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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Schweizergarde erschien. »Gehen wir nicht zu weit?«
    »Schwester, ich kenne Manfredi Indelicato seit mehr als fünfzig Jahren. Der eine weiß so gut wie alles über den anderen. Er läßt mich permanent von seinen Spionen überwachen. Aber er betrachtet mich als einen Elefanten im Porzellanladen, und einen naiven noch dazu. Er glaubt, was er glauben möchte, was meine Person betrifft. Jedenfalls käme er nie auf den Gedanken, daß ich meine Spione unter seinen eigenen Angestellten habe, einige Damen und Herren seines Hauspersonals. Manchmal macht er sich Informationen zunutze, die er nur von seinen eigenen Spionen erhalten haben kann. Auf diese Weise verrät er sich selbst – und die Identität seines Spions noch dazu. Ich hingegen benutze niemals, was meine Leute über ihn in Erfahrung bringen. Ich beschränke mich auf das Sammeln von Informationen für den späteren Gebrauch.« Er grinste sein Krokodilsgrinsen. »Ich nutze mein Wissen nur indirekt, verstehen Sie. Ich bin der Verschlagene, nicht Manfredi.« Er strahlte über das ganze Gesicht. »Er ist darauf vorbereitet, mich heute abend zu töten. Wenn er es muß, wird er es tun … oder glaubt es jedenfalls. Aber mache ich einen ängstlichen Eindruck auf Sie? Also, Schwester, keine Sorge – wir sind hier ziemlich sicher. Ich bin schon mal hier gewesen. Was ich Ihnen gleich zeigen werde, habe ich bereits mehrere Male gesehen, nur um mir immer wieder zu versichern, daß es wirklich und wahrhaftig existiert. Folgen Sie mir bitte!«
    Der Staub auf den Weinflaschen, der leicht modrige Geruch, die stille Kühle des Kellers – das alles nahm ich in mich auf und fragte mich gleichzeitig, warum D’Ambrizzi uns hier heruntergeführt hatte. Als er am letzten Regal anlangte, reckte sich der Kardinal und bewegte es vorsichtig zur Seite. Ich vernahm ein surrendes, leise knirschendes Geräusch, und das Regal sowie die ganze Wand glitten auf unsichtbaren Führungsschienen zur Seite und gaben den Eingang zu einem dahinter liegenden Raum frei. D’Ambrizzi winkte uns, ihm zu folgen.
    »Manfredi ist ein überheblicher Mensch. Jeder andere, der unter seiner Villa einen solchen geheimen Raum besäße, hätte eine Alarmanlage anbringen lassen oder Überwachungskameras – wir leben im Zeitalter der Technisierung. Aber schließlich könnten die Monteure, würden sie hier unten derartige Geräte anbringen, ja darüber reden und irgend etwas durchsickern lassen, und es könnte ihm nichts Schlimmeres passieren. Manfredi ist sich seiner Unantastbarkeit sehr sicher, er ist so herrlich egozentrisch, er hält sich für völlig unangreifbar. Er ist sicher, daß niemand von dieser Gruft weiß – daß niemand weiß, was hier versteckt ist. Aber da irrt er sich. Giacomo D’Ambrizzi weiß es …«
    Zwei Stufen führten hinunter in den Raum. Er besaß nicht die romantisch-düstere Atmosphäre des Weinkellers; die Luft hier war rein und sauber, beinahe steril, was wohl auf die beiden großen Luftbefeuchteranlagen und das Luftfiltersystem zurückzuführen war. Außerdem war der Raum mit Temperaturmeßgeräten sowie damit gekoppelten automatischen Sprinkleranlagen ausgestattet -für den Fall, daß ein Feuer ausbrach. Ich sah Unmengen von Kisten verschiedenster Größe und Form. Der Raum hatte die ungefähren Ausmaße zweier Tennisplätze.
    »Dies, meine Freunde«, sagte D’Ambrizzi, »ist die Beute aus dem Zweiten Weltkrieg. Kommen Sie, sehen Sie sich diese Kisten an. Kommen Sie nur.« Er bedeutete uns, ihm zu folgen, führte uns die Stufen hinunter und trat dann an einige Kisten heran. »Schauen Sie … schauen Sie nur!«
    Die Kisten waren mit schwarzen Reichsadlern und Hakenkreuzen bemalt – Symbolen des Dritten Reiches. Einige trugen in verblaßter schwarzer Aufschrift die Namen bedeutender Künstler. Ingres. Manet. Giotto. Picasso. Goya. Bonnard. Degas. Raffael. Leonardo. Rubens. David. Es nahm kein Ende. Auf die meisten Kisten war in roter Farbe das Wort Vaticano gekritzelt.
    »Das alles ist hier sicher aufgehoben«, sagte D’Ambrizzi. »Manfredi hat sich, was die Konservierung betrifft, wirklich Mühe gegeben. Er ist ein wahrer Kunstliebhaber. Liegt in der Familie. Schließlich soll das alles ja noch sehr lange Zeit hier unten aufbewahrt werden, weil die meisten dieser Stücke eine kunsthistorisch recht genau bekannte Vorgeschichte haben. Von den meisten weiß man, in welchen Museen oder Privatsammlungen sie sich befunden haben. Vielleicht müssen sie noch hundert Jahre hier unten

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