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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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haben. Während sein T-Shirt eingerissen war, wies ihre Kleidung keinerlei Anzeichen eines Kampfes auf.
    Der Mann stieß einen Fluch aus, als er vor Kati und Chris zum Stehen kam. »Und jetzt erzähl«, forderte ihn Paola auf, aber er kniff nur trotzig die Lippen zusammen. Ohne mit der Wimper zu zucken, riss sie seinen Arm nach oben. Ein Schmerzensschrei entfuhr ihm, und er versuchte, sich ihrem Griff zu entwinden, woran sie ihn scheinbar mühelos hinderte.
    »Lass ihn los«, sagte Kati nach einem kurzen Blick in das schmerzverzerrte Gesicht des Mannes.
    »Dann wird er abhauen«, entgegnete Paola ungerührt.
    »Nimm ihm das Versprechen ab, nicht wegzulaufen. Dann werden wir ihm nichts tun.«
    »Wenn du meinst«, erwiderte die Studentin mit einem spöttischen Unterton, der deutlich machte, was sie von Katis Naivität hielt. Sie wechselte ein paar Worte mit ihrem Gefangenen, der sich offenbar in sein Schicksal fügte. Paola ließ seinen Arm los.
    Der Mann, der nicht viel älter sein konnte als die Studentin, rieb sich die schmerzende Schulter. Seine Augen flackerten unruhig. Kati trat auf ihn zu.
    »Wer hat dich geschickt?«, fragte sie. Vielleicht war er etwas weniger starrsinnig als die Männer in Dubrovnik, die einen deutlich gefährlicheren Eindruck gemacht hatten und, wie Seamus betont hatte, Profis waren. Der hier sah nicht wie jemand aus, der über Leichen gehen würde.
    Anstatt einer Antwort versetzte er ihr einen Stoß. Kati taumelte gegen Paola. Als sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte, war der Mann schon zehn Meter entfernt. Diesmal verfolgte die Studentin ihn nicht.
    »Schade«, sagte sie trocken. »Er hätte uns vielleicht ein paar interessante Dinge erzählen können.«
    »Aber nicht auf deine Art«, sagte Kati bestimmt.
    »Eine andere Sprache verstehen solche Leute nicht«, widersprach Paola. Dann zuckte sie mit den Schultern und lächelte. »Aber wahrscheinlich hat er seinen Auftraggeber sowieso nicht gekannt. Er sah nicht aus wie jemand, den man ins Vertrauen zieht. Warten wir eben darauf, was Ilyas macht.«
    Kati war erstaunt, wie mühelos Paola von einer Rolle in die andere schlüpfte. Eben noch die freundliche Begleiterin,verwandelte sie sich nur wenig später in eine eiskalte Kämpferin, die, wie Ilyas, keine Skrupel zu kennen schien, nur um im nächsten Moment wieder das nette Mädchen aus dem Museum zu werden. Auch Chris stand mit offenem Mund dabei, sichtlich ebenso verwundert über Paolas Wandlungsfähigkeit wie Kati.
    Ohne ein weiteres Wort setzten sie sich auf die Stufen und warteten auf Ilyas’ Rückkehr.

Verfolgungsjagd
    Der Dieb war schneller als Ilyas, und er hatte den Vorteil, sich hier auszukennen. Mit jedem Schritt vergrößerte sich sein Vorsprung. Er rannte quer durch den Park, der zu Füßen des Museums lag. Ilyas erkannte, dass sein Ziel die Straße war, die dahinter lag. Als er aus dem Park kam, war der Mann bereits ein gutes Stück die Straße in Richtung des Fährhafens entlanggelaufen. Sein Vorsprung vergrößerte sich nicht mehr, denn er musste sich, ebenso wie Ilyas, durch die dichten Reihen der Fußgänger hindurchwinden.
    Ilyas folgte ihm, bis sie einen Platz erreichten, auf dessen gegenüberliegender Seite sich ein großes Gebäude befand. Über der Tür war der Schriftzug
Sirkeci Gari
angebracht. Es erinnerte Ilyas an den Palast eines wohlhabenden Mannes, aber die Türen wurden nicht bewacht und der Dieb verschwand ohne Zögern im Inneren des Gebäudes. Ilyas lief hinterher. Er fand sich in einer großen Halle wieder, die von vielen Leuten gefüllt war, so wie bei einer Audienz. Aber diese Leute waren nicht hier, um einem Herrscher zu huldigen oder ihm ein Anliegen vorzutragen. Sie standen vor Glaswänden, hinter denen andere Menschen mit ihnen sprachen, saßen auf Bänken herum oder tranken Tee.
    Nicht jedoch der Mann, den er verfolgte. Der verschwandsoeben durch eine große Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Saales. Ilyas wollte bereits hinterherrennen, als ihn eine laute Stimme zum Stehen brachte.
    Hatte man ihn also doch erkannt! Seine Hand fuhr zu seinem Dolch und er blickte sich um. Aber niemand schien ihm besondere Beachtung zu schenken. Die Stimme dröhnte weiter, und es war so, als käme sie von überallher. Die Anwesenden schenkten ihr keine Aufmerksamkeit, und nach einem kurzen Zögern setzte Ilyas seine Verfolgung fort.
    Die Tür öffnete sich zu einem weiteren Platz, der allerdings lang und schmal war und nach wenigen Metern abrupt an einem

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