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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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bildete ich es mir nur ein, oder beschleunigte sich mein Pulsschlag wirklich ein bisschen? Es war lange her, seit eine Frau bei mir solche Gefühle ausgelöst hatte. Ich hatte mein Leben entweder mit Studien oder Umherreisen verbracht, und was die Frauen in meinem Bett anging, war nichts Ernstes darunter gewesen – während meiner Zeit bei den Coldstreams hatte ich mich gelegentlich mit einer Wäscherin verlustiert, mit Bedienungen oder der Tochter eines Gastwirts, Frauen, die mir Trost und Freude beschert hatten, körperlich und anderweitig, aber, wie gesagt, es war keine dabei gewesen, die ich als etwas Besonderes bezeichnet hätte.
    Diese Frau hingegen … Ich hatte etwas in ihren Augen gesehen, als sei sie so etwas wie ein verwandter Geist, einsam wie ich, kämpferisch wie ich, auch sie eine geschundene Seele, die aus müden Augen in die Welt blickte.
    Ich ließ den Blick über das Lager schweifen. „Das Feuer wurde gerade erst gelöscht, der Schnee erst kürzlich aufgewühlt.“ Ich schaute auf. „Sie ist in der Nähe.“
    Ich stieg vom Pferd, doch als ich sah, dass Charles es mir gleichtun wollte, hielt ich ihn zurück.
    „Ihr kehrt am besten zu Braddock zurück, Charles, bevor er noch misstrauisch wird. Ich komme hier schon allein zurecht.“
    Er nickte, wendete sein Pferd, und ich schaute ihm nach, als er davonritt, dann richtete ich mein Augenmerk auf den schneebedeckten Boden und fragte mich, warum ich ihn wirklich fortgeschickt hatte. Doch ich kannte den Grund dafür ganz genau.
    II
    Ich schlich mich zwischen den Bäumen hindurch. Es hatte wieder zu schneien begonnen, und der Wald war sonderbar still bis auf das Geräusch meines eigenen Atems, der vor meinem Mund zu kleinen Wolken gefror. Ich bewegte mich schnell, aber leise, und es dauerte nicht lange, bis ich sie sah – oder zumindest ihren Rücken. Sie kniete im Schnee und hatte ihre Muskete an einen Baum gelehnt, während sie eine Falle inspizierte. Ich schlich mich näher, so leise, wie ich nur konnte, und sah doch, wie sie sich plötzlich anspannte.
    Sie hatte mich gehört. Herrgott, sie war gut.
    Und im nächsten Moment hatte sie sich schon zur Seite gerollt, ihre Muskete gepackt und einen Blick hinter sich geworfen, und dann verschwand sie im Wald.
    Ich rannte ihr nach. „Bitte, bleibt stehen!“, rief ich. „Ich möchte nur mit Euch reden . Ich bin nicht Euer Feind.“
    Aber sie hielt nicht inne. Ich lief flink durch den Schnee, schnell, wich jedem Baum mit Leichtigkeit aus, aber sie war noch schneller, und dann verlagerte sie ihre Flucht in die Bäume, indem sie hochsprang und sich, wo immer es möglich war, an den Ästen über den beim Laufen hinderlichen Schnee hinweg schwang.
    Letztlich führte sie mich immer tiefer in den Wald hinein und wäre mir auch entkommen, hätte sie nicht außerordentliches Pech gehabt. Sie stolperte über eine Baumwurzel, strauchelte und fiel, und schon war ich bei ihr, allerdings nicht, um sie anzugreifen, sondern um ihr zu Hilfe zu kommen. Ich hielt ihr schwer atmend eine Hand hin und brachte hervor: „Ich … bin … Haytham. Ich … komme … in … Frieden.“
    Sie sah mich an, als hätte sie kein Wort verstanden. Ich spürte die Anzeichen einer beginnenden Panik in mir. Vielleicht hatte ich mich bei unserer ersten Begegnung geirrt. Vielleicht sprach sie gar kein Englisch.
    Bis sie plötzlich erwiderte: „Seid Ihr schwachsinnig?“
    Perfektes Englisch.
    „Oh … entschuldigt …“
    Sie schüttelte entrüstet den Kopf.
    „Was wollt Ihr?“
    „Nun, erst einmal wüsste ich gern Euren Namen.“ Meine Schultern hoben und senkten sich, während ich allmählich wieder zu Atem kam, der in der eisigen Kälte dampfte.
    Und dann, nach einem Moment der Unentschlossenheit, die ich auf ihrem Gesicht lesen konnte, sagte sie: „Ich bin Kaniehtí:io.“
    Ich versuchte, ihren Namen zu wiederholen, erfolglos jedoch, und sie sagte: „Nennt mich einfach Ziio. Und nun verratet mir, warum Ihr hier seid.“
    Ich nahm die Kette mit dem Amulett ab, um es ihr zu zeigen. „Wisst Ihr, was das ist?“
    Ohne Vorwarnung packte sie meinen Arm. „Ihr habt eine?“, fragte sie. Eine Sekunde lang war ich verdutzt, bis ich sah, dass sie nicht das Amulett betrachtete, sondern meine versteckte Klinge. Ich musterte sie kurz und empfand ein Gefühl, das ich nur als eine merkwürdige Mischung der verschiedensten Emotionen beschreiben kann: Stolz, Bewunderung, dann Angst, als sie die Klinge – versehentlich – hervorschnellen ließ.

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