Assassini
habe ich ihn in Sicherheit gebracht.« Er betrachtete mich durch den Zigarrenrauch.
»Was weißt du über Archduke?«
»Ich habe den Mann nie getroffen.«
»Kennst du seine Identität?«
»Woher sollte ich? Außerdem, das alles ist lange her. Wem würde es nützen?«
»Es ist deshalb wichtig, weil die Geschichten von damals mit Ereignissen von heute verknüpft sind … auch mit dem Mord an Val …«
»Du verwechselst Gegenwart und Vergangenheit, Ben.«
»Nein. Ich habe die Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart begriffen, Dad. Ich habe fast alles herausgefunden. Ein Mann, nein, zwei Männer haben Vergangenheit und Gegenwart miteinander verknüpft. Der eine war Indelicato. Der andere ist Archduke. Meines Erachtens lebt dieser Mann noch, und ich glaube, daß er derjenige war, der D’Ambrizzi damals an den Vatikan und die Nazis verraten und sich schon vor vierzig Jahren mit Indelicato verbündet hat … und ich glaube, daß er auch jetzt wieder mit Indelicato verbündet gewesen ist, um dafür zu sorgen, daß nicht D’Ambrizzi Papst wird, sondern Indelicato. Nur war das für Archduke ein Schlag ins Wasser, jetzt, wo Indelicato tot ist.«
»Du traust diesem Archduke ja eine Menge zu«, sagte er. »Hast du denn einen Verdacht, wer dieser Mann sein könnte?«
»Ich bin sogar sicher, daß ich es weiß.«
»Und?«
»Es wird dir nicht gefallen.« Ich holte tief Luft. »Summerhays.«
»Was?« Er schlug mit seiner riesigen Hand auf die Sessellehne. »Summerhays? Warum, in Gottes Namen, Summerhays?«
»Er war damals doch dein Vorgesetzter? In London stationiert, nicht wahr?«
Mein Vater nickte, und ein erstauntes Lächeln legte sich auf sein breites Gesicht.
»Er hatte eine Vielzahl von Informationsquellen zur Verfügung. Dich und weitere Agenten sowohl in Frankreich als auch in Deutschland. Er hatte Zugang zu allen geheimdienstlichen Nachrichten, die vom Kontinent nach London kamen. Er war schon damals tief in innerkirchliche Angelegenheiten verwickelt. Er hat Pius gekannt, bevor dieser Papst wurde und nachdem er Papst geworden war. Er ist, was kirchliche Belange angeht, ein Konservativer. Er hat dich und Lockhardt gelehrt, wie der Hase läuft -sieh den Tatsachen ins Auge, Dad, Summerhays ist die logische Schlußfolgerung, wenn man sich die Frage nach der Identität Archdukes stellt, ob’s dir gefällt oder nicht.«
»Und du willst mir weismachen, daß Drew hinter dieser ganzen schmutzigen Geschichte steckt? Das ist aber verdammt schwer zu glauben, Ben.«
»Es ist verdammt schwer zu glauben, was in den letzten achtzehn Monaten passiert ist, weil jemand seine schmutzige Vergangenheit säubern wollte. Dad, du kannst mir bei dieser Sache helfen, du kannst mir helfen, es zu beweisen. Summerhays vertraut dir.«
»Ach, Ben, mein Junge, ich weiß doch nichts darüber. Mein Gott, Drew Summerhays … ich habe seit langer Zeit nicht mehr an diese alten Geschichten gedacht.«
»Aber du hast deine Erinnerungen auffrischen können. Du hast doch das Manuskript D’Ambrizzis gelesen, das er zurückgelassen hat, bevor er aus Princeton verschwunden ist.«
Er nickte, lachte leise. »Sicher, sicher, aber Summerhays – also ehrlich, du überraschst mich, Ben. Du bist auf der falschen Fährte. Es kann nicht anders sein. Ja, ich habe D’Ambrizzis Aufzeichnungen gelesen. Peaches hat mir davon erzählt …«
»Wobei du ihm ein bißchen Dampf unterm Hintern gemacht hast, wie ich gehört habe.«
»Aha. Dann hast du also mit dem jungen Peaches darüber gesprochen. Hat er dir die Geschichte von dem Pfarrer erzählt, der immer das Bedürfnis hatte, mir gegenüber den großen Mann zu markieren?«
Ich nickte.
»Na ja, gut, ich habe den armen Peaches ein wenig bearbeitet, und er hat schließlich zugegeben, die Papiere gefunden zu haben. Ich habe sie gelesen. Eine interessante Geschichte, das muß ich gestehen, aber was kann man damit schon noch anfangen? Ich weiß es nicht. Die Kirche hat eine Art Resistancegruppe gefördert, es war Diebstahl im Spiel, ein paar Morde, jede Menge Decknamen … ziemlich alte Kamellen, nicht wahr? Was hast du dir eigentlich für einen Reim darauf gemacht?«
»Ich habe eine ganze Reihe von Beweisen gefunden, daß D’Ambrizzis Angaben der Wahrheit entsprechen«, sagte ich. »Hast du jemals Wind davon bekommen, daß Indelicato und der Collector identisch waren? Hast du gewußt, daß Indelicato derjenige gewesen ist, an den Archduke die Pius-Verschwörung verraten hat?«
»Kann sein, Ben.
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