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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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abgrundtief Schlechte …«
    »Ach, mein armer Giacomo. Sie stehen bis über den Hals im Blut. Der Mann, der den Papst ermorden wollte, bezeichnet mich als das Böse! Sie sollten sich lieber einen Beichtvater suchen, falls Sie noch keinen haben. Solange noch Zeit ist …«
    Sie starrten sich an. Schweigend, mit steinernen Mienen, wie zwei urzeitliche, längst ausgestorbene Wesen, bereit, einander zu zerfleischen. Nach allem, was diese beiden Männer erlebt und getan hatten, hatte die Vernichtung ihren Schrecken für sie verloren.
    Ich brach das Schweigen, blickte Indelicato an. »Wer hat Ihnen damals verraten, daß ein Attentat auf Pius verübt werden sollte?«
    »Das will ich Ihnen sagen. Es war …«
    »Nein!« rief D’Ambrizzi. »Dazu gibt es keinen Grund!«
    »Archduke. Es war der Mann, den wir Archduke genannt haben.
    Er wußte, wo die wahre Hoffnung für die Kirche lag. Er wußte es damals. Er weiß es heute.«
     
    Kardinal Indelicato führte unsere seltsame kleine Gruppe zurück nach oben, wo das Fest noch in vollem Gange war. Er und D’Ambrizzi gingen Seite an Seite. Father Dunn, Elizabeth und ich folgten ihnen, beobachteten diese beiden Männer, die sich nach außen hin wie gute alte Freunde bei einem eingeübten Ritual gaben. Vielleicht war das die ganze Erklärung: Es war alles ein Ritual, eine Gavotte, die sie seit einem halben Jahrhundert tanzten. Vielleicht spielten Gefühle für sie gar keine Rolle mehr. Vielleicht waren ihre Gefühle schon vor langer Zeit gestorben und nur noch der nackte Mechanismus des Intrigierens und Taktierens übriggeblieben. Wie immer die Wahrheit aussehen mochte – ich wollte erleben, wie dieser Tanz endete.
    Die Vorführung der Fernsehsendung war gerade zu Ende gegangen, als wir im leeren Foyer vor dem Ballsaal ankamen. Der Applaus war immer noch zu hören, als zwei Lakaien die Türen öffneten und die Menschenmenge herausströmte. Der amerikanische Produzent trieb in der Woge der Leiber dahin, bis er Kardinal Indelicato entdeckte und sich zu ihm gesellte. Während die beiden sich im Blitzlichtgewitter der Fotografen unterhielten, wurden Rufe laut, wie ausgezeichnet die Sendung gewesen sei. Auf Indelicatos Gesicht lag wieder das dünne Lächeln; er hielt den Kopf leicht zur Seite geneigt, und seine Finger berührten das juwelenbesetzte Kruzifix auf seiner Brust. Wir schlenderten im Gefolge D’Ambrizzis davon.
    Ich wandte mich an Father Dunn. »Lassen Sie uns hier so schnell wie möglich verschwinden. Ich kann das alles nicht mehr ertragen. Es sollte doch heute abend ein Ende finden, oder nicht? Der große Blitz und Donnerschlag … die Wahrheit. Und was geschieht? Für die Halunken hier ist es eine Feier wie alle anderen. Aber was hat Indelicato gemeint, als er behauptet hat, bald D’Ambrizzis Memoiren in die Hände zu bekommen? Sie haben doch gesagt, Peaches hätte diese verdammten Unterlagen …«
    Ich spürte D’Ambrizzis Hand auf meinem Arm, bevor Dunn antworten konnte. »Gehen Sie noch nicht. Der Abend hat erst angefangen.«
    Monsignore Sandanato war gerade in der Menge erschienen und kämpfte sich den Weg zu jenem Mann frei, der im Mittelpunkt der zuckenden Blitzlichter stand.
    D’Ambrizzi zog mich herum, wies auf Indelicato. »Sehen Sie?« Sandanato war außer Atem; sein eingefallenes Gesicht glänzte vor Schweiß.
    »Eminenz, bitte, entschuldigen Sie.«
    Indelicato wandte sich langsam um; seine Miene wurde herrisch, und sein dünnes Lächeln schwand. »Ja, Monsignore?«
    »Ich komme geradewegs vom Heiligen Vater, Eminenz. Er möchte Sie sehen. Sofort.« Sandanato konnte seine innere Spannung und Erregung kaum im Zaum halten.
    Indelicato nickte, wandte sich von all den Gratulanten und Fernsehleuten ab. Der Produzent fragte: »Eminenz, bedeutet das, die Wahl des Papstes ist auf Sie gefallen?«
    Indelicato starrte den Amerikaner erstaunt an, flüsterte: »Der Heilige Vater hat kein Stimmrecht«, und schob sich rasch an ihm vorbei, hielt vor D’Ambrizzi kurz inne. »Haben Sie gehört, Giacomo? Warum sichern nicht auch Sie mir Ihre Unterstützung zu?«
    »Sie sollten sich lieber beeilen, Fredi. Er könnte seine Meinung ändern.«
    »Sie finden sich wohl besonders witzig.«
    »Leben Sie wohl, Fredi.«
    Sandanato, darauf bedacht, D’Ambrizzis Blicken auszuweichen, zupfte Indelicato am Ärmel, als dieser vorbeirauschte. »Wünschen Sie, daß ich Sie begleite, Eminenz?«
    Indelicato blieb kurz stehen und schüttelte langsam den Kopf, als verkünde er ein geheimes

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