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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Wen interessiert das heute noch?« Mein Vater blickte auf, als eine plötzliche Sturmbö eine Seite des Gebäudes wie ein Hammerschlag traf. Ein eisiger Windhauch wischte über den Fußboden. »Aber es stimmt. Ich habe herausgefunden, daß Indelicato der Mann war, den der Vatikan D’Ambrizzi auf den Hals gehetzt hat. Natürlich. Schließlich war ich derjenige, der ihn aus Europa herausgeschleust hat, als Indelicato ihn fast schon erwischt hatte.«
    »Und es war Horstmann, der die Morde begangen hat. Ist er dir dort drüben jemals über den Weg gelaufen?«
    Die Erinnerungen schienen meinen Vater zu erschöpfen. Sein Gesicht wirkte müde und eingefallen, seine Augen aber waren klar und wach, und er schien unser Gespräch noch nicht beenden zu wollen. »Nein, ich glaube nicht, daß ich ihm je begegnet bin. Aber das ist nicht verwunderlich. D’Ambrizzi hatte seine Männer sehr gut abgeschirmt …«
    » Die Assassini « , sagte ich.
    »Nenn sie, wie du willst. Es war ein regelrechter Geheimbund. Ich hatte damals ganz andere Aufgaben und weiß daher so gut wie gar nichts über die Aktivitäten D’Ambrizzis und seiner Truppe, Ben. Ich könnte einen Brandy gebrauchen. Keine Widerrede. Er ist gut für mein Herz.«
    Ich schenkte uns beiden ein und reichte ihm ein Glas. Er nippte daran und bettete den Kopf an die Rückenlehne des Sessels.
    »Denk bitte darüber nach, Dad. Wie wir Summerhays als den Mann bloßstellen können, der er in Wahrheit ist: der Verbündete des Mörders Indelicato … selbst ein Mörder, der Drahtzieher in diesem schmutzigen Spiel; er hat betrogen, gelogen, verraten, getötet …«
    »Ben, ich bin auf einmal sehr müde. Laß uns morgen weiterreden. Ich möchte den Rest der Geschichte wirklich hören, nur … jetzt kann ich nicht mehr.« Er erhob sich mühsam, aber ich half ihm nicht auf, da ich wußte, daß er meine Hilfe nicht wollte. Er ging zum Fuß der Treppe, die hinauf zur Galerie und zu den Schlafzimmern im ersten Stock führte. Der Wind rüttelte an dem Panoramafenster, und ich konnte sehen, welch gewaltige Schneemassen sich draußen aufgetürmt hatten. »Ben, ich habe eine Idee. Du wirst uns morgen einen Weihnachtsbaum besorgen, ja?« Er seufzte. »Ich vermisse deine Schwester. Oh, verdammt.«
    Als ich erwachte, war es bereits Vormittag, und Dad briet Eier mit Speck. Wir setzten uns an den Eßtisch, und ich verzehrte eine ungeheure Portion, was mich unwillkürlich an Schwester Elizabeth erinnerte. Dad stellte die Kaffeekanne auf den Tisch und sagte, er wolle nun den Rest der Geschichte hören – bis zum Ende.
    Also erzählte ich ihm von D’Ambrizzis Geständnis auf seiner kleinen Abendgesellschaft im Hotel Hassler. Warum auch nicht? Wenn D’Ambrizzi all seine Geheimnisse den damals Versammelten preisgegeben hatte, dann konnte ich sie meiner Meinung nach auch seinem ehemaligen Waffengefährten Hugh Driskill anvertrauen. Mein Gott, sogar Drew Summerhays war an jenem Abend dabeigewesen. Darum erzählte ich meinem Vater alles. Ich brauchte seine Hilfe, falls wir irgendeinen Weg finden wollten, Summerhays bloßzustellen. Ich verschwieg ihm nur, warum Val hatte sterben müssen: weil sie die Wahrheit entdeckt, alle Fäden verknüpft und sämtliche Verbindungen hergestellt hatte und dann nach Hause gekommen war, um ihrem Vater und ihrem Bruder davon zu berichten …
    Ich wollte sichergehen, daß er mit der Flut der Informationen fertig werden und die brutale Wahrheit verdauen konnte. Darum wartete ich, schwieg. Er stellte keine Fragen über Val, Gott sei Dank.
    Doch ansonsten verschwieg ich ihm nichts. Ich erzählte ihm, wie Indelicato gestorben war, wie wir ihn gefunden hatten, wie D’Ambrizzi gewissermaßen mit der Stimme der Vergangenheit gesprochen hatte, als Simon, und Salvatore di Mona seinen letzten Befehl erteilte: die Ermordung von Kardinal Indelicato.
    Mein Vater blickte mich über den Rand der Kaffeetasse hinweg an. Seine Augen hatten einen stumpfen Ausdruck und waren von so tiefen Rändern umgeben, als wäre er die ganze Nacht über wach gewesen. »Weißt du, für einen Menschen, der sich eingehend mit der Kirchengeschichte beschäftigt hat wie ich, ist es keine so erschütternde Neuigkeit zu erfahren, daß ein Papst zum Mörder geworden ist. Nicht einmal, wenn er seinen wahrscheinlichsten Nachfolger getötet hat – das alles ist zu früheren Zeiten auch schon geschehen. Die Geschichte des Vatikans ist lang und düster.« Der Blick aus seinen müden Augen wurde stechend. Verglichen

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