oder nicht. Sie war verschwunden.
    Wäre Artie Dunn nicht so plötzlich aufgetaucht, hätte ich mich vermutlich ziemlich lange am Rand eines Nervenzusammenbruchs bewegt. Vielleicht hätte ich mich sogar irgendwann über diesen Rand in die Tiefe fallen lassen. Es war nicht bloßes Selbstmitleid, das mich quälte; so einfach war das nicht. Ich ertrank regelrecht in Angstschweiß, drohte an meiner Furcht zu ersticken. Kein Alptraum – weder Mutter, wie sie die Hand nach mir ausstreckt und mir irgend etwas sagen möchte, noch meine Erinnerungen an Val mit dem versengten, blutverschmierten Haar – war mit dem zu vergleichen, was ich heute morgen am Strand gesehen hatte. Solange ich lebte, würde das Bild Bruder Leos mich verfolgen, wie er blutüberströmt und mit aufgedunsenem Leib und blauem Gesicht an das auf den Kopf gestellte Kreuz genagelt war; die Füße in der Luft, die eine Hand in der Brandung hin und her schwingend …
    Aber nun war Artie Dunn wie gerufen aus dem Nichts im Land der Geister und Dämonen erschienen und führte mich wieder zurück in die diesseitige Welt.
    Wir fuhren mit meinem Mietwagen nach Dublin, um von dort aus weiter nach Paris zu fliegen, und redeten und redeten. Es war wie bei einem alten Radioquiz, das ich als Junge immer heimlich gehört hatte: Can You Top This? Was ich von Dunn zu hören bekam, erweiterte endlich mein Blickfeld und öffnete mir die Augen für neue Perspektiven. Ich hatte, seit ich aus Princeton abgereist war, das Gefühl gehabt, völlig allein zu sein, völlig auf mich selbst gestellt wie ein Astronaut auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Als ich nun Dunn zuhörte, wurde mir allmählich bewußt, daß sich auch außerhalb meines Gesichtskreises etwas bewegt hatte.
    Was hatte Artie Dunn nach Irland verschlagen, wollte ich von ihm wissen.
    Nun, er war nach Paris geflogen, um dort Robbie Heywood aufzusuchen – eine Antwort, die mich stutzig machte, gelinde gesagt. Wie sich herausstellte, hatte Dunn, als er gegen Ende des Krieges als Feldgeistlicher nach Paris gekommen war, Heywood kennengelernt. Dunn hatte natürlich erfahren, daß Horstmann den Vikar ermordet hatte, und er war – wie ich auch – auf Clive Paternoster gestoßen. Der arme Paternoster mußte sich inzwischen fragen, wer, in drei Teufels Namen, im Gefolge der Driskills wohl noch alles bei ihm auftauchen würde.
    Jedenfalls hatte Paternoster Father Dunn berichtet, daß ich in Paris gewesen war, und hatte ihm eine ziemliche Überraschung bereitet, als er ihm erzählte, daß ich mich auf den nach Weg nach Irland gemacht hatte und aus welchem Grunde. Daraufhin hatte Dunn die ursprünglichen Ziele seiner Paris-Reise vorerst hintangestellt und sich auf die Suche nach mir gemacht. Warum? Weil Paternoster ihm erzählt hatte, daß ich wußte, wer Robbie Heywood getötet hatte: Horstmann.
    Clive hatte Dunn außerdem von meinem Interesse an den Assassini berichtet. Artie war sich sofort im klaren gewesen, in welcher Gefahr ich schwebte, seit irgendjemand Horstmann von der Leine gelassen hatte. Ich beglückwünschte ihn ob seiner Weitsicht und fragte ihn, warum er denn ursprünglich nach Europa gekommen sei und warum er Robbie Heywood hatte aufsuchen wollen.
    »Ich mußte Erich Kessler finden«, sagte Dunn. »Ich habe intensiv über die ganze Geschichte nachgedacht

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